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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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keine Antwort, sondern versank in ihre eigenen Gedanken und Erinnerungen und sagte: »Vielleicht, Sinuhe, findest du, ich sei ein böses, abstoßendes Weib, wenn ich so offen zu dir spreche. Aber ich bitte dich, mich meiner Taten wegen nicht zu hart zu verurteilen, sondern mich, wenn du dazu fähig bist, zu verstehen. Denn es ist für eine arme Vogelfängerin nicht leicht, in das Frauenhaus des Pharao zu kommen, wo alle sie ihrer dunklen Hautfarbe und breiten Füße wegen verachten und ihr tausend Nadelstiche versetzen, während ihre einzige Gnade in einer Laune des Pharao und der Schönheit und Jugend ihres eigenen Leibes besteht. Du darfst dich daher nicht wundern, daß ich nicht nach den Mitteln fragte, wenn es galt, das Herz des Pharao an mich zu fesseln, und ich ihn Nacht für Nacht mit den seltsamen Sitten der Schwarzen vertraut machte, bis er nicht mehr ohne meine Liebkosungen leben konnte und ich durch ihn ganz Ägypten beherrschte. Auf diese Weise überwand ich alle Ränke des goldenen Hauses und wich ich allen Schlingen und Netzen aus, die man mir in den Weg legte; ich schreckte auch nicht vor Rache zurück, wenn ich Grund zur Vergeltung hatte. So lähmte ich alle Zungen durch Schrecken und herrschte im goldenen Haus nach meinem Willen; dieser aber war, daß keine andere Frau dem Pharao einen Knaben gebäre, bevor ich ihm einen Sohn geschenkt. Deshalb gebar keine Frau im Haus des Pharao ihm einen Knaben, und die Töchter, die ihm geboren wurden, versprach ich sogleich nach der Geburt vornehmen Männern. So stark war mein Wille; aber selbst wagte ich noch nicht, ein Kind zu gebären, weil ich vermeiden wollte, ihm weniger schön zu dünken. Denn anfangs beherrschte ich ihn ausschließlich durch meinen Leib, bis ich schließlich sein Herz in tausend Maschen verstrickt hatte. Er jedoch begann zu altern, und die Liebkosungen, durch die ich ihn beherrschte, schwächten ihn so sehr, daß ich ihm, als ich endlich die Zeit zum Gebären für gekommen hielt, zu meinem Entsetzen eine Tochter schenkte. Diese Tochter ist Baketaton. Ich habe sie nicht verheiratet; denn sie bedeutet für mich immer noch einen Pfeil in meinem Köcher. Der Weise aber hält stets viele Pfeile vorrätig und verläßt sich nicht nur auf einen einzigen. Die Zeit verging, und ich lebte in großer Angst, bis ich ihm schließlich einen Sohn gebar. Dieser bereitete mir allerdings nicht die erhoffte Freude; denn er ist verrückt. Dafür aber setzte ich nun meine Hoffnung auf seinen noch ungeborenen Sohn. So groß ist jedoch meine Macht, daß keine einzige der Bewohnerinnen im Frauenhaus dem Pharao in all den Jahren einen Knaben schenkte und dort nur lauter Mädchen zur Welt kamen. Mußt du als Arzt nicht zugeben, Sinuhe, daß meine Kunst und Zauberei sich auf diesem Gebiete glänzend bewährt haben?«
    Da zuckte ich zusammen, sah ihr in die Augen und sagte: »Deine Zauberkunst, große königliche Mutter, ist äußerst einfach und verächtlich, da du sie mit deinen Fingern in bunte Binsenfäden einflichst, wie ein jeder sehen kann.«
    Sie ließ die Binsen fallen, als hätten sie ihr die Finger verbrannt, und ihre vom Bier geröteten Augen waren vor Schrecken starr, als sie fragte: »Bist auch du ein Zauberer, Sinuhe, daß du solche Worte sprichst, oder ist auch diese Sache bereits dem ganzen Volk bekannt?«
    Ich antwortete: »Auf die Dauer kann dem Volk nichts verborgen bleiben, und es weiß alles, selbst wenn niemand es ihm berichten würde. Deine Taten, große königliche Mutter, sind wahrscheinlich ohne Zeugen geschehen; aber die Nacht hat dich gesehen, und der Nachtwind hat es in viele Ohren geflüstert, und ihn kannst du nicht am Reden hindern, auch wenn du den Menschen den Mund versiegeln könntest. Aber das Kunstwerk, das deine Finger hier anfertigen, ist eine sehr schöne Zaubermatte, und ich wäre dir dankbar, wenn du sie mir schenken wolltest; ich würde großen Wert darauf legen und sie weit mehr zu schätzen wissen als irgendein anderer Empfänger.«
    Während ich so sprach, beruhigte sie sich, fuhr mit zitternden Fingern in ihrer Arbeit fort und trank Bier dazu. Als ich geendet, warf sie mir einen schlauen Blick zu und sagte: »Vielleicht mache ich dir die Matte zum Geschenk, Sinuhe, falls sie fertig wird. Es ist eine schöne und kostbare, eine königliche Matte, da ich sie eigenhändig geknüpft habe. Aber ein Geschenk fordert ein Gegengeschenk. Was gibst du mir dafür, Sinuhe?«
    Ich lachte und sprach gelassen: »Als Gegengeschenk

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