Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
Vom Netzwerk:
Gesandten des Pharao zu mir, und welchen Dreck hat sein verrückter Kopf wieder ausgeheckt?«
    Ich erzählte ihm, daß ich beauftragt sei, nach Syrien zu reisen, um von Aziru um jeden Preis den Frieden zu erkaufen. Als Haremhab dies vernahm, begann er ärgerlich zu fluchen, rief seinen Falken mit vielen Namen an und sagte: »Habe ich es nicht geahnt, daß er alle meine mit viel Mühe und Kosten aufgebauten Pläne zerstören werde? Wisse, daß Ägypten es mir zu verdanken hat, wenn Gaza sich noch in unserer Hand befindet und wir somit einen Brückenkopf für die Kriegshandlungen in Syrien besitzen. Auch habe ich durch Gaben und Drohungen die Kriegsschiffe Kretas dazu bewogen, die Seeverbindung mit Gaza zu schützen, weil ein starker, selbständiger syrischer Staatenbund mit Kretas Vorteil unvereinbar wäre und seine Herrschaft über das Meer bedrohen würde. Wisse auch, daß Aziru genug damit zu tun hat, seine eigenen Verbündeten im Zaum zu halten, und daß verschiedene syrische Städte, nachdem sie die Ägypter vertrieben, sich gegenseitig bekriegen. Die Syrier, die Heim, Hab und Gut, Frauen und Kinder verloren, haben sich zusammengeschlossen, und von Gaza bis Tanis beherrschen diese Freischaren die Wüste und führen Krieg gegen die Truppen Azirus. Ich habe sie mit ägyptischen Waffen ausgerüstet, und viele tapfere Männer aus Ägypten haben sich ihnen angeschlossen. Ich meine damit all die früheren Soldaten, die Räuber und aus den Bergwerken entwichenen Sträflinge, die jetzt in der Wüste ihr Leben aufs Spiel setzen, um Ägypten gegen den Feind zu verteidigen. Es ist gewiß begreiflich, daß diese Leute gegen alle Bewohner Krieg führen, sich in dem Lande, wo gerade der Kampf tobt, versorgen und jedes Lebewesen vernichten; aber das ist immerhin noch besser, denn sie bereiten Syrien mehr Unbill und Schwierigkeiten als uns, und deshalb fahre ich fort, sie mit Waffen und Getreide zu versehen. Das wichtigste aber ist, daß die Hetiter sich schließlich mit voller Kraft auf die Mitani geworfen und sie aufs Haupt geschlagen haben, so daß dieses Volk und sein Reich wie ein Schatten verschwunden sind. Die Speere und Streitwagen der Hetiter sind somit in Mitani aufgehalten. Babylonien fühlt sich beunruhigt und rüstet Truppen zur Bewachung seiner Grenzen aus, und die Hetiter sind nicht mehr in der Lage, Aziru genügend Unterstützung zukommen zu lassen. Der vom Pharao angebotene Frieden ist daher im Augenblick das beste Geschenk, das sich Aziru wünschen kann, um Zeit zu gewinnen und seine eigene Macht wieder zu festigen. Auch dürfte Aziru, wenn er klug ist, nach dem Fall Mitanis die Hetiter fürchten, weil es jetzt keinen Schild zwischen ihnen und Syrien mehr gibt. Aber gewähre mir bloß ein halbes Jahr oder noch weniger, und ich werde Ägypten einen ehrenhaften Frieden erkaufen und Aziru durch sausende Pfe ile und dröhnende Streitwagen zwingen, die Götter Ägyptens zu fürchten!«
    Ich aber widersprach ihm: »Du kannst keinen Krieg führen, Haremhab, da der Pharao es dir verboten hat und dir nicht das zur Kriegführung nötige Gold geben wird.«
    Aber Haremhab meinte: »Ich pfeife auf sein Gold! Wahrlich, ich habe an allen Ecken und Enden Schulden gemacht, um eine Armee für Tanis auszurüsten. Allerdings sind diese Truppen kümmerlich, ihre Streitwagen plump und ihre Pferde lahm; aber zusammen mit den Freischärlern können sie unter meiner Führung die Speerspitze bilden, die in das Herz Syriens, bis nach Jerusalem, vielleicht sogar bis Megiddo eindringt. Ich habe Gold von allen Begüterten Ägyptens geliehen, die sich nur immer mehr bereichern und wie Kröten aufblähen, während das Volk Not leidet und unter der Last der Steuern seufzt. Ich habe Gold bei ihnen aufgenommen, und einem jeden die Menge, die ich brauche, vorgeschrieben, und sie haben mir das Gold willig gegeben, weil ich ein Fünftel Jahreszins versprochen habe; doch möchte ich gern ihre Gesichter sehen, falls es ihnen eines Tages einfallen sollte, ihre Zinsen oder ihr Gold von mir zu verlangen! Denn all das habe ich nur getan, um Syrien für Ägypten zu retten, und letztlich werden doch gerade die Reichen Nutzen daraus ziehen, weil sie selbst immer den meisten Nutzen aus Krieg und Beute ziehen – wobei das merkwürdigste ist, daß die Reichen sogar noch gewinnen würden, wenn ich verlieren sollte. Deshalb tun sie mir des verlorenen Goldes wegen kein bißchen leid.«
    Haremhab lachte herzlich, schlug sich mit der goldenen Peitsche auf das

Weitere Kostenlose Bücher