Sisters of Misery
angetan hatten, andere Pläne hätte. Was das für Pläne waren, wollte sie mir nicht sagen. Wahrscheinlich hatte sie sogar recht, dass sie nicht zur Polizei gegangen ist. Die hätten ihr womöglich noch nicht einmal geglaubt. Den Eltern der Hawthorne-Academy-Schüler gehört doch praktisch die ganze Stadt. Und von einem Mädchen wie Cordelia hätten sie sich ihren Ruf ganz bestimmt nicht kaputt machen lassen.«
Maddie nickte und wartete gespannt darauf, dass er fortfuhr.
»Als ich sie gefragt hab, warum sie überhaupt an diesem seltsamen Ritual teilgenommen hat, erklärte sie, dass die anderen Mädchen sie vor die Wahl gestellt hätten. Entweder sie oder du, Maddie.«
Keuchend sog sie die Luft ein und lieà ihren Tränen freien Lauf. Cordelia hat mich gerettet. Sie hat sich für mich geopfert.
DrauÃen brach ein Regensturm los. Ein greller Blitz zuckte durch die Dunkelheit, dicht gefolgt von ohrenbetäubendem Donnern.
»Maddie«, sagte er und erhob seine Stimme über das laute Rauschen des Regens. »Sie wusste, dass du nicht stark genug gewesen wärst, dieses kranke Einweihungsritual durchzustehen - auch wenn sie zu dem Zeitpunkt offensichtlich noch nicht ahnen konnte, was sie tatsächlich geplant hatten. Sie hätte einfach nicht damit leben können, wenn dir wehgetan worden wäre, und war davon überzeugt, dass sie besser damit fertig werden würde als du.«
Maddie nickte unter Tränen. »Und das war das letzte Mal, dass du sie gesehen hast?«
»Sie wollte sich weder ins Krankenhaus noch nach Hause bringen lassen.« Finn hielt inne und schluckte. »Ich hätte sie
niemals allein gehen lassen dürfen und wahrscheinlich werde ich das bis ans Ende meines Lebens bereuen. Wie hatte ich nur so ein verdammter Idiot sein können! Aber sie war so übel zugerichtet, dass ich Angst hatte, uns könnte jemand zusammen sehen. AuÃerdem hatte ich immer noch die Waffe, die ich meinem Vater geklaut hatte, bei mir. Was meinst du, was los gewesen wäre, wenn man uns so angehalten hätte? Ein Punk wie ich mit einem wunderschönen Mädchen wie Cordelia, das aussah, als hätte man es an den Haaren durch die Stadt geschleift. Ich meine, was, wenn Cordelia versucht hätte, mir dafür die Schuld zuzuschieben?«
»Das hätte sie nicht getan«, antwortete Maddie leise.
»Ich weië, sagte er mit gepresster, beinahe zitternder Stimme. »Und genau das macht mich so fertig. Vielleicht wäre sie noch hier, wenn ich nicht â¦Â« Er verstummte und schüttelte heftig den Kopf, als könne er so wieder Herr seiner Gefühle werden. »Ich habe sie wirklich geliebt«, flüsterte er. »Und anstatt sie zu beschützen, habe ich meine Zeit damit verschwendet, ihr kitschige Liebesbriefe zu schreiben. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen. Ich ⦠ich â¦Â« Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut und er hieb fluchend mit der Faust gegen die Wand.
Maddie hätte ihm gern gesagt, dass es ihr leidtat, ihn verdächtigt zu haben, und dass sie seinen Schmerz über den Verlust von Cordelia teilte.
Aber es gab keine Worte, die in diesem Moment ausgereicht hätten. Finn war also derjenige, der Cordelia all die Briefe geschrieben hatte. Und plötzlich fragte sie sich, ob er wusste, dass sie schwanger war. Oder war das Baby am Ende sogar von ihm?
»Wie nahe habt ihr euch wirklich gestanden? Ich meine, hast du gewusst ⦠hat sie dir gesagt, dass �« Sie verstummte. Wie f ragte man einen Jungen, ob er der Vater eines ungeborenen
Kindes war, von dem man noch nicht einmal wusste, ob es überhaupt noch lebte?
»Verdammt!«, schrie Finn, und seine sich überschlagende Stimme hallte durch den dunklen Gang. »Mir gesagt, dass ich vielleicht Vater werde? Ja, hat sie. Aber sie war sich nicht sicher. Aber wenn ich das vor der Nacht auf Misery Island gewusst hätte, hätte ich sie niemals dorthin gehen lassen.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Wenn ich gewusst hätte, wie brutal die ganze ScheiÃe wird, hätte ich es auch so niemals zugelassen. NIEMALS!« Er schwieg einen Moment lang.
Verwirrt fragte Maddie sich, warum Reed Cordelia angeblich Geld für eine Abtreibung angeboten hatte, wenn Finn der Vater war? Und wie um alles in der Welt konnte Abigail darüber Bescheid wissen?
»Sie hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass du die Stadt
Weitere Kostenlose Bücher