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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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zwei reglose Gestalten am Boden, eine davon war Benni, der vierschrötige Türsteher. Den zweiten kannte ich nicht, aber sein grauer Kittel verriet, dass er das Hausmeisterfaktotum war. Ich wendete mich wieder Benni zu. Als habe jemand versucht, zwischen seinen Dübelwarzen eine Knopfleiste einzuziehen, liefen dunkelrote Einschusslöcher vom Bauch bis zum Hals. Benni war nicht nur tot, sondern mausetot. Mit einem in der Ecke stehenden Besen drehte ich ihn auf den Bauch. Hinten in seinemHosenbund zeichnete sich mein Totschläger ab. Ich nahm ihn an mich. Etwas, das mir gehört, einem Toten zu überlassen, ist nicht ratsam. Mit dem Besen brachte ich ihn in seine ursprüngliche Lage. Ich hatte mir einen Überblick verschafft, aber Rattelhuber blieb spurlos verschwunden. Erst beim Verlassen des Raums bemerkte ich ein weißes T-Shirt am Boden. Schmutzig und zerknüllt lag es da; in Brusthöhe war die Aufschrift Sister Sox deutlich auszumachen. Nun war es amtlich, Pia hatte sich hier aufgehalten.
    Ich ging nach unten. Vorsichtig öffnete ich die Tür zur Bar und betrat sie auf leisen Sohlen. Im schummrigen Licht sah man genug, um festzustellen, dass niemand mehr hier war. Ich durchquerte den Raum und kam zum Exotenbereich. Dort bot sich ein seltsames Bild: Aufgereiht wie Hühner auf der Stange und eng aneinander gekuschelt saß das weibliche Personal des Hauses. Unter ihnen war Olga, sie klammerte sich an ihre Nachbarin. Mein Auftauchen brachte die Frauen in Panik. Ein vielstimmiges Kreischen setzte ein. Ich schoss ein paar Mal in die Decke. Am besten verschafft man sich gleich von Anfang an Respekt, mein Deutschlehrer hat das auch so gemacht. Erst mal alle zusammenputzen.
    – Schnauze, schrie ich. Schluss mit dem Geschrei!
    Man gehorchte mir aufs Wort. Jetzt sah ich, dass am Fenster der Zwerg stand. Er fuhr herum. Als er mich mit der Kalaschnikow im Anschlag sah, gab er sofort auf. Er warf seine Pistole auf den Boden und streckte die Hände hoch. Von draußen glaubte ich ein zischendes Geräusch zu hören, aber ich mochte mich irren.
    – Komm her zu mir.
    Ängstlich verließ der Zwerg seinen Platz am Fenster und blieb in respektvoller Entfernung. Ich holte Pias Foto aus der Tasche und hielt es ihm unter die Nase.
    – Kennst du die?
    Er zögerte. Ich schoss nochmals in die Decke. Jeder Zweifel an meiner Entschlossenheit musste von vornherein erstickt werden.
    – Das ist doch die Musikerin, oder?
    – Wo hast du sie gesehen?
    – Bei Rocket Records . Im Studio.
    – Wann?
    – Vor einem halben Jahr oder so.
    – Und hier?
    Er druckste herum.
    – Weiß nicht, wirklich!
    – Denk mal genau nach.
    Ich bohrte ihm den Lauf der Waffe ins Hemd.
    – Ich glaube, sie war mit Boris hier.
    – Boris wer?
    – Boris Zakow. Der Chef.
    – Ist jetzt wo?
    – Meistens bei Rocket Records . Oder hier. Aber heute nicht.
    Ich schaute ihn an. Er war so eingeschüchtert, dass er wahrscheinlich die Wahrheit sagte. Wieder glaubte ich von draußen ein Zischen zu vernehmen. Dann klirrte eine Scheibe, die zu Bruch ging. Durch das Fenster hindurch sah man, dass sich von oben aus dem ersten Stock Licht ausbreitete. Jetzt wurde es brenzlig für Carmello.
    – Draußen in der Toilette ist Carmello, der junge Italiener. Hol ihn her, rasch, schrie ich zu Olga.
    Olga sprang auf und lief hinaus. Von draußen war ein Prasseln zu hören, aber das war mir egal, eines gab es noch herauszufinden.
    – Lass die Hosen runter, befahl ich dem Zwerg.
    Ungläubig sah er mich an und schüttelte dann den Kopf. Ich versetzte ihm mit dem Gewehrkolben einen Schlag in die Seite.
    – Hosen runter!
    Mit zitternden Händen fingerte er seine Hosenknöpfe auf. Dann ließ er seine Hose nach unten rutschen und stand in einem schwarzroten Tanga da. Vorne auf dem Polyestersuspensorium war ein Totenkopf mit dem Hinweis Poison aufgedruckt.
    – Frei machen.
    Er fing an, an seinem Hemd zu nesteln.
    – Lass das Hemd, ich will deinen Schwanz sehen, verstehst du?
    Jetzt schwoll das Wispern hinter mir zu einem Raunen an. Ich glaube es war Gisela, die ihrer Empörung Luft machte.
    – Perverses Schwein.
    – Schnauze, schrie ich. Und du hol jetzt endlich deinen Schwanz raus.
    Der Zwerg streifte seinen Slip ab. Ich besah ihn kurz, er war sauber. Keine Tätowierung. Olga kam gelaufen.
    – Er ist weg!
    Ich fuhr herum.
    – Wohin?
    – Draußen. Rattelhuber treibt ihn vor sich her. Er benutzt ihn als Schutzschild.
    Weiteres konnte ich mir ohnehin sparen, denn die Glasfüllung der Türe

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