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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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hätte ich wissen können: Natürlich war er es gewesen, der mir bei Julius über die Schultern gesehen hatte. Darauf hatte er einen verzweifelten Versuch unternommen, Pia in der Oase zu finden und rauszuholen. Das aber wurde endgültig zum Funken im Pulverfass. Die Russen hatten nun einen Kalabresen in ihrer Gewalt, und die Italiener schlugen heftig zurück. Und das Irre war, dass ich von beiden Seiten ins Visier genommen wurde. Für die Italiener gehörte ich zur russischen Bande und für die Russen zur italienischen. Ich stand im Kreuzfeuer. Verdammte Hacke, schlimmer konnte es nicht kommen!
    Wenn einer Grund zum Weinen hatte, dann ich.

31
    Natürlich nahm Olga Carmello in den Arm, als sie ihn wie ein Häuflein Elend auf der Bank sitzen sah. Dass man erwachsen war, wurde einem immer wieder brutal vor Augen geführt.
    – Einsteigen, sagte ich.
    Ich verstaute sie wieder hinten im Bus und fuhr los. BeiAllershausen bog ich von der Autobahn ab, es war genau die Strecke, die ich vor einigen Tagen gefahren war. Hinnerk staunte nicht schlecht, als wir zu dritt aufkreuzten. Er hatte es sich mit einem Bier auf seiner Terrasse gemütlich gemacht und guckte auf seinen vom bösen Nachbarn wieder eingezäunten Garten. Aber der Astbach war schön wie eh und je.
    – Meine Güte, Gossec, was haben sie mit dir angestellt?
    Diese Geschichte war für meinen Zustand definitiv zu kompliziert und zu lang.
    – Demnächst erzähl ich dir alles, sagte ich, und wir lachen drüber. Aber jetzt sei ein Schatz, Hinnerk, bring uns ein paar Bier und mach uns das Bett.
    Und Hinnerk war ein Schatz und machte alles wie gewünscht. Er servierte uns sogar einige belegte Brote. Mein Gott, war das ein Leben hier draußen! Nach zwei Bier und drei Leberkässtullen, die er mit Gürkchen und Ei garniert hatte, musste es wohl das Restadrenalin sein, das in mir zirkulierte und mich noch einmal zur Aktion aufrief. Hinnerk war drinnen und machte uns die Betten. Ein treuer Freund, der sich für einen wie mich krumm legte. Dabei bekam ich immer ein schlechtes Gewissen. Also drückte ich mich aus dem Stuhl hoch und ging zum Bus.
    Bei meiner momentanen gesichtsmuskulären Verfassung war an Grinsen nicht zu denken, aber wenn ich gegrinst hätte, hätte ich es so wulstig getan wie Bibendum, das Michelinmännchen. Ich holte aus dem Bus die Kalaschnikow und ging hinüber zu Plattner, dem Nachbarn.
    Plattner öffnete die Tür und wollte gleich in Deckunggehen, als er mich mit dem Gewehr dastehen sah. Ich machte eine klare Ansage.
    – Bis morgen sechs Uhr früh ist der Zaun weg. Verstehen wir uns?
    Ich entsicherte das Gewehr und perforierte Rackatack-Rackatack den am Weg stehenden Froschkönig aus Gips.
    – Schönen Abend noch, Herr Plattner.
    Plattner machte eine Art linkischer Verbeugung und drückte schnell die Tür zu. Von dieser durch externe Mittel gestützten Kommunikation konnte man regelrecht abhängig werden. Sie funktionierte so, wie man sich das wünschte: einfach geradeaus. Ich verstaute das Gewehr in Hinnerks Schuppen und setzte mich wieder auf die Terrasse. Kurze Zeit später war ich so müde und ausgewrungen, dass ich mich hinlegte. Verwicklungen und Dramen wollte ich keine mehr, daher wies ich Carmello die Couch in Hinnerks Zimmer zu. Ich selbst rollte mich auf die Luftmatratze, die er mir ins Gästezimmer gelegt hatte. Olga konnte das Bett in Anspruch nehmen.
    Zerschunden lag ich da. Tief befriedigt nahm ich zur Kenntnis, dass dort unten im Garten die Demontage des Zauns im Gang war. Ich wartete nur darauf, dass Olga endlich fertig war, um das Licht ausmachen zu können. Statt sich hinzulegen, glitt sie auf meine Luftmatratze.
    – Ich wollte mich nur noch mal bedanken. Eine komische Type bist du ja schon, aber irgendwie ziemlich in Ordnung.
    – Schon recht, erwiderte ich.
    In dem weggetretenen Zustand sollte ein Mann nicht mehr reden müssen, sondern sich auf Grunzlautebeschränken dürfen. Aber Frauen ist das schwer zu vermitteln. Olga strich mir über den Arm.
    – Möchtest du, dass ich …
    – Dass du was?
    In meinem Kopf blinkte das rote Alarmlämpchen.
    – … dir einen blase?
    Da riss es mich hoch. Da mir ohnehin nur mehr die basalen Techniken zur Verfügung standen, haute ich ihr gleich eine runter.
    – Vielleicht machst du dir klar, dass du jetzt aus diesem Puff draußen bist. Und ich nicht drinnen. Und jetzt lass den arschigen Nuttenscheiß, säusle nicht so gekünstelt herum und kapiere endlich, dass du dich wieder wie ein normaler

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