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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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sondern drehte sich um und ließ ihn einfach stehen. Zumindest dieses Mal hatte sie das letzte Wort behalten.

    Auf ihrem Weg vom Friedhof kam Maddie an dem roten Backsteinungeheuer von Ravenswood vorbei. Aber es jagte ihr keine Angst mehr ein - es schien ihr sogar zuzulächeln, zufrieden, dass seine Geheimnisse gelüftet wurden und es jetzt neue Geheimnisse besaß, Geheimnisse über ihre Familie. Aber Maddie kümmerte es nicht mehr. Das lag alles hinter ihr. Es war Zeit, nach vorne zu schauen.
    Sie sah Finn vor den Gesichtern stehen, die in die Mauer
eingeritzt waren. Seine Hand ruhte auf dem vierten Gesicht, dem, das so verblüffende Ähnlichkeit mit Cordelia hatte.
    Â»Weißt du nicht, dass es Unglück bringt, wenn man sie berührt?« Sie lächelte ihn an.
    Er zuckte mit den Achseln. »Es würde ganz schön schwierig werden, sie nicht zu berühren, wenn ich sie in den Stein meißle.«
    Â»Du? Du bist derjenige, der all die Jahre immer wieder dafür gesorgt hat, dass ihre Gesichter nicht verschwinden?«, hakte Maddie ungläubig nach.
    Â»Was denkst du denn, wie alt ich bin, Maddie? Zweihundert? Diese Gesichter gibt es schon eine ganze Weile länger, als ich auf der Welt bin.«
    Â»Ja, aber dann versteh ich es nicht …« Sie sah ihn fragend an.
    Â»Das ist bei uns sozusagen eine alte Familientradition. Ich habe sie von meinem Vater übernommen, der wiederum von seinem Vater und so weiter und so weiter. Der Mädchenname meiner Ur-Ur-Urgroßmutter war Pickering.« Amüsiert betrachtete er den überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Du hast richtig gehört. Ich bin ein Nachkomme der Pickering-Schwestern, den sogenannten Hexen von Misery Island. Meine Vorfahren sind schon seit Gründung der Stadt für die Pflege der städtischen Grundstücke zuständig. So ist es uns über all die Jahre hinweg, ohne erwischt zu werden, immer wieder gelungen, ihre Gesichter zum Vorschein zu bringen. Das hatte nichts mit einem Fluch oder sonst einem Mist zu tun, den man sich hier in der Stadt erzählt. Es war einfach eine Möglichkeit, ihnen unsere Achtung entgegenzubringen und dafür zu sorgen, dass niemand in dieser Stadt vergaß, wie grausam sie behandelt wurden. Und ich habe Cordelias Gesicht hinzugefügt, weil ich finde, dass sie genauso behandelt wurde wie die Pickering-Schwestern. Na ja, und wahrscheinlich
auch, weil ich gehofft habe, dass sie eines Tages Teil meiner Familie werden würde, meiner eigenen Geschichte.«
    Maddie beugte sich zu Finn und küsste ihn sanft auf die Wange. »Danke«, flüsterte sie. »Cordelia konnte sich glücklich schätzen, jemanden zu haben, dem sie so viel bedeutet hat, wie sie dir bedeutet hat.«
    Â»Wie sie mir immer noch bedeutet«, korrigierte er sie und wandte den Blick ab, damit sie nicht sah, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. »Man hört nicht auf, jemanden zu lieben, nur weil er nicht mehr da ist.«
    Sie dachte an Tess und Cordelia und nickte. »Das stimmt. Man hört nie damit auf.«
    Â»Und für dich geht’s jetzt an die Stanton Privatschule?«, fragte er mit einem Zwinkern. »Gehst du wirklich wegen der Schule weg, oder ist es nur eine Entschuldigung, um weiter nach Cordelia zu suchen?«
    Sie lachte. »Vielleicht ist ja auch beides möglich.« Dann drehte sie sich noch einmal zu den Gesichtern um, denn sie wusste, dass es eine Weile dauern würde, bis sie sie wiedersah. Und sie hoffte, dass sie sie beim nächsten Mal gemeinsam mit Cordelia betrachten würde. »Immerhin musst du dir jetzt keine Vorwürfe mehr machen, dass du Cordelia nicht nach Hause gebracht hast. Sie ist wohlbehalten dort angekommen. Na ja, vielleicht nicht gerade wohlbehalten«, fügte sie leise hinzu. »Aber du hättest nichts mehr an dem ändern können, wie es ausgegangen ist, und kannst endlich wieder weitermachen … ohne Schuldgefühle.«
    Â»Vielleicht«, antwortete er zögernd. »Trotzdem bin ich irgendwie dafür verantwortlich. Ich bin derjenige gewesen, der ihr das Geld gegeben hat.«
    Â»Du hast ihr das Geld gegeben?« Sie sah ihn fassungslos an. Vielleicht hatte Reed ja doch die Wahrheit gesagt, wurde ihr plötzlich schmerzlich bewusst.

    Â»Alles, was ich wusste, war, dass sie das Geld brauchte, also habe ich es ihr gegeben. Es war ihre Entscheidung. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie bei allem, was

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