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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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gähnend zu den beiden:
    »Leg das Messer weg, Haremhab; denn sein Anblick regt mich auf! Dein Wille geschehe! Ich werde also Ägypten vor der Gewalt der Hetiter retten, wenn ich auch keine Ahnung habe, wie ich es anstellen soll, und vermutlich das Leben dabei verlieren werde, weil die Hetiter mich unfehlbar totschlagen werden, wenn der Prinz stirbt. Doch lege ich keinen großen Wert auf mein Leben und will nicht, daß die Hetiter in Ägypten herrschen. Ich tue das alles aber nicht für Geschenke oder liebenswürdige Versprechungen, sondern weil diese Tat bereits vor meiner Geburt in den Sternen geschrieben stand und ich ihr somit nicht ausweichen kann. Empfanget also die Kronen aus meiner Hand, Haremhab und Eje! Empfangt sie und segnet meinen Namen; denn ich, ein unbedeutender Arzt, habe euch zu Pharaonen gemacht!«
    Während ich so sprach, verspürte ich große Lust zu lachen. Ich dachte daran, daß in meinen Adern vielleicht heiliges Blut floß und ich der allein berechtigte Erbe der Pharaonen war, während Eje ursprünglich ein unbekannter Sonnenpriester gewesen und die Eltern Haremhabs nach Viehherden und Käse rochen. Ich legte die Hand auf den Mund und kicherte wie ein altes Weib bei dem Gedanken, daß ich, wenn ich Haremhabs unbeugsame Härte oder Ejes kaltblütige Schlauheit besessen hätte, mein Leben vielleicht so hätte lenken können, daß ich meine Abstammung bewiesen und selber den Thron der Pharaonen bestiegen haben würde. In einer Zeit so gewaltiger Umwälzungen war alles möglich. Aber die Macht schreckte mich ab, und mir graute vor den blutbefleckten Kronen der Pharaonen; denn das Sonnenblut in meinen Adern war mit dem dünnen Blut der Mitani, dem Blut des Sonnenuntergangs, vermischt. Deshalb konnte ich mich des Lachens nicht erwehren und hielt die Hand vor den Mund; denn wenn ich mich aufrege, muß ich lachen, und wenn ich mich fürchte, werde ich schläfrig. In diesem Verhalten glaube ich mich von anderen Menschen zu unterscheiden.
    Haremhab ärgerte sich so sehr über mein Gelächter, daß er die Brauen runzelte und sich wieder das Schienbein mit der goldenen Peitsche zu schlagen begann, während sich Eje dadurch nicht stören ließ; denn er war bereits ein müder, alter Mann, der sich nicht mehr um das Lachen oder Weinen der Menschen, sondern nur noch um sich selber kümmerte. In diesem Augenblick sah ich die beiden, wie sie in Wirklichkeit und ohne die bunte Federtracht der Einbildung waren: ich durchschaute sie als Räuber, die Ägyptens sterbenden Leib plünderten, wie auch als Kinder, die mit Kronen und Machtsymbolen spielten, und ich erkannte, daß sie so sehr von ihren Wünschen besessen waren, daß sie niemals glücklich werden konnten. Meine Augen blickten in die Zukunft, und deshalb hielt ich mit dem Lachen inne und sprach zu Haremhab:
    »Mein Freund Haremhab, eine Krone wiegt schwer. Du wirst es spüren, wenn ein heißer Tag zur Neige geht, die Rinder zur Tränke ans Ufer getrieben werden und die Stimmen um dich her verstummen.«
    Haremhab aber sagte: »Mach dich rasch auf den Weg! Ein Schiff wartet auf dich. Du sollst Schubattu noch in der Wüste Sinai begegnen, ehe er und sein Gefolge nach Tanis gelangen.«
    So verließ ich die Stadt Theben mitten in der Nacht; Haremhab stellte mir sein schnellstes Schiff zur Verfügung, und ich ließ meinen Ärzteschrein und den Rest des Gänsebratens, den Muti mir zu Mittag vorgesetzt hatte, an Bord schaffen. Auch Wein ließ ich mir zur Unterhaltung holen, weil ich mich nicht mehr darum scherte, was mit mir geschah.

    2

    An Bord des Schiffes fand ich Zeit und Muße zum Denken. Als ich mir alles reiflich überlegt hatte, beschleunigte ich nach Kräften die Fahrt, indem ich die Ruderer mit meinem Stock und mit dem Versprechen reichlicher Geschenke antrieb. Denn je länger ich darüber nachsann, desto deutlicher sah ich die unerhörte Gefahr, die, wie eine schwarze Sandwolke aus der Wüste emporsteigend, Ägypten bedrohte. Es wäre mir ein leichtes, meine Handlungen zu beschönigen und zu behaupten, ich hätte alles Ägyptens wegen getan; aber das Tun der Menschen ist nicht leicht zu erklären, und Taten sind niemals reiner, sondern stets gemischter Wein. Ich schreibe all dies nur in bezug auf mich und gebe daher zu, daß ich diese neue Aufgabe vielleicht niemals übernommen haben würde, wenn ich mich in jener Nacht in meinem Haus nicht vor einem jähen Tod gefürchtet hätte. Nachdem ich mich aber schon einmal zu der Tat verpflichtet, suchte ich

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