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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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und im Spiel einen Trost für ihr einförmiges Leben fanden. Mit jedem Tage aber ragten die Hausmauern höher, und in wenigen Monaten wuchs die Stadt Achetaton mit ihren wunderbaren Gärten wie in einem Märchen aus der Wüste empor. Doch was das alles kostete, vermag ich nicht auszurechnen. Nur so viel weiß ich, daß das Gold Ammons nicht ausreichte, denn als die Siegel von den Türen gebrochen wurden, fand man die Höhlen Ammons fast leer: die Priester hatten in Erwartung des Sturmes viel Gold unter die Getreuen zur Aufbewahrung verteilt.
    Noch muß ich erwähnen, daß sich die Königsfamilie Achetatons wegen zersplitterte. Die große königliche Mutter weigerte sich, ihrem Sohn in die Wüste zu folgen. Theben war ihre Stadt, und das goldene Haus des Pharao, das blau und rot in seinen Mauern und Gärten am Stromufer schimmerte, hatte Pharao Amenophis seiner Geliebten errichtet; denn die Königsmutter Teje war ursprünglich nur eine arme Vogelfängerin im Röhricht des Unteren Landes gewesen. Deshalb wollte Teje Theben nicht verlassen, und auch die Prinzessin Baketaton, die, dem Beispiel des Pharao folgend, den Namen Baketaton angenommen hatte, blieb bei ihrer Mutter in Theben, und der Priester Eje herrschte dort als Träger des Krummstabes und saß auf dem königlichen Thron vor den Lederrollen zu Gericht. So war alles in Theben wie einst, nur daß der Pharao abwesend war und Theben ihn nicht vermißte.
    Auch die Königin Nofretete war nämlich nach Theben zurückgekehrt, weil sie gebären sollte und sich nicht getraute, es ohne Hilfe der Ärzte Thebens und der Negerzauberer ihrer Schwiegermutter zu tun; und sie gebar eine dritte Tochter, die den Namen Anchesenaton erhielt und Königin werden sollte. Auch ihren Kopf hatte man, wie den ihrer Schwestern, zur Erleichterung der Entbindung mit Hilfe der Zauberer lang und schmal gezogen, und als die Prinzessin älter wurde, begannen die Hofdamen und alle Frauen Ägyptens, die vornehm sein und die Sitten des Hofes nachmachen wollten, zur Verlängerung ihrer Häupter falsche Hinterköpfe zu tragen. Die Prinzessinnen aber trugen ihre Häupter glattrasiert, weil sie auf ihre vornehme Kopfform stolz waren. Auch die Künstler bewunderten sie, hieben sie in Stein aus und zeichneten und malten von ihnen viele Bildnisse, ohne zu ahnen, daß die Zauberei der Neger dahintersteckte.
    Doch nachdem Nofretete ihre Tochter geboren hatte, kehrte sie nach Achetaton zurück und stieg im Palast ab, der inzwischen vollendet war. In Theben ließ sie auch die Nebenfrauen des Pharao zurück, denn sie war sehr ärgerlich darüber, bereits zum drittenmal eine Tochter geboren zu haben, und wollte verhindern, daß der Pharao seine Manneskraft auf den Matten anderer Weiber vergeude. Echnaton hatte nichts dagegen einzuwenden, denn er war seiner Pflichten im Frauenhaus höchst überdrüssig und wollte überhaupt keine anderen Frauen haben, was ein jeder, der Nofretetes Schönheit sah, wohl verstand; denn auch die dritte Geburt hatte ihrer Anmut nicht geschadet, ja, sie wirkte im Gegenteil jünger und frischer als je zuvor.
    So erhob sich die Stadt Achetaton in einem Jahr aus der Wildnis; stolze Palmenkronen schaukelten an ihren breiten Straßen, Granatäpfel reiften rot in ihren Gärten, und Lotoskelche blühten rosig in ihren Fischteichen. Und diese ganze Stadt war ein einziger blühender Garten, denn ihre Bauten waren aus Holz und leicht und luftig wie Lusthäuser, und ihre Palmen- und Schilfsäulen schlank und bunt bemalt. Die Gärten erstreckten sich bis in das Innere der Häuser, und ihre Wände waren mit Palmen und Sykomoren, deren Wipfel sich im Lenzwind neigten, bemalt, während ihre Böden mit Schilfmustern verziert waren, zwischen denen farbige Fische schwammen und Enten sich auf bunten Flügeln zum Flug aus dem Röhricht erhoben. Und in dieser Stadt fehlte nichts, was das Menschenherz erfreuen kann. Zahme Gazellen wandelten in ihren Gärten herum, feurige Pferde mit wedelnden Federbüschen zogen leichte Wagen durch die Straßen, und aus den Küchen drang der köstliche Duft von Gewürzen aus allen Teilen der Welt.
    So wurde die Stadt der Himmelshöhe vollendet, und als der Herbst kam und die Schwalben wieder aus dem Schlamm auftauchten und in ruhelosen Schwärmen über dem steigenden Strom flitzten, weihte Pharao Echnaton dieses Land und diese Stadt seinem Gott Aton.
    Er weihte alle Grenzsteine des Landes in allen vier Himmelsrichtungen ein. Auf jedem segnete Aton mit seinen Strahlen ihn

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