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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Syrien zurückerobern. Wahrlich, wenn auch Joppe fällt, ist Ägyptens Machtstellung in Syrien verloren!«
    Pharao Echnaton war tief betrübt, als er die Zerstörung Jerusalems erfuhr; denn er hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um dieses in eine Stadt Atons zu verwandeln und Syrien zu befrieden. Deshalb meinte er: »Jener Greis in Jerusalem, dessen Namen mir augenblicklich entfallen ist, war ein Freund meines Vaters: als Knabe sah ich ihn in dem goldenen Haus zu Theben, und er trug schon einen langen Bart. Deshalb will ich ihm als Entschädigung seinen Lebensunterhalt aus ägyptischen Mitteln bezahlen, obgleich die Steuereinnahmen stark zurückgegangen sind, seitdem der Handel mit Syrien aufgehört hat.«
    »Er dürfte kaum mehr Freude an seiner Altersrente und seinen ägyptischen Halsketten haben!« sagte Haremhab. »Sofern meine Spione nicht ganz falsch unterrichtet sind, hat nämlich König Aziru aus seinem Schädel eine schöne Schale anfertigen und mit Gold verzieren lassen und sie dem König Schubbiluliuma in Chattuschasch zum Geschenk gesandt.«
    Das Gesicht des Pharao ward aschgrau, seine Augen röteten sich. Aber er beherrschte seinen Schmerz und sprach ruhig: »So etwas kann ich schwerlich dem König Aziru zutrauen, den ich für meinen Freund hielt und der das Kreuz des Lebens so gerne von mir angenommen hat! Vielleicht aber habe ich mich in ihm getäuscht, und sein Herz ist schwärzer, als ich ahnte. Du aber, Haremhab, verlangst das Unmögliche, indem du mich um Speere und Streitwagen bittest. Schon jetzt habe ich das Volk über die Steuern murren hören, und die Ernte ist auch nicht nach meinen Erwartungen ausgefallen.«
    Haremhab sagte: »Um Atons willen, erteile mir wenigstens deinen Befehl und gib mir zehn Streitwagen und zehn mal zehn Speerwerfer, damit ich nach Syrien fahren und retten kann, was noch zu retten ist!«
    Aber Pharao Echnaton erklärte: »Atons wegen kann ich keinen Krieg führen, weil ihm jedes Blutvergießen ein Greuel ist. Lieber verzichte ich auf Syrien. Syrien soll frei sein und einen eigenen Bundesstaat bilden, und wir wollen wie früher Handel mit ihm treiben: denn ohne ägyptisches Getreide kann Syrien nicht leben.«
    »Bildest du dir wirklich ein, Echnaton, daß sie sich damit begnügen werden?« fragte Haremhab verblüfft. »Jeder erschlagene Ägypter, jede erstürmte Mauer, jede besiegte Stadt steigert ihr Selbstgefühl und gibt ihnen immer wahnsinnigere Begehren ein. Nach Syrien werden die Kupfergruben des Sinai folgen! Wenn Ägypten diese verliert, können wir keine Spitzen für unsere Speere und Pfeile mehr schmieden.«
    »Habe ich nicht gesagt, daß Holzspeere für die Wächter genügen?« fragte Pharao Echnaton ärgerlich. »Warum quälst du meine Ohren mit dem ewigen Gerede von Speeren und Pfeilspitzen, daß die Worte sich in meinem Gehirn verwirren, wo ich doch gerade eine Hymne auf Aton dichte?«
    »Nach dem Sinaigebiet kommt die Reihe an das Untere Reich!« fuhr Haremhab erbittert fort. »Wie du selbst sagtest, kann Syrien nicht ohne ägyptisches Getreide auskommen, obgleich ich weiß, daß sie nunmehr Getreide aus Babylonien erhalten. Wenn du aber Syriens wegen nicht besorgt bist, solltest du wenigstens die Hetiter fürchten; denn ihre Herrschsucht kennt keine Grenzen.«
    Da lachte Pharao Echnaton mitleidig, wie jeder vernünftige Ägypter über solches Geschwätz gelacht haben würde, und sagte: »Solange wir uns entsinnen können, hat noch kein Feind seinen Fuß auf die schwarze Erde gesetzt. Keiner würde sich erkühnen, es zu tun; denn Ägypten ist das reichste und mächtigste Land der Welt. Zu deiner Beruhigung aber kann ich dir, der du so böse Träume hast, sagen, daß die Hetiter nur ein Barbarenvolk sind, das Rinderherden auf kahlen Bergen weidet, und daß unsere Bundesgenossen in Mitani ein Bollwerk gegen sie bilden. Auch habe ich dem König Schubbiluliuma das Kreuz des Lebens gesandt; auf sein Begehren habe ich ihm sogar Gold geschickt, damit er in seinem Tempel mein Bildnis in natürlicher Größe errichten lassen könne. Er wird den Frieden Ägyptens nicht stören; denn er bekommt jedesmal, wenn er darum bittet, Gold von mir, obgleich das Volk über die Steuern murrt und ich es eigentlich nicht mit Steuern belasten möchte.«
    Die Adern in Haremhabs Gesicht schwollen; aber er hatte sich schon eine gewisse Selbstbeherrschung angewöhnt und sagte nichts mehr, sondern folgte mir, als ich ihm erklärte, als Arzt könne ich ihm nicht gestatten, den Pharao

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