Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
Schwertes auf Bethanys Brust gerichtet hielt. Doch statt, wie er es erwartete, in Angst und Schrecken auszubrechen, hob Bethany seelenruhig die Hand aus den Falten ihrer Röcke und zog eine Pistole hervor. Sicher zielte sie, feuerte und schaute ungerührt zu, wie der Pirat sie mit einem Ausdruck grenzenlosen Erstaunens anstarrte, bevor er leblos rückwärts umfiel.
Dann wandte sie sich zu den beiden alten Bediensteten um, die ihr weitere Munition reichten, damit sie die Pistole nachladen konnte.
„Und was haben wir denn hier für ein süßes Ding!" Ein anderer Pirat grinste Darcy an.
Dabei leckte er sich die Lippen.
Wortlos und mit einer einzigen Bewegung schleuderte sie ein kleines, überaus gefährliches Messer in seine Richtung. Sie traf ihn mitten in die Brust, und der Mann war tot, noch bevor er auf den Planken aufschlug. Ohne ein Anzeichen von Unruhe oder Erschrecken nahm Darcy ihr Messer wieder an sich und stieg über den Toten hinweg, um ihrem Großvater zu Hilfe zu eilen, der sich gegen mehrere mit Schwertern bewaffnete Männer gleichzeitig zur Wehr setzen musste.
Riordan schaffte es, sich einiger Piraten zu entledigen. Die ganze Zeit über setzte er alles daran, Eli Sledge nicht aus den Augen zu verlieren, denn er war der entscheidende Mann in diesem Kampf. Wenn der Kapitän kampfunfähig wurde, würden seine Leute schnell aufgeben.
„Hinter dir, Riordan!"
Auf Ambrosias Zuruf hin fuhr Riordan herum und sah sich zwei Furcht erregend aussehenden Piraten gegenüber. Zwar gelang es ihm, einen von ihnen zu überwältigen. Doch der zweite hob sein Schwert und ließ es mit aller Kraft herniedersausen.
Riordan sah, wie aus einer hässlich klaffenden Wunde an seinem Arm das Blut nur so herausströmte. Doch noch verspürte er keinen Schmerz.
Mistress Coffey und Miss Mellon eilten herbei. Sie schwangen Stücke der zerborstenen Reling hoch über den Köpfen und attackierten damit Riordans Widersacher, bis dieser den Halt verlor und über Bord ging. Sekundenlang sahen sie sich entsetzt an, doch der Erfolg gab ihnen den Mut, nun auch den Kampf mit einem weiteren Piraten zu wagen.
Währenddessen sah Riordan, wie auf der gegenüberliegenden Deckseite vier Männer dabei waren, Ambrosia mit ihren Schwertern in die Enge zu treiben. Vor Schreck war er einen Moment wie erstarrt, doch dann stürmte er los. Es gelang ihm, zwei der Angreifer unschädlich zu machen. Ambrosia streckte die anderen beiden nieder und eilte ihrem Großvater zu Hilfe.
Zwar kämpfte er bravourös, schien jedoch allmählich müde zu werden. Ambrosia hörte, wie er keuchte und nur noch stoßweise atmete.
Sie kämpfte unverdrossen und streckte viele Gegner durch gezielte Schwerthiebe nieder.
Plötzlich fühlte sie einen scharfen Schmerz im Arm. Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie das Aufblitzen einer Klinge wahr und wusste, dass jemand sie von hinten angriff. Bevor sie handeln konnte, vernahm sie bereits den ohrenbetäubenden Knall eines Schusses, und schon lag ihr Angreifer leblos auf den Planken. Lautlos formte sie mit den Lippen einen Dank in Bethanys Richtung, die zufrieden auf den noch qualmenden Lauf ihrer Pistole schaute.
Riordan kämpfte gegen mehrere Gegner gleichzeitig. Einen nach dem anderen streckte er zu Boden. Er schien überhaupt nicht wahrzunehmen, dass unablässig Blut aus der Wunde an seinem Arm sickerte. Es entging ihm auch, dass sich hinter ihm ein Mann heranschlich, der einen Knüppel schwang.
Doch Ambrosia sah ihn. „Riordan!" Aber so laut sie auch seinen Namen schrie, Riordan hörte sie nicht. Zu groß war das Getöse an Bord. Hilflos musste sie mit ansehen, wie der Feind mit aller Kraft zuschlug und Riordan in sich zusammensackte. Zwei Piraten hoben ihn an Armen und Beinen hoch und warfen ihn über Bord in die aufgewühlte See zwischen den beiden Schiffen.
„Nein!" In schierem Entsetzen rannte Ambrosia los. Das Schwert entglitt ihr, doch sie achtete nicht darauf. Sie kletterte über die Reling und sprang, ohne an ihre eigene Sicherheit zu denken, in die Fluten. Immer wieder schaute sie sich mit wachsender Panik nach Riordan um. Sie tauchte sogar unter den leblosen Körpern hindurch, die im Wasser trieben, konnte ihn aber nirgends entdecken.
Ambrosia wusste, dass die Hoffnung, Riordan lebend zu finden, sehr gering war. Mit dem Mut der Verzweiflung tauchte sie unter den Rumpf der Sea Challenge, und da endlich fand sie ihn. Er trieb mit dem Gesicht nach unten reglos in dem trüben Wasser. Wertvolle Sekunden vergingen
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