Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
des Königs verhalten mochte.
Der Riordan, den sie kannte? Das ergab überhaupt keinen Sinn, denn wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie Riordan Spencer nicht wirklich kannte. Sie wusste von ihm lediglich, dass er ein guter Mann war, fürsorglich und aufrecht. Er hatte ihre Familie durch ge fährliche Zeiten begleitet, ohne auch nur ein einziges Mal daran zu denken, sie schutzlos ihrem Schicksal zu überlassen.
Die Tür wurde geöffnet, und Ambrosia erwartete, das Zimmermädchen zu sehen. Doch es war Riordan, der eintrat, die Tür hinter sich schloss und sich dagegen lehnte. Er schaute sie mit solch unverhohlener Liebe und einem Verlangen an, dass Ambrosias Herzschlag für einen Moment aussetzte.
Er war ganz in Schwarz gekleidet und sah genau so aus wie an jenem Abend, als sie ihn kennen gelernt hatte. „Ich dachte, du wärest zu einer Audienz beim König", sagte sie, während sie aufstand und ihm entgegenging.
„Ich bin jetzt sozusagen auf dem Wege dorthin. Aber ich musste dich unbedingt noch einmal sehen, bevor die Kutsche vorfährt, die mich zum Palast bringen wird."
Riordan blieb stehen, wo er war, und nahm Ambrosias Anblick in sich auf. Ihr Haar war noch ein wenig feucht vom Waschen, duftete betörend und fiel ihr in ungebändigter Fülle bis weit über den Rücken. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Nachtge wand, das sie auf dem Wege durch die Stadt gekauft hatten. Der zarte, weiche Stoff betonte die sanften Rundungen ihres Körpers mehr, als dass er sie verhüllte, und Riordan spürte, wie heftiges Verlangen in ihm aufstieg.
„Du hast eben so nachdenklich ausgesehen", bemerkte er. „Worüber hast du nachgedacht, Ambrosia?"
Sie lächelte verzagt. „Ich musste daran denken, wie wenig ich von dir weiß."
„Aber du weißt doch, dass ich dich liebe. Ist das nicht ge nug?"
„O ja." Sie kam näher, wobei der Saum der Nachtgewandes ihre schlanken Fesseln umspielte. Unwillkürlich musste Riordan an den Augenblick denken, in dem er ihre nackten Zehen zum ersten Mal unter dem Nachtkleid hatte hervorlugen sehen. Ihm fiel auch ein, dass er sie damals unbedingt und auf der Stelle hatte nehmen wollen. Genau das Gleiche wollte er jetzt auch.
„Wie lange wirst du beim König bleiben müssen?"
„Das steht allein in Charles' Ermessen. Vielleicht eine Stunde, einen Tag oder eine Woche.
Sein Wunsch ist mir Befehl."
Ambrosia verdrängte die plötzlich bei Riordans Worten in ihr aufwallende Angst.
Vielmehr hob sie die Hand und legte sie an Riordans Wange. Es war eine unbeschreiblich sanfte Geste, und Riordan zog scharf die Luft ein. „Ich werde dich vermissen, Liebster", flüsterte sie.
„Und ich dich. Ich wünschte, ich könnte bei dir bleiben und dich Tag und Nacht lieben.
Wir würden keinen Schlaf brauchen, denn was wir einander zu schenken haben, besitzt größe-re Heilkraft als der schönste Schlaf." Er nahm sie in die Arme und presste die Lippen auf Ambrosias Stirn. „Oh, Geliebte, weißt du eigentlich, was ich ausgestanden habe, als ich dich in der Gewalt dieser abscheulichen Kerle in der Schenke sah? Du musst mir versprechen, dass du mir nie wieder einen derartigen Schrecken einjagst."
„Nur wenn du mir umgekehrt das gleiche Versprechen gibst." Ambrosia blickte ihn ernst an. „Denn mein Entsetzen war gleichermaßen groß, als ich dich über Bord stürzen sah, schwer verletzt und ohne Bewusstsein."
Riordan stieß einen tiefen Seufzer aus. Dann hob er Ambrosias Kinn ein wenig an, um sie zu küssen. Dabei fiel sein Blick auf die Spuren der Strangulierung an ihrer Kehle.
„Liebste, ich darf überhaupt nicht daran denken, welche Schmerzen du hast aushalten müssen." Unendlich zärtlich bedeckte er die Male mit kleinen Küssen.
„Es ist vorbei, Riordan", erwiderte Ambrosia. „Nachdem wir nun in Sicherheit sind, habe ich die Schmerzen vergessen."
Doch Riordan schwor sich im Stillen, niemals zu vergessen, was Ambrosia angetan worden war. Er würde nicht eher ruhen, als bis alle, die daran beteiligt gewesen waren, ihre verdiente Strafe bekommen hätten.
Doch sein Hass und seine Wut verschwanden, als er Ambrosias weiche Lippen unter seinen spürte. Hitze stieg in ihm auf, und er zog Ambrosia enger an sich, so dass er die verlockenden Rundungen ihres Körpers unter dem dünnen Stoff deutlich fühlen konnte.
Mit großer Willensanstrengung riss er sich schließlich von ihr los. „Ich wünschte, ich musste dich jetzt nicht verlassen", stieß er atemlos hervor. „Aber du
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