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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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angenehm warmes Gefühl im Bauch. Auf dem Heimweg hatte sie den Nachmittag noch einmal in Gedanken Revue passieren lassen - wie sie den Uferweg entlanggeschlendert waren, Eis gegessen und die Möwen gefüttert hatten -, und für eine kleine Weile war es ihr gelungen, den Wahnsinn der letzten Monate hinter sich zu lassen. Als sie die Tür aufschloss und den Brief auf dem Boden liegen sah, wurde sie umso brutaler in die Wirklichkeit zurückgerissen.
    Wie schon beim letzten Mal stand nur ihr Name in schwarzen Druckbuchstaben auf dem Umschlag, weswegen sie keinen Moment daran zweifelte, dass auch dieser Brief von ihrem unheimlichen Verfolger stammte. Plötzlich wünschte sie sich, Sully könnte doch recht haben, und das Ganze wäre nur ein dummer Streich. Mit zitternden Händen riss sie den Umschlag auf und nahm den Brief heraus.
    Du warst nicht vernünftig. Du warst nicht bedacht.
Du hast dich zu Reeds Lieblingsschülerin gemacht.
Dabei wissen doch alle, was mit der geschah,
die noch vor Kurzem seine Lieblingsschülerin war.
Du hattest deine Zeit. Du hattest dein Vergnügen.
Aber nun musst du dich mit dem echten Leben begnügen.
Glaub nicht, es ist vorbei. Glaub nicht, ich bin fort.
Ich bin zurück, liebe Maddie, an dem mir bestimmten Ort.
Schmetterlingsküsse,
Cordelia
    Die Handschrift des Briefs war ganz anders als die auf dem Umschlag. Sie war so schwungvoll und schnörkelig wie die eines Mädchens. Wieder und wieder las sie die mit violettem

    Stift geschriebenen Worte, und das Zittern ihrer Hände wurde immer stärker. Schmetterlingsküsse. Das war der Abschiedsgruß, mit dem Cordelia immer ihre Postkarten und Briefe beendet hatte. Wer sonst konnte das wissen? Maddie ließ sich, am ganzen Körper bebend, auf die kleine Holzbank im Flur fallen und sank verzweifelt in sich zusammen.

    Als Maddie nach dem Abendessen den Abwasch machte, summte sie leise vor sich hin. Sie hatte beschlossen, an nichts anderes als an den schönen Tag zu denken, den sie heute gehabt hatte, und den Drohbrief fürs Erste zu verdrängen. Ihr Gesicht fühlte sich heiß und gerötet an, und sie war sich nicht sicher, ob das etwas mit ihren stärker werdenden Gefühlen für Reed zu tun hatte oder einfach damit, dass sie sich bei ihrem Ausflug in den Vergnügungspark einen Sonnenbrand geholt hatte. Jedenfalls bemerkte Abigail es auch und teilte ihrer Tochter sofort mit, was sie davon hielt.
    Â»Musst du dich mit diesem Kerl unbedingt überall in der Stadt herumtreiben? Die Leute reden doch sowieso schon genug über uns«, sagte sie wütend.
    Â»Ich treibe mich nicht herum«, entgegnete Maddie. »Außerdem können die Leute reden, so viel sie wollen. Mir ist das egal.«
    Â»Cordelia war es auch egal, und du weißt ja, was mit ihr passiert ist.«
    Maddie knallte eine Bratpfanne ins Spülbecken. »Nein, ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Niemand weiß, was mit ihr passiert ist. Und es scheint außer mir auch niemanden zu interessieren, weil ja alle Welt glaubt, dass sie einfach abgehauen ist.«
    Â»Wenn du tatsächlich der Meinung bist, dass ihr etwas zugestoßen
ist: Warum triffst du dich dann ausgerechnet mit dem Mann, der höchstwahrscheinlich für ihr Verschwinden verantwortlich ist?«, fragte Abigail.
    Â»Oh bitte, Mom. Reed hat nichts damit zu tun.«
    Â»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, setzte Abigail nach.
    In Wahrheit war sie sich nicht sicher. War es wirklich nur Zufall gewesen, dass er heute in der Bibliothek aufgetaucht war und sie von ihren Nachforschungen abgelenkt hatte? Dass er dafür gesorgt hatte, dass sie den ganzen Nachmittag beschäftigt war und nicht weiter nach dem Grund für Cordelias Verschwinden suchen konnte? Als sie antwortete, tat sie es so leise wie möglich, um Tess nicht aufzuwecken. Keine von ihnen konnte in letzter Zeit besonders gut schlafen und sie wollte ihre Großmutter nicht noch mehr belasten.
    Â»Was ist mit den Kerzenmahnwachen, Mom?«, zischte sie wütend, um ihre Mutter von ihrer Strafpredigt über Reed Campbell abzulenken. Das war ein heikles Thema, und sie wusste selbst nicht recht, was sie davon halten sollte, und wollte deshalb schon gar nicht mit ihrer Mutter darüber sprechen. »Was ist von dem starken Zusammenhalt in unserer Stadt geblieben, von dem jeder Reporter von hier bis nach Boston so geschwärmt hat? Wer hat uns dabei

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