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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wär jetzat serviert.«
    Sissi setzte sich mit einem Ruck auf, fiel zurück und musste sich die Bettdecke gegen den Mund pressen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Das Katana polterte zu Boden.
    »Passt ois?«, ertönte es besorgt von draußen.
    Sie wartete einen Moment, bis der Schmerz in ihrem Rücken nachließ, dann nahm sie die Decke von den Lippen. »Ja, alles in bester Ordnung«, flötete sie. »Ich mache mich nur gerade etwas zurecht. Frühstücken Sie ruhig, ich habe keinen Hunger.«
    Es stimmte. Der Schmerz nahm ihr jeden Appetit.
    »Wia’s woin.« Schwere Schritte stapften davon und die Treppe hinunter. Erst als Sissi Buckels Stimme unten in der Schankstube hörte, wagte sie es, sich ein zweites Mal aufzusetzen. Sie wollte niemanden mit einem Schrei auf die Idee bringen, ihre Zimmertür einzutreten, um sie zu retten.
    Sissi schrie nicht, dafür schien ihr Magen in ein Loch zu fallen, als sie das Blut auf den Laken bemerkte. Es war längst geronnen und fast schwarz. Wäre Sissi von diesem Anblick in einem fremden Zimmer überrascht worden, sie hätte geglaubt, jemand sei aufs Brutalste ums Leben gekommen.
    Langsam stand sie auf. Blut verklebte ihren Rücken. Sie musste den Stoff ihres Kleids mit dem Katana – dem schmutzigen, ungereinigten Katana, wie sie mit schlechtem Gewissen bemerkte – aufschneiden, sonst hätte sie es nicht ausziehen können.
    So viel Blut, dachte sie. Wo kommt das nur alles her?
    Sie ahnte es natürlich, war aber gleichzeitig froh, die Wunden, die ihr die Vampirin gerissen hatte, nicht sehen zu müssen. Mit der Klinge schnitt sie ein sauberes Stück Laken ab und tauchte es in das Wasser des Waschkrugs. Es war schwierig, die Wunden auf ihrem Rücken zu reinigen. Die Seife im Wasser stach, aber sie nahm an, dass das ein gutes Zeichen war.
    Dann schüttete sie das blutige Wasser aus dem Fenster, zog ein frisches Kleid aus ihrer Tasche und stopfte stattdessen die Laken und das alte Kleid hinein. Der Wirt würde sich wahrscheinlich fragen, warum ein Mädchen, das sich eine Kutsche und zwei Fahrer leisten konnte, Laken stahl, aber das war ihr egal.
    Sissi benutzte den Stoff, in den ihr Vater das Katana eingeschlagen hatte, um ihre Wunden zu verbinden. Dann wusch sie sich die Haare und verließ das Zimmer. Die Klinge verbarg sie unter ihrem Umhang.
    Lautes Stimmengewirr empfing sie, als sie hinunter in die Schankstube kam. Trotz der frühen Stunde wimmelte der Raum von Menschen und diesmal waren es nicht nur Männer, sondern auch Frauen.
    »Aber wenn i doch sog«, begann Gustl, der Bauer, den sie am Vorabend kennengelernt hatte, »dass i die zwoa selber gseg’n hob. Alle beide san’s wiada do.«
    Stimmen antworteten, einige ungläubig, andere erleichtert.
    »Des is wohl wahr.« Eine ältere Frau bahnte sich einen Weg in die Mitte des Raums. Ihr Gesicht war vor Aufregung gerötet. »’s Marei hat mia verzählt, dass die zwoa Madl si verlauf’n ham und dann san’s zufällig im Woid aufeinandertroff’n und so ham’s dann z’ruck gfund’n.«
    »So a Bledsinn«, mischte sich der Loisl ein. »Da steckt oana von dene Buam dahinter, des sog i euch.«
    Sissi lächelte und nickte Buckel und Xaver zu, um sie wissen zu lassen, dass sie bereit zur Abfahrt war. Die beiden verließen die Schankstube nur ungern, das sah man ihnen an. Je mehr sie von den Ereignissen erfuhren, desto besser würden sie zu Hause davon erzählen können. Nur zögernd standen sie auf. Xaver nahm Sissi die Tasche aus der Hand, Buckel hielt ihr die Tür auf.
    »Jetzt seid’s doch froh, dass unser lieber Herrgott da drob’n die Kinder guad hoamg’führt hod!«, meinte die ältere Frau.
    »Guad?«, fragte Loisl. »Des wer’ma in neun Monat dann scho sehn.«
    Die Leute in der Schankstube lachten und Buckel schloss hinter Sissi die Tür.

 
    KAPITEL ZWANZIG
    Laien fällt es häufig schwer, einen Vampir von einem Menschen zu unterscheiden, und selbst die Kinder Echnatons irren gelegentlich. Vampire sind in der Lage, ihre Fangzähne nach Belieben zu verstecken, ähnlich einer Wespe, die ihren Stachel nur zeigt, wenn sie ihn zu benutzen gedenkt. Die Behauptung, Vampire müssten zubeißen, wenn die Fänge einmal ausgefahren sind, da sie sonst nicht wieder im Zahnfleisch verschwinden könnten, ist jedoch falsch. Sie sind durchaus dazu in der Lage und haben das auch immer wieder unter Beweis gestellt. Die Fänge wachsen außerdem bei Verletzungen innerhalb kürzester Zeit nach, solange der Vampir über genügend Blut im

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