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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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deinen Worten zu urteilen, nicht bis in jene gottlosen Gegenden erstreckt. Nach allem werde ich jedenfalls dem Tod oder Aziru rascher begegnen, wenn ich unter dem Geleit deiner Streitwagen auf dem Landweg reise. Deshalb wähle ich diesen. Um unserer Freundschaft willen aber beschwöre ich dich, Haremhab: wenn du erfahren solltest, daß ich irgendwo als Gefangener Mühlsteine drehe, so kaufe mich rasch los und spare nicht an Gold! Ich bin ein reicher Mann, reicher als du glaubst, wenn ich dir auch nicht sofort mein ganzes Hab und Gut aufzählen kann, weil ich es nicht einmal völlig kenne.«
    Haremhab erwiderte: »Ich kenne deinen Reichtum sehr gut und habe durch Kaptah einen Haufen Gold von dir geliehen, wie von den anderen Reichen Ägyptens, weil ich ein gerechter, unparteiischer Mann bin und dir einen Anteil an diesem Verdienst zukommen lassen wollte. Aber ich hoffe, daß du um unserer Freundschaft willen dein Gold nicht zurückverlangen wirst; denn dies könnte unser Verhältnis sehr beeinträchtigen, ja geradezu dessen Bruch herbeiführen. Reise also, Sinuhe, mein Freund, reise nach Tanis, laß dir dort einen Geleittrupp geben und zieh in die Wüste hinaus! Möge dich mein Falke beschützen! Ich selbst kann es nicht, weil sich meine Macht nicht bis in die Wüste erstreckt. Solltest du gefangengenommen werden, so werde ich dich mit Gold loskaufen; solltest du sterben, werde ich deinen Tod rächen. Möge dir dieses Wissen zum Trost gereichen, falls dir einer den Bauch mit dem Speer aufschlitzt!«
    »Wenn du meinen Tod vernimmst, sollst du deine Rache nicht an mich vergeuden!« sagte ich bitter. »Meinem von den Raben zerhackten Schädel bereitet es nicht den geringsten Trost, wenn du ihn mit dem Blut elender Menschen begießest. Ich bitte dich dann nur, die Prinzessin Baketaton von mir zu grüßen; denn sie ist eine schöne, begehrenswerte, wenn auch sehr hochmütige Frau und hat mich am Totenbett ihrer Mutter eifrig über dich ausgefragt.«
    Nachdem ich diesen vergifteten Pfeil über die Schulter abgeschossen hatte, ging ich, einigermaßen getröstet, meines Weges und ließ mein Testament durch die Schreiber aufsetzen und durch alle nötigen Siegel bestätigen. Laut diesen Verfügungen hinterließ ich Kaptah, Merit und Haremhab mein ganzes Erbe. Das Testament hinterlegte ich in dem königlichen Archiv zu Memphis, worauf ich nach Tanis segelte und dort im Sonnenbrand einer Festung am Wüstenrand die Grenzwache Haremhabs traf.
    Die Leute tranken Bier und verfluchten den Tag ihrer Geburt, jagten Antilopen und tranken wiederum Bier. Ihre Lehmhütten waren schmutzig und rochen nach ihrem Harn, und sie mußten sich mit den elendesten Weibern, die nicht einmal mehr den Seeleuten in den Häfen des Unteren Landes gut genug waren, in ihrer Einsamkeit zufrieden geben. Mit einem Wort: sie führten das übliche Leben der Grenzsoldaten und hofften inständig, daß Haremhab sie in den Krieg gegen Syrien führen werde, damit sie Abwechslung, besseres Bier und jüngere Weiber bekämen. Jedes andere Schicksal, sogar der Tod, dünkte sie besser als das schrecklich einförmige Dasein in sonnenverbrannten Lehmhütten mit beißenden Sandflöhen. Sie glühten daher vor Kampflust und beteuerten, an der Spitze der Freischaren wie eine Speerspitze bis Jerusalem und sogar bis Megiddo vordringen und die stinkenden Truppen Syriens vertreiben zu können, wie der steigende Strom dürres Schilf fortschwemmt. Aber was sie Aziru, den Amoritern und den Führern der Hetiter anzutun versprachen, kann ich nicht wiederholen; denn ihre Reden waren furchtbar gottlose Prahlereien.
    Sie brannten vor Begeisterung für die Ehre Ägyptens und verfluchten den Pharao; denn in Friedenszeiten hatten sie Gelegenheit zu Vergnügungen, indem sie sich mit den Frauen der Hirten ergötzten, während es Pharao Echnaton seines Gottes wegen so weit gebracht hatte, daß ein Zustand herrschte, der weder Krieg noch Frieden genannt werden konnte. Schon seit vielen Jahren waren keine Karawanen mehr über Tanis nach Ägypten gekommen, und die Hirten waren ins Untere Reich geflüchtet. Und wenn doch noch einmal eine Karawane aus Syrien oder aus der Wüste nach Ägypten zu gelangen versuchte, so plünderten die Freischärler sie unterwegs aus, bevor die Grenzwächter des Pharao dies tun konnten; deshalb verachteten diese die Partisanen aufs tiefste und gaben ihnen die häßlichsten Namen.
    Der Geleittrupp wurde für die Reise ausgerüstet. Man füllte Säcke mit Wasser, fing

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