Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Alles würden sie tun, um den Verfall zu stoppen, um so zu werden wie wir. Deshalb hassen sie uns. Nicht weil wir ihr Blut trinken, sondern weil sie hundertmal Schlimmeres tun würden, um ihrem Tod zu entgehen.« Sein Blick kehrte aus der Ferne zu Franz-Josef zurück. »Sag ihr nichts. Sie wäre nicht mehr die Sissi, die du kennst, und wie ich vermute, liebst.«
    Irgendwo röhrte ein Hirsch.
    Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber. Das Rumpeln der Räder nahm der Stille ihre Schärfe. Karl starrte in die Nacht hinaus und Franz-Josef wagte es nicht, ihn nach den Erinnerungen zu fragen, denen er so offensichtlich nachhing. Irgendwann öffnete Ferdinand die Augen.
    »Möchte jemand eine Partie Schach spielen?«, fragte er.
    »Wir haben kein Brett«, erwiderte Franz-Josef.
    »Man benötigt zum Schachspielen ein Brett?« Ferdinand schloss die Augen wieder. »Das wusste ich nicht.«
    »Es wird immer schlimmer mit ihm«, sagte Karl, als er zu schnarchen begann, »aber Sophie weigert sich, das zu erkennen. Es wird an dir und mir hängen …« Er unterbrach sich. Sein ganzer Körper spannte sich. Sein Kopf ruckte vor wie der eines Raubvogels. »Wir werden verfolgt«, sagte er.
    »Was?« Franz-Josef zog den Vorhang neben seinem Platz zur Seite und sah hinaus in die Nacht. Unter dem sternenklaren Himmel erstreckten sich Felder bis zum Horizont. Zwischen ihnen lagen Hecken und dunkle Gebäude, aber nichts, was sich bewegte. »Bist du sicher?«
    Es war eine dumme Frage. Wenn Karl sich nicht sicher gewesen wäre, hätte er geschwiegen.
    »Sie sind auf den Feldern.«
    »Wer ist auf den Feldern?«, fragte Sophie.
    Franz-Josef hatte nicht bemerkt, dass sie aufgewacht war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Karl. »Sie zeigen sich nicht. Es sind mehrere, das ist alles, was ich erkennen konnte.«
    Sophie griff nach ihrem Stock und schlug mit dem Knauf gegen das Dach der Kutsche. »Anhalten«, rief sie, dann fügte sie leiser hinzu: »Wir müssen den Leibwächtern Bescheid geben.«
    Die Kutsche wurde langsamer und blieb stehen. Franz-Josef hörte das Quietschen von Metall, als der Kutscher sich auf seiner Bank umdrehte. Er war ein Vampir, so wie die Leibwächter.
    »Was kann ich für die Majestäten tun?«, fragte er dumpf durch das Holz, das den Innenraum vom Kutschbock trennte.
    »Er möge den Soldaten Bescheid sagen, dass sie sich um uns sammeln sollen.« Sophie öffnete den Vorhang auf ihrer Seite einen Spalt.
    Franz-Josef fiel auf, wie vorsichtig sie war. Nicht umsonst hatte sie ein höheres Alter erreicht als die meisten Vampire.
    Ferdinand öffnete die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Zwei seiner Finger waren bis zum zweiten Glied zusammengewachsen. Er schien es erst in diesem Moment zu bemerken, denn er betrachtete sie, drehte die Hand einige Male hin und her und zuckte dann mit den Schultern, als handele es sich um keine besonders wichtige Veränderung.
    »Ist es wirklich klug, in der Kutsche zu bleiben?«, fragte er dann mit erstaunlicher Klarheit. »Sollten wir nicht den Kampf auf offenem Gelände suchen, anstatt wie Kaninchen im Bau zu sitzen?«
    »Noch ist es kein Kampf«, sagte Franz-Josef.
    Ein Schatten huschte an ihm vorbei, im nächsten Moment schrie der Kutscher laut und durchdringend. Als sein Schrei erstarb, tropfte Schleim durch die Ritzen ins Innere der Kutsche.
    »Jetzt ist es ein Kampf.« Franz-Josef trat die Tür mit dem Stiefel auf – und starrte in eine verzerrte Fratze. Doch die Tür warf die nackte, dreckverkrustete Gestalt auch schon zurück.
    Wilde Vampire, dachte Franz-Josef. Er hörte Pferde wiehern; ein reiterloses Tier galoppierte an ihm vorbei. Mit einem Satz war er bei der Gestalt, die zu Boden gegangen war. Schwarzes Blut spritzte aus ihrer zerstörten Nase. Sie riss den Mund auf und zischte durch schwarz verschmierte Zähne. Franz-Josef rammte ihr das Knie gegen den Kopf.
    Hinter ihm sprang Karl aus der Kutsche, schwang sich direkt aufs Dach zu dem Vampir, der den Kutscher getötet hatte und jetzt dessen Blut aufleckte.
    Die wilde Vampirin vor Franz-Josef nutzte seinen Moment der Unaufmerksamkeit, um auf die Beine zu kommen. Sie hatte kurzes Haar, das aussah, als sei es von Tieren abgenagt worden.
    Franz-Josef zog den Degen, den er auf Sophies Wunsch auf Reisen stets bei sich trug. Es war eine einfache Klinge aus schlechtem Stahl, mehr eine Zierde als eine Waffe, aber er trug sie, weil sie leicht war – und weil er nicht damit gerechnet hatte, sie wirklich benutzen zu

Weitere Kostenlose Bücher