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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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musste. Wie aus dem Nichts legte sich plötzlich eine Hand über ihren Mund und ein großer schlanker Körper presste sie gegen die Wand. Sie schluckte den Schrei, der sich in ihrer Kehle formte, hinunter und biss so fest sie konnte in die Hand ihres Angreifers, bevor sie ihn mit aller Kraft von sich schubste.
    Â»Au!«, jaulte Finn auf und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand. »Was zum Teufel sollte das?«
    Â»Oh mein Gott, Finn!«, rief Maddie und begann, am ganzen Körper zu zittern, als sich ihr Adrenalinspiegel langsam wieder absenkte. »Das Gleiche könnte ich dich fragen! Warum hältst du mir auch ohne Vorwarnung einfach den Mund zu?«
    Â»Weil ich nicht wollte, dass du dich erschreckst und das ganze Haus zusammenschreist. Aber wie es aussieht, müssen wir jetzt wohl zu Plan B greifen. Komm, lass uns hier entlang weitergehen, aus der Richtung habe ich nämlich Schritte gehört, bevor du dir meine Hand als Mahlzeit vorgeknöpft hast.«
    Maddie folgte ihm gehorsam und fühlte sich in seiner Gesellschaft gleich ein wenig sicherer.
    Â»Danke, dass du gekommen bist«, sagte sie verlegen.
    Â»Schon gut, und jetzt erzähl mir endlich, was hier eigentlich los ist! Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«, flüsterte Finn, während sie den Gang entlangschlichen.
    Â»Meine Mutter hat sich geweigert, die Polizei einzuschalten. Zumindest fürs Erste. Wahrscheinlich weil sie Rebecca nicht in Schwierigkeiten bringen wollte«, versuchte sie, das Verhalten ihrer Mutter zu erklären, obwohl sie es selbst nicht so ganz verstand. »Außerdem haben sie in Fairview schon überall nach ihr gesucht und sie nirgends finden können, deswegen dachte ich, dass sie ja vielleicht hier sein könnte. Aber das war nur so ein Gefühl.«
    Â»Wie bitte? Du wirfst mich mitten in der Nacht aus dem
Bett und beorderst mich an den unheimlichsten Ort auf diesem Planeten, nur weil du so ein Gefühl hattest?« Er fasste nach hinten und griff nach ihrer Hand, um sie zum Schnellergehen zu bewegen.
    Â»Ich wollte es wenigstens versuchen. Keine Ahnung, warum meine Mutter sich so dagegen gewehrt hat, einfach die Polizei zu verständigen. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass es dann morgen die ganze Stadt weiß und sie sich nirgends mehr blicken lassen kann.«
    Â»Dann wäre es ihr also lieber, morgen in den Schlagzeilen zu lesen, dass ihre minderjährige Tochter wegen unbefugten Betretens des Ravenswood Asylum festgenommen wurde?«, entgegnete Finn ironisch.
    Â»Wenn du früher hier gewesen wärst, wäre es kein unbefugtes Betreten gewesen. Dann hätte ich nämlich einen Schlüssel gehabt und mich nicht strafbar gemacht.«
    Â»Das hier geht weit über meine Befugnisse hinaus, Maddie. Dafür kann ich in Teufels Küche kommen. Hoffen wir, dass du recht hast und deine Tante wirklich hier ist.«
    Â»Das ist sie, Finn«, sagte sie mit bebender Stimme. »Sie muss einfach. Wenn nicht … dann … dann weiß ich nicht, wo ich sonst noch nach ihr suchen soll.«
    Finn blieb unvermittelt stehen, drehte sich zu ihr um und zog sie wortlos an seine Brust. Er duftete nach Weichspüler und Zedernholz, ein Geruch, den sie so gar nicht an ihm erwartet hätte.
    Â»Wir finden sie«, flüsterte er. »Ich werde nicht zulassen, dass du noch jemanden aus deiner Familie verlierst, das verspreche ich dir.«
    In diesem Moment ertönte in der Ferne der Schrei einer Frau.
    Â»Los!«, rief Maddie.
    Während sie den Gang hinunterrasten, mussten sie immer
wieder abbremsen, um nicht in herumstehende Rollstühle zu laufen oder über Gipsbrocken zu stolpern, die sich aus den rissigen Wänden gelöst hatten. Der Gebäudetrakt, in dem sie sich befanden, war schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr in Betrieb und stand kurz vor dem kompletten Verfall. Wie in dem nicht enden wollenden Irrgarten eines Vergnügungsparks rannten sie von Zimmer zu Zimmer, während Rebeccas Schreie sie immer tiefer und tiefer in das Herzstück von Ravenswood trieben. »Ich habe keine Ahnung, warum sie das tut«, keuchte Maddie, während sie mit schmerzenden Beinen hinter Finn herrannte, der sie mit sicherer Hand durch die langen, verwinkelten Gänge führte.
    Â»Vielleicht gibt sie dir die Schuld für das, was auf der Insel passiert ist«, rief Finn über seine Schulter. Maddie blieb abrupt stehen. Sie hatte ihm

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