Sirup: Roman (German Edition)
Jeden Tag kommt irgendeine Talk-Show oder ein Magazin daher, um mich über meinen Erfolg auszuquetschen.«
»Ganz schön öde auf die Dauer, was?« sagt Cindy mitfühlend.
»Na ja.« Ich zucke mit den Achseln. »Du mußt den Leuten geben, was sie wollen.«
»Richtig«, sagt Cindy und rubbelt kräftig an meinen Waden. Sie legt eine kurze Pause ein. »Nur…«
»Was?«
»Ach, gar nichts.«
»Cindy, was?«
Sie schaut mich mit großen blauen Augen an. »Aber du darfst nicht böse sein.«
»Hmm«, sage ich. »Also…«
»Du hast heute gar kein Interview.«
Ich glotze sie an. »Hast du meine Interviews etwa abgesagt?«
»Nein… natürlich nicht«, sagt Cindy. »Das Problem ist nur, daß du in Wirklichkeit nicht besonders erfolgreich bist. Und wir leben auch nicht in diesem großen Haus.«
»Wovon sprichst du eigentlich?«
Sie steht vor mir und läßt das Badetuch fallen. »Na ja, bisher hab ich den Mund gehalten, weil du so glücklich warst. Aber das hier ist nur ein Traum.«
Ich starre sie mit offenem Mund an. »Ein… ein…«
Cindy nickt.
»Du meinst – mein Auto? Meine Vorzugsaktien? O Gott, meine Einladung zur Oscar-Verleihung?«
»Ich fürchte ja«, sagt sie.
Ein Schrei entringt sich meiner Kehle.
morgengrauen
»Alles in Ordnung?« sagt Cindy.
»Hmm«, sage ich und kuschle mich in die Laken
»Du bist ja total naßgeschwitzt .«
»’tschuldigung. Nur ’n Alptraum.«
Sie schaut mich mitfühlend an. »Wieder der mit Sneaky Pete?«
»Ah…«, sage ich. »Ja, richtig.«
»Armer Junge.« Sie verpaßt mir ein Bussi und schwingt sich dann aus dem Bett.
»Wohin willst du?«
»Es ist schon fast fünf Uhr. Ich will noch ein bißchen trainieren.«
»Oh«, sage ich, noch immer leicht benebelt von dem Traum. »Natürlich.«
Im Licht der Straßenlaterne draußen vor der Balkontür steht Cindy nackt und überaus verlockend in der Tür und sieht mich fragend an. »Wirklich alles in Ordnung?«
»Klar«, sage ich. »Sicher.«
aufwärmtraining
Ich starre an die Decke, während Cindy nebenan an ihren Kraftmaschinen keucht und klappert. Als sie mit einem dünnen Schweißfilm auf der Haut zurückkommt, liege ich noch genauso da wie vorher.
»Hey«, sagt sie etwas bissig. »Grübeln über die Vergangenheit ist verboten.«
»Tut mir leid«, sag ich schuldbewußt.
Sie kommt zu mir herüber und setzt sich auf die Bettkante.
»Uns geht es gut«, sagt sie. »Und dir geht es gut. Okay?«
»Okay.«
Sie verpaßt mir ein weiteres Bussi und steht dann vom Bett auf. Dabei schüttelt sie ihr derzeit blondes Haar. »Und was liegt heute an?«
»Hast du das vergessen?«
»Natürlich nicht «, sagt Cindy. »Aber ich möchte, daß du es mir sagst.«
»Um neun hast du Aufnahmen für den Wal-Mart-Katalog. Von sechzehn bis achtzehn Uhr ist dann Schauspielunterricht angesagt. Und heute abend essen wir mit einem Christian-Dior-Repräsentanten, um über einen Vertrag zu sprechen.«
»Christian Dior«, sagt Cindy mit leuchtenden Augen.
»Cindy«, sage ich mahnend. »Es handelt sich um ein Vorgespräch. Die werden dir kaum auf der Stelle einen Vertrag geben. Ist dir das klar?«
»Scat«, sagt Cindy, »du bist der beste Agent der Welt .«
vielen dank auch
Cindy geht um acht, und gegen zehn schleppe ich mich ins Bad und starre mich eine Weile im Spiegel an. Dann dusche ich, ziehe eine Jeans und ein T-Shirt an und frühstücke vor der Glotze, wo gerade ein Elvis-Film läuft.
Kurz darauf fällt mir auf, daß ich völlig blöde auf den Bildschirm starre. Ich reiße mich also zusammen und rufe ein paar Werbeagenturen an, um herauszufinden, ob Cindy dort in einem Spot mitmachen kann. Ein Typ fragt völlig ungeniert, ob Cindy bereit ist, mit ihm zu schlafen, und ich sage nein, aber daß er’s ja mal mit mir versuchen kann.
Ich mache noch drei weitere Anrufe und merke dann, daß ich total weggetreten meine Schuhe anstarre. Das Telefon baumelt in meiner Hand und gibt leise Töne von sich. Ich lege schnell auf und mach mir ein paar Gedanken über meine Antriebslosigkeit. Ist noch keine fünf Monate her, da haben mir solche Sachen richtig Spaß gemacht.
Ich schaue auf die Mattscheibe, wo Elvis auf einem Baumstamm sitzt und nachdenklich auf seiner Gitarre klimpert. Ein dralles Mädchen in einem leuchtendorangen Pullover sitzt total verzückt zu seinen Füßen. Offenbar glaubt sie, daß Elvis auf alles eine Antwort weiß. »Elvis«, sage ich tief bewegt. »Sag du mir, was eigentlich mit mir los ist.«
Elvis sagt zu dem
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