SISSI - Die Vampirjägerin
müssen.
Die Vampirin wich seinem ersten Stich aus, schüttelte sich wie ein Hund und sprang ihm mit beiden Füßen voran gegen die Brust. Franz-Josef wurde gegen die Kutsche geschleudert, fing sich und holte erneut mit dem Degen aus. Die Vampirin schlug seinen Arm zur Seite, aber er hatte damit gerechnet, nutzte den Schwung, den sie ihm gab, für eine Drehung und schlug ihr den Kopf ab. Ein Gemisch aus Schleim und Asche klatschte zu Boden. Franz-Josef drehte sich um und versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen, das er vor sich sah.
Karl stand breitbeinig auf dem Kutschendach. Er hatte einen Vampir an der Kehle gepackt und hielt ihn hoch, während er mit der anderen Hand nach dem Dolch in seinem Gürtel tastete.
Unter ihm, auf dem Boden der Kutsche, saß Ferdinand mit übereinandergeschlagenen Beinen und tröstete den Chinesen, der mit dem Kopf in seinem Schoß lag.
Franz-Josef wandte den Blick ab und konzentrierte sich stattdessen auf die ehemals sechs Leibwächter, von denen noch drei übrig waren. Einer von ihnen versuchte die wilden Vampire mit seinem Pferd niederzureiten, wurde jedoch abgeworfen, als zwei von ihnen sich gegen die Flanken des Tiers warfen.
»Kämpfe wie ein Mann, du Memme!«, schrie Karl vom Dach der Kutsche, bevor er seinen Gegner erdolchte.
Im ersten Moment dachte Franz-Josef, er sei gemeint, sosehr war er daran gewöhnt, als Feigling beschimpft zu werden, doch dann sah er, dass der abgeworfene Leibwächter über den Boden kroch und versuchte, in die Felder zu fliehen. Er stützte sich auf die Ellbogen und zog seine reglosen, anscheinend bei dem Sturz verletzten Beine hinter sich her. Die Vampire, die ihn angegriffen hatten, tanzten um ihn herum wie Derwische aus einem orientalischen Märchen und traten ihm immer wieder die Arme unter dem Körper weg. Der Leibwächter weinte trocken und schrie vor Schmerzen. Franz-Josef schämte sich für ihn.
Er wollte ihm helfen, doch im gleichen Moment traf ihn von hinten ein Schlag. Im Fallen drehte er sich, kam mit dem Rücken hart auf und stach mit dem Degen in die Luft. Zwei nackte Vampire stürzten sich fauchend auf ihn.
Wie viele sind das denn noch?, grübelte er, während er sich zur Seite rollte. Blind schlug er mit dem Degen um sich. Die Klinge traf Fleisch, dann Knochen und brach ab. Er fluchte und warf den Griff nach dem verletzten Vampir. Der wich aus, grinste und zog sich die Klinge aus den Rippen. Er schien den Schmerz nicht zu spüren.
Der zweite Vampir landete auf Franz-Josefs Brust und hieb ihm die Fäuste ins Gesicht. Sein Fauchen wurde zu einem dumpfen, weit entfernten Laut, als die Welt sich verdunkelte. Franz-Josef schüttelte den Kopf und versuchte benommen, die Hände, die sich um seinen Hals legten, wegzudrücken. Scharfer Schmerz zuckte durch seine Kehle und seinen Nacken.
Er will mir den Kopf abreißen, dachte er. Verzweifelt wehrte er sich, aber die Hände lagen so fest um seinen Hals, als hätte man sie angenagelt. Seine Haut riss auf, die Sehnen dehnten sich. Ein Schatten zuckte über sein Gesicht, dann verschwanden die Hände plötzlich von seinem Hals und der Druck von seiner Brust.
»Schluss jetzt!« Sophies Stimme kam von irgendwo über ihm.
Franz-Josef blinzelte Benommenheit und Schmerzen weg und starrte in den Nachthimmel. Sophie schwebte zwischen den Sternen. Eine Hand hatte sie in die Brust des Vampirs gebohrt, die andere hielt seinen Kopf fest. Windböen zerrten an ihrem dunklen Kleid und verwirbelten ihr sonst so sorgfältig hochgestecktes langes Haar.
Franz-Josef hatte sie noch nie fliegen sehen. Er hatte Gerüchte gehört, dass sie es konnte, aber auf seine Fragen hatte sie nicht geantwortet. Ihre schwebende Gestalt am Nachthimmel war ein Anblick aus einer anderen Welt.
Es wurde still auf der Straße zwischen den Feldern. Vampire ließen die Arme sinken, brachen ihre Kämpfe ab und starrten Sophie an.
»Geht«, sagte sie.
Die nackten Gestalten zögerten.
Sophie wartete einen Moment, dann schwebte sie zu Boden und setzte Franz-Josefs Angreifer ab. Der Vampir wich vor ihr zurück. In seinen Augen loderte Angst wie ein Feuer. Er musste ebenso wie die anderen wissen, dass Sophie sie alle töten konnte, wenn sie nur wollte.
Franz-Josef fragte sich, weshalb sie es nicht tat.
Wie auf einen unhörbaren Befehl wandten sich die wilden Vampire von ihren Gegnern ab. Mit langen Sprüngen verschwanden sie in den Feldern.
Karl sprang vom Dach. Er hielt immer noch den Dolch in der Hand und ging auf den
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