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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Prestige, für Christian Dior zu arbeiten. Und natürlich die Perspektiven, die sich dadurch eröffnen.«
    Christian starrt mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Es ist doch so, Christian. Cindy ist demnächst ein Topmodel. Natürlich steht sie erst am Anfang, aber alle wissen, daß sie schon bald ganz groß rauskommt. Natürlich ist Christian Dior eine hervorragende Referenz, mal ganz unabhängig von der Bezahlung. Aber ob es sich deshalb lohnt, die Chance auszuschlagen, das neue Revlon-Gesicht zu werden… tja, da hab ich so meine Zweifel.«
    Christian grinst. »Ich weiß ganz sicher, daß Revlon nicht mit Ihnen in Verhandlungen steht.«
    »Klar«, sage ich. Daß Christian Zugang zu solchen Informationen hat, finde ich hochinteressant. »Das war ja nur ein Beispiel. Aber es wird so kommen, wissen Sie, das ist nur noch eine Frage der Zeit.«
    Christian sieht mich direkt an. Eine bewährte Verhandlungstechnik, nehm ich an.
    »Schauen Sie, ich erwarte von Ihnen ja gar nicht, daß Sie Cindy heute abend als neues Dior-Gesicht unter Vertrag nehmen. Sie ist zwar absolute Spitze, aber Sie können sie natürlich noch nicht richtig einschätzen. Das verstehe ich durchaus. Sie möchten noch eine Weile beobachten, wie sie sich entwickelt.«
    »Ganz richtig«, sagt Christian.
    »Deshalb müssen wir einen Weg finden«, fahre ich fort, »wie Sie zugleich Cindys Entwicklung als Model beobachten und sie unter Vertrag nehmen können, wenn sie demnächst groß rauskommt. Einverstanden?«
    Christian grübelt darüber nach. »Vielleicht.«
    »Also gut.« Unter dem Tisch reibe ich mir die Hände an meiner Hose trocken. »Ich schlage deshalb vor…«
    »Sind Sie nicht dieses Model ?« will ein atemloser Ober von Cindy wissen.
    »Lassen Sie’s gut sein«, sage ich zu dem verdutzten Mann. Er wirft mir einen verletzten Blick zu und trollt sich dann. »Entschuldigung«, sage ich zu Christian.
    »Schon in Ordnung«, sagt Christian, und auf seinen dünnen Lippen liegt der Anflug eines Lächelns. Offenbar hat Christian es ganz gerne, hier und da ein bißchen schikaniert zu werden.
    »Deshalb schlage ich vor«, sage ich, »daß Sie eine Option auf Cindy erwerben.«
    Ich schaue Christian an.
    Christian schaut mich an.
    »Was?« sagt er dann.
    »Eine Option«, sage ich. »Ich biete Ihnen die Chance, eine Option auf Cindy zu erwerben.«
    »So – wie für ein Haus?«
    »Genau. Sie zahlen uns jetzt einen kleineren Betrag für das Recht, Cindy innerhalb der nächsten zwölf Monate jederzeit unter Vertrag zu nehmen.«
    Christian hat augenscheinlich ein paar Probleme mit diesem Konzept. Seine Stirn legt sich in Falten.
    »Wenn Sie also«, sage ich geduldig, »in einem Jahr von Cindys Entwicklung beeindruckt sind, dann bekommen Sie sie. Und zwar außer Konkurrenz. Erstens brauchen Sie bloß eine geringe Vorauszahlung zu leisten, und zweitens besteht nicht das Risiko, daß sie Ihnen durch die Lappen geht. Wenn Sie es nicht schafft, sind Sie auf der Gewinnerseite, weil Sie keine hohe Gage gezahlt haben. Schafft Sie es aber, dann gewinnen Sie erst recht, weil Sie sie nämlich unter Vertrag nehmen können.«
    Christian kaut an diesem Vorschlag herum. »Wir müßten natürlich eine Höchstgage festsetzen… damit Sie, falls wir uns später entschließen sollten, sie unter Vertrag zu nehmen, nicht mit irgendwelchen exorbitanten Forderungen daherkommen.«
    »Sicher.« Natürlich ist dies der kritischste Teil der Verhandlungen. »Wenn man Cindys Popularitätszuwachs während der nächsten zwölf Monate zugrunde legt, halte ich die Aussage für gerechtfertigt, daß sie in einem Jahr rund acht Millionen Dollar wert sein wird.«
    Christian fallen beinahe die Augen aus dem Kopf. »Das ist doch lächerlich.«
    »Das bezieht sich natürlich nicht auf ein einzelnes Jahr«, sage ich und gebe mich verletzt. »Das gilt für einen Standard-Dreijahresvertrag.«
    Christian zischt. »Sie ist völlig unbekannt . Noch nie hat ein Model einen Einstiegsvertrag über acht Millionen bekommen.«
    »Trotzdem.« Ich tue diesen Einwand als belanglos ab. »Ich verlange von Ihnen ja auch gar keine acht Millionen. Die Zahl ist bloß ein Orientierungspunkt.«
    »Und was verlangen Sie?« sagt Christian mit zusammengekniffenen Augen.
    »Sechs«, sage ich.
    Christian verdreht mal wieder ungläubig die Augen, bemerkt dann offenbar, daß er es mit dieser Tour schon versucht hat, schnappt sich schließlich aus lauter Verzweiflung die Serviette und betupft sich damit wie wild den Mund.

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