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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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setzte sich in Bewegung.
    Aller Augen spähten nach der Seite, von der man ein immer stürmerischeres Läuten vernahm. Bald erschien am Horizonte ein heller Feuerschein.
    »Eine Feuersbrunst!« flüsterte Pan Michail und wandte sich zu Skrzetuski: »Das sind die Schweden!«
    »Eilen wir hinzu!« erwiderte Pan Jan.
    »Eigentümlich, warum haben sie Feuer angelegt?«
    »Wahrscheinlich haben die Bauern ihnen Widerstand geleistet.«
    »Wir werden ja sehen!« lächelte Pan Michail selbstgefällig.
    In diesem Augenblicke sprengte Zagloba zu ihm heran.
    »Pan Michail!«
    »Was gibt's?«
    »Ich fühle, es riecht nach schwedischem Blut. Es wird wohl einen Kampf geben, wie?«
    »Wie Gott will, wie Gott will!«
    »Und wer wird den Gefangenen bewachen?«
    »Welchen Gefangenen?«
    »Mich nicht – den Kowalski. Sehen Sie, Pan Michail, es ist sehr wichtig für uns, daß er nicht entkommt. Vergessen Sie nicht, daß der Hetman nichts von unserer Befreiung ahnt und nie etwas davon erfahren wird, wenn es Kowalski ihm nicht erzählt. Er muß von einem sicheren Mann bewacht werden, denn während des Kampfes kann er leicht Fersengeld geben.«
    »Ja, – Sie haben recht. Man muß jemand bei ihm zurücklassen. Wollen Sie das nicht übernehmen?«
    »Hm – 's ist schade um die schöne Schlacht! Aber es ist ja wahr, des Nachts und dann beim Feuerschein kann ich doch nichts Rechtes sehen. – Am Tage würden Sie mich nie dazu überreden können! – Und wenn das allgemeine Wohl es fordert, so will ich's tun.«
    »Schön, ich lasse Ihnen fünf Mann zur Hilfe zurück. Sollte er versuchen zu entfliehen, so schießen Sie ihn nieder.«
    »Er wird unter meiner Leitung weich wie Wachs werden, seien Sie unbesorgt. – Doch die Feuersbrunst nimmt mehr und mehr zu. – Wo soll ich mit Kowalski zurückbleiben?«
    »Wo Sie wollen. – Ich habe jetzt keine Zeit mehr,« sagte Pan Michail und ritt fort.
    Das Feuer verbreitete sich immer weiter. Ein frischer Wind führte mit dem Glockengeläute auch den Schall von Schüssen mit sich.
    »Trab!« kommandierte Pan Wolodyjowski.

4. Kapitel.
    Als die Ritter sich dem Dorfe näherten, mäßigten sie ihren Schritt. Vor ihnen lag eine breite Straße, die durch den Widerschein des Feuers hell erleuchtet war. Auf beiden Seiten der Straße brannten die Häuser und überschütteten die naheliegenden Gebäude mit Funkengarben. Menschliche Stimmen vermischten sich mit dem Gebrüll des Rindviehs, dem Geheul der Hunde und vereinzelten Schüssen.
    Pan Wolodyjowski bemerkte sogleich mehrere Reiter mit runden Hüten und hohen Stiefeln. Einige kämpften mit den Bauern, die sich mit Heugabeln und Dreschflegeln bewaffnet hatten; andere trieben Stiere, Kühe und Schafe aus den Ställen die Straße entlang; wieder andere konnte man kaum unter dem Berg von getötetem, noch im letzten Todeskampfe liegenden Geflügel erkennen, mit dem sie sich behängt hatten.
    Einige von ihnen sahen das herannahende Banner. Ein Soldat ritt zum Offizier und teilte ihm, mit der Hand auf Wolodyjowski weisend, etwas mit. Der Offizier gab ein Zeichen, und im gleichen Augenblick übertönte ein scharfer Trompetenstoß alle anderen Geräusche. Bald standen die Schweden in Schlachtordnung.
    »Nun feuert mal eine Kartätsche da hinein!« sagte der kleine Oberst.
    Der Schuß erfolgte, aber der Entfernung wegen verfehlte er sein Ziel.
    »Schießt noch einmal!« rief Wolodyjowski.
    Der schwedische Offizier gab auch einen Befehl; die Reiter zogen ihre Pistolen heraus.
    »Vorwärts!« kommandierte Wolodyjowski.
    Die Laudaer neigten sich tief auf die Halse ihrer Pferde und flogen wie der Wind vorwärts. Die Schweden ließen sie dicht herankommen und begannen dann, mit ihren Pistolen zu schießen, ohne den Reitenden, die durch die Hälse ihrer Pferde geschützt waren, besonderen Schaden zuzufügen. Nun griffen die Laudaer zu den Säbeln und drängten die Schweden, die mit ihren Rapieren die Hiebe der Laudaer abwehrten, zurück. Viele verwundete Schweden fielen zu Boden. Pan Wolodyjowski, der in der ersten Reihe focht, kämpfte so vorzüglich, daß um ihn herum ein schwedischer Hut nach dem anderen in die Tiefe tauchte. Die hart bedrängten Schweden gerieten in Verwirrung und fingen an, sich zu zerstreuen.
    Wolodyjowski suchte nach ihrem Offizier und fand ihn, sich gegen die wütenden Angriffe zweier Butryms verteidigend.
    »Fort!« rief er den Butryms zu.
    Die gehorsamen Soldaten sprangen zur Seite, und der kleine Ritter fiel über den Schweden her. Der Offizier

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