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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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einfach heute Abend noch mal herkommen, und ich beweise dir, dass es hier sehr wohl Feen gibt. Ich weiß
nämlich, wie sie aussehen. Als kleines Mädchen war ich mal in Irland und bin zufällig auf einen echten Feenkreis gestoßen. Sie haben Holunderwein aus Kristallkelchen getrunken, trugen Kleider aus Spinnfäden und Samt und haben getanzt, bis ihre Löwenmäulchen-Schuhe zerfetzt waren.«
    Cordelia tänzelte die Straße entlang, drehte Pirouetten und zog alberne Grimassen. Ihre blühende Fantasie brachte Maddies Zynismus zum Schmelzen, und einen kurzen Augenblick lang zog sie sogar in Erwägung, dass es so etwas wie Feen tatsächlich geben könnte. Sie lachte fröhlich, aber als ihr Blick an Cordelia vorbei in das Wäldchen fiel, bekam sie plötzlich eine Gänsehaut. Irgendetwas bereitete ihr ein ungutes Gefühl - ihr war, als würden sie beobachtet.
    Â»Es heißt, dass es darin spukt. Im Wald, meine ich.«
    Cordelia hielt mitten in einem ihrer Tanzschritte inne und riss die Augen auf. »Und das sagst du mir erst jetzt? Das muss ich mir unbedingt sofort anschauen!« Sie drehte sich noch einmal so schnell im Kreis, dass ihr Blumenkleid glockenförmig um ihre Beine schwang, und rannte dann in den Wald, wo sie flink an den Bäumen vorbeilief und geschickt den heruntergefallenen Ästen auswich, als wäre sie schon hundertmal hindurchgerannt. Maddie versuchte angestrengt, mit ihr Schritt zu halten, verlor ihre Cousine aber schon bald aus den Augen. Je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto mehr verstärkte sich ihr Unbehagen.
    Â»Erzähl doch mal«, rief Cordelia. »Wer spukt hier denn?«
    Â»Cordelia!« Maddie stöhnte auf. »Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für so was! Wegen dir kommen wir noch zu spät zur Schule.«
    Â»Na und?« Ihre Stimme echote durch die Bäume und klang, als wäre sie meilenweit entfernt.
    Auf einer dämmrigen Lichtung blieb Maddie stehen, um zu verschnaufen. Das Astwerk über ihr war so dicht, dass kaum
ein Sonnenstrahl durchsickerte. Wieder jagte ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie konnte sich wirklich Schöneres vorstellen, als im dunklen Dickicht von Potter’s Grove nach Cordelia zu suchen. Wegen der ganzen Gruselgeschichten, die sie von Kindheit an gehört hatte, hatte sie sich geschworen, nie auch nur einen Fuß an diesen Ort zu setzen.
    Â»Wo bist du?«
    Â»Genau hinter dir«, flüsterte Cordelia. »Buh!«
    Maddie fuhr vor Schreck zusammen und Cordelia brach in wieherndes Lachen aus.
    Â»Tu das nie wieder«, zischte Maddie. »Nicht hier. Nicht in diesem Wald.«
    Â»Was sollen das denn für Geister sein, vor denen du solche Angst hast?« Trotz des Halbdunkels, das auf der Lichtung herrschte, funkelten Cordelias Augen.
    Â»Keine Ahnung. Man erzählt sich, dass es hier alle möglichen Geister gibt«, flüsterte Maddie, der plötzlich auffiel, wie still es um sie herum war. Weil sie es andererseits aber auch genoss, ausnahmsweise mal Cordelias ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, schob sie ihre Ängste beiseite. »Irgendwo hier in der Nähe muss die Stelle sein, wo früher die Schenke des alten Captain Potter stand. Könnte sogar sein, dass wir direkt draufstehen. Jedenfalls war die Schenke den Leuten hier ein Dorn im Auge. Sie hatten das Gesindel satt, das aus den Nachbarorten herkam, und beschlossen irgendwann, das Haus einfach niederzubrennen. Aus Rache ließ Captain Potter den Wald und ganz Hawthorne von einer seiner Sklavinnen, die zufällig eine Voodoopriesterin war, mit einem Fluch belegen.«
    Cordelias Augen waren mit jedem Wort größer geworden. »Daher kommen also diese ganzen Gerüchte über Hexen und Zauberei?«
    Maddie schüttelte den Kopf und erklärte ihr, dass die berühmten Hexenprozesse in der Nachbarstadt Salem stattgefunden
hätten, Hawthorne aber seinen ganz eigenen Hexenskandal hatte. Eines Tages nämlich waren drei wunderschöne Schwestern - Honor, Constance und Patience Pickering - in das kleine Städtchen Hawthorne gezogen und schon bald der Hexerei beschuldigt worden.
    Â»Damals genügte eine Kleinigkeit, um als Hexe verleumdet zu werden«, fuhr Maddie fort. »Es reichte schon, wenn man beim Kochen ein fremdartiges Gewürz benutzte oder gern bunte Kleider trug. Manche Frauen wurden der Hexerei bezichtigt, weil sie hübsch waren und die Männer von ihnen

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