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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wegen einer Eventualität riskieren sollte.
    Später, dachte er. Heute muss das nicht entschieden werden.
    Als Franz-Josef in Ferdinands Privatgemächern ankam, war niemand zu sehen. Der alte Vampir musste irgendwo abgebogen sein. Er hatte sich auf dem Weg wahrscheinlich verlaufen, wie so oft.
    In dem kleinen Salon herrschte Chaos. Auf der Suche nach seinem Chinesen hatte Ferdinand die Möbel umgeworfen, die Vorhänge von den Fenstern gerissen und sogar die Bücher aus den Regalen gezerrt und über den Boden verstreut, als habe er geglaubt, der Chinese verberge sich zwischen den Seiten.
    Franz-Josef richtete einen umgestürzten Stuhl auf und sah sich um. Sein Blick fiel auf ein altes, in Leder gebundenes Buch, das aufgeschlagen am Boden lag.
    Meinem dunklen Prinzen – in Liebe und tiefer Verehrung.
    – Will
    hatte jemand auf die erste Seite geschrieben. Franz-Josef fragte sich, ob Ferdinand damit gemeint war.
    Er zuckte zusammen, als er Schritte hinter sich hörte, und drehte sich um.
    »Ich habe die Wachen informiert«, sagte Karl. »Sie suchen bereits nach dem Chinesen. Die menschliche Palastwache denkt, er sei ein ausländischer Anarchist. Ich hoffe nur, sie bringen ihn nicht um.« Er seufzte, als er das Chaos sah. »Ferdinand muss vergessen haben, ihn zu betören.«
    »Ich werde bei der Suche helfen.« Franz-Josef stieg über Bücher und Kissen und ging zur Tür.
    »Und wann reden wir über unser Problem?«
    »Bald«, sagte er ausweichend.
    Karl folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. Sie hätten gerochen, wenn der Chinese noch in den Gemächern gewesen wäre.
    Fast drei Stunden lang durchsuchten sie den Palast. Franz-Josef vertrieb sich die Zeit damit, über die Liste nachzudenken, um die Karl ihn gebeten hatte. Ludwig, seinen Leibdiener, setzte er an die erste Stelle, dann einige Vampire, die ihn allein deshalb verehrten, weil Sophie ihn zum Kaiser gemacht hatte. Er hielt inne, als er Sissis Namen vor seinem geistigen Auge sah, und erschrocken erkannte er, dass er sie nicht einmal für sich selbst auf diese Liste setzen konnte. Sie zu lieben, war leicht, ihr zu vertrauen, unmöglich. Er wünschte, die Erkenntnis hätte ihn schockiert, aber wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er ihr von Anfang an nicht vertraut hatte.
    »Er hat sich bestimmt in irgendeinem Zimmer verkrochen«, sagte Karl und riss ihn damit aus seinen Gedanken. »Irgendjemand wird ihn schon finden.«
    Franz-Josef nickte. Sie standen im Gang vor Sissis Gemächern. Er sah Lichtschein unter der Tür. Sie war noch wach.
    Ich sollte es nicht mehr länger hinauszögern, dachte er. Ich muss wissen, wo sie steht.
    »Ich rede noch kurz mit Sissi über ihr Verhalten heute.«
    Er wollte sich von Karl verabschieden, hielt jedoch inne, als er Stimmen hinter der Tür hörte. Die eine gehörte Sissi, die andere …
    »Ist das Ferdinand?«, fragte Karl im gleichen Moment.
    Franz-Josef schluckte nervös und legte eine Hand auf die Klinke. Mit der anderen klopfte er. »Sissi?«
    »Komm rein.« Sie flötete die Antwort förmlich, so wie sie es immer tat, wenn sie nicht allein waren. Sie spielte ihre Rolle gut.
    Franz-Josef öffnete die Tür und trat ein. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn Karl ihm nicht gefolgt wäre, doch ihm fiel keine Ausrede ein.
    Sissi saß auf einem Stuhl vor einem kleinen Tisch, in den ein Schachbrett eingearbeitet worden war. Die Figuren fehlten, stattdessen lagen Spielkarten darauf. Ferdinand kniete in einem Sessel auf der anderen Seite des Tischs. Er sah nicht auf, als Franz-Josef und Karl eintraten. Der Geruch nach Lavendel hing schwer in der Luft.
    »Kommt herein«, sagte Sissi. Sie klang fröhlich. »Onkel Ferdinand bringt mir gerade ein Spiel bei, das er selbst erfunden hat, aber ich verstehe die Regeln noch nicht ganz.«
    Karl stellte sich höflich als Onkel Karl vor und schloss die Tür hinter sich. Franz-Josef sah seine Anspannung und fragte sich, was ihm mehr Sorge bereitete. Dass Ferdinand etwas Verfängliches tat oder spontan in die Luft flog. Beides erschien möglich.
    »Du lernst sehr schnell, meine Liebe.« Der alte Vampir streckte seine deformierte Hand aus und tätschelte Sissis Arm. »Bald wirst du Schkat besser beherrschen als ich oder mein Chinese.« Er sah auf. »Apropos, habt ihr …«
    Franz-Josef ließ ihn nicht ausreden. »Was stinkt denn hier so?«
    Sissi senkte verschämt den Kopf. »Ich bin so ein dummes Ding. Eine ganze Flasche Badeöl habe ich verschüttet. Hier wird noch wochenlang

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