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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Körper verfügt. Wie wir an anderer Stelle sehen werden, ist Blut die Triebfeder des gesamten Vampirorganismus. Ohne Blut verdorrt er wie eine Pflanze ohne Wasser.
    Woran erkennt man also einen Vampir, wenn die Fänge, sein offensichtlichstes Merkmal, sich so leicht verbergen lassen?
    Zum einen an der Blässe seiner Haut, was allerdings mit Schminke kaschiert werden kann. Zum anderen dann doch an seinen Zähnen, die zumeist makellos sind, egal, welches Alter er auch angenommen hat.
    Dass man ihn nie bei Tag sieht, sollte ein herausstechendes Merkmal sein, doch Vampire sind sehr gut darin, den Anschein zu erwecken, nicht nur nachtaktiv zu sein. Sie betören Menschen und suggerieren ihnen auf diese Weise, dass man sie beim gemeinsamen Picknick oder einer anderen Festivität im prallen Sonnenlicht gesehen habe.
    Ein subtilerer Hinweis ist die Kleidung, die ein Vampir trägt, und die Kombination der Farben. Aus Gründen, die uns unbekannt sind, aber wahrscheinlich mit dem Leben in Dunkelheit zusammenhängen, fällt es Vampiren schwer, Farben korrekt zu erkennen und miteinander zu kombinieren. Ein Vampir schreckt weder vor grellen noch seinem Geschlecht unangemessenen oder schlichtweg schrecklichen Farben zurück. Viele sind sich dieser Schwäche jedoch bewusst und lassen sich von menschlichen Helfern einkleiden.
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    »Ist sie wirklich sicher, dass der Prinzessin ihre Gemächer gefallen werden?«, fragte Franz-Josef. Er stand in der Tür des Raums, der schon bald als Sissis Schlafzimmer dienen würde, und sah sich um.
    Lena, die alte Zofe, die Sophie bereits seit Jahren begleitete, nickte. »Ich hatte damals die Ehre, gemeinsam mit Ihrer Frau Mutter, der Erzherzogin, die Einrichtung für das Zimmer von Prinzessin Elisabeth in Possenhofen aussuchen zu dürfen, und sie hat danach mehrfach in Briefen betont, wie sehr ihr die Farben gefielen. Es wird ihr gefallen, Majestät, davon bin ich überzeugt.«
    »Wenn sie meint.« Auf Franz-Josef wirkte das gewaltige altrosa Himmelbett auf dem altrosa Teppich eher bedrohlich als angenehm, aber der Geschmack von Menschen war etwas, was Vampire nur schwer einschätzen konnten, außer es ging um den Geschmack ihres Blutes. Menschen schienen Farben anders wahrzunehmen. Was ihnen gefiel, wirkte auf Vampire meistens grell und übertrieben. Ferdinand hatte einmal, als er bei Verstand war, darüber sinniert, ob ihre Augen vielleicht durch das ständige Sonnenlicht abgestumpft seien. Franz-Josef hatte noch keine bessere Erklärung gehört.
    »Sie kann gehen«, sagte er.
    Die Zofe knickste und verließ das Zimmer durch eine zweite Tür, die zu einem von Sissis Bädern und einem kleinen Salon führte. Er ließ die Gemächer jeden Tag von den menschlichen Dienstboten reinigen und schmücken. Kein Staubkorn und keine verwelkte Rose in einer Vase sollte Sissis Glück trüben.
    Er selbst betrat das Schlafzimmer nicht. Es erschien ihm falsch, dies ohne ihre Erlaubnis zu tun. Franz-Josef drehte sich um, schloss die Tür und ging durch den großen Empfangsbereich zum Fenster. Die Sonne war bereits vor mehreren Stunden untergegangen. Auch in dieser Nacht würde Sissi wohl nicht eintreffen.
    Ihre Kutsche war zwar überfällig, doch noch war ihre Verspätung nicht besorgniserregend und ließ sich durch das Regenwetter und die schlechten Straßenverhältnisse erklären. Er hatte auf seiner Rückreise nach Wien Ähnliches erlebt und sogar Sophie gefragt, ob er als Kaiser nicht für bessere Straßen und Brücken sorgen sollte, die nicht beim ersten Hochwasser davongerissen wurden. Aber sie hatte nur geantwortet, früher seien die Menschen in ihren Dörfern geblieben und hätten gearbeitet, aber seit es die Eisenbahn gebe, glaube jeder, er müsse die Welt kennenlernen. Daraufhin hatte Franz-Josef nicht mehr darüber gesprochen.
    Wenn sie morgen noch nicht hier ist, werde ich Husaren nach ihr suchen lassen, dachte er. Vor Sophie würde er diese Entscheidung nicht verantworten müssen, denn sie hielt sich für einige Wochen am spanischen Hof auf. Er wünschte, sie würde den Aufenthalt um einige Jahrzehnte verlängern, wie sie es schon einmal in Sankt Petersburg getan hatte, als Bauernaufstände für reichhaltige Mahlzeiten sorgten. Aber Spaniens Bauern waren friedlich und Sophies Kontrollzwang zu groß. Sie würde es nicht ertragen, dass Sissi und er allzu lang allein regierten.
    Franz-Josef blieb nachdenklich stehen. Wozu auf die Husaren warten?, fragte er sich.

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