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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Warum suche ich Sissi nicht selbst?
    Es war nicht so, dass nur ein Weg zur Hofburg führte, aber wenn sie auf direktem Weg aus Possenhofen kam, gab es nur wenige Straßen, die infrage kamen. Und falls er die falsche erwischte und Sissi bereits auf ihn wartete, wenn er in den Palast zurückkehrte, hatte er wenigstens mehr getan, als nur zu warten.
    Mit langen Schritten verließ er das Zimmer und bog in den öffentlichen Trakt ein. Die Hofburg hatte mehr als zweitausend Zimmer, viele davon wurden nur selten benutzt. Von einem Trakt in den nächsten zu gelangen, kostete Zeit. Franz-Josef erinnerte sich an eine Geschichte über einen Vampir, der auf dem Weg vom Eingang zu seinen Gemächern verdurstet war. Er wusste nicht, ob sie stimmte, aber sie wurde immer wieder erzählt.
    In seinen eigenen Gemächern herrschte Stille. Ludwig, sein Assistent, hatte die Fenster geöffnet, um frische Nachtluft ins Zimmer zu lassen. Die Vorhänge bauschten sich im Wind.
    »Ludwig?«, rief Franz-Josef.
    Es blieb still. Ludwig musste trinken gegangen sein.
    Franz-Josef ging zu seinem Schreibtisch, tauchte eine Feder in Tinte und schrieb eine kurze Notiz.
    Bin unterwegs, komme irgendwann wieder. Sagen Sie meine Termine ab. – FJ
    Das würde Ludwig natürlich verärgern, aber da er sich nicht bei Sophie beschweren konnte, störte es Franz-Josef nicht weiter. Bis zu ihrer Rückkehr war das längst vergessen.
    Er zog seine Uniform aus und einfache Reisekleidung über, dann verließ er die Hofburg durch einen Seiteneingang, der ihn direkt zu den Stallungen brachte. Wenige Minuten später ritt er bereits hinaus in die Nacht. Er schätzte, dass ihm noch sechs Stunden bis Sonnenaufgang blieben, genügend Zeit, um einige Herbergen außerhalb Wiens nach Sissi abzusuchen. Sie würde nicht unter ihrem eigenen Namen reisen, das war zu gefährlich, aber ein so hübsches Mädchen fiel auf. Man würde wissen, wer gemeint war, wenn er nach ihr fragte.
    Die Nacht war wolkenverhangen und grau. Sein Pferd trabte durch feuchtes Herbstlaub aus der Stadt hinaus. Es hatte fast den ganzen Abend geregnet und die Straßen waren leer. Nur zwei Menschen traf er in den ersten Stunden und eine Vampirin namens Danielle, die ihn höflich grüßte, aber nicht stehen blieb.
    Franz-Josef war froh darüber. Seit er Kaiser war, hatte er das Alleinsein schätzen gelernt. Fast immer war er von anderen umgeben, von Leibwächtern, Bittstellern, Freunden und solchen, die sich dafür ausgaben. Allein war er nur, wenn er sich zum Schlafen unter sein Bett zurückzog.
    Vielleicht wird sich das schon bald ändern.
    Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er Sissi die Wahrheit über seine Existenz sagen würde. Trotz allem, was Karl gesagt hatte, erschien es ihm falsch, etwas so Grundlegendes vor ihr zu verheimlichen. Derjenige, der ein Geheimnis vor anderen verbarg, stellte sich über sie, doch er wollte, dass Sissi ihm ebenbürtig war – soweit sie das als Mensch sein konnte.
    Und wenn Karl recht hat und sie sich wirklich verändert?, fragte er sich. Wenn ich sie verderbe, ohne es zu wollen?
    Er wusste nicht, wie er damit existieren sollte.
    Franz-Josef war erleichtert, als Hufschlag ihn aus seinen Gedanken riss. Er hörte das Rumpeln von Wagenrädern und die Unterhaltung zweier Männer. Sie klangen besorgt, aber er konnte nicht verstehen, worüber sie sprachen.
    Wenig später sah er die Kutsche unter grauen Wolken auftauchen. Sie fuhr schnell, fast zu schnell für die schlechten Sichtverhältnisse. Franz-Josef roch zwei, nein, drei Menschen. Ein schwerer, bitterer Geruch mischte sich in die süße Leichtigkeit, die ihm so vertraut war. Seine Augen weiteten sich. Er trieb sein Pferd an und galoppierte der Kutsche entgegen.
    »Halt!«, rief er, als er sicher sein konnte, dass die Menschen auf dem Kutschbock ihn verstehen konnten. »Haltet an!«
    Die Pferde wurden nicht langsamer.
    »Im Namen des Kaisers!«, schrie Franz-Josef.
    Einer der beiden Kutscher trat auf die Bremse, nahm die Zügel kurz und brachte die Pferde zum Stehen.
    »Wer red da im Namen vom Kaiser?«, fragte er.
    Franz-Josef sprang neben ihm aus dem Sattel. »Der verdammte Kaiser! Was ist mit ihr?«
    Die beiden Männer sahen sich an. Einer von ihnen war bucklig. »Woher woin Sie wissen …?«, begann er, dann erst schien er zu begreifen, was Franz-Josef gesagt hatte. Hastig zog er den Hut. Der andere versuchte sich im Sitzen zu verbeugen. »Majestät.«
    »Was ist mit der Sissi, soll er mir sagen.«
    »Krank is’«,

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