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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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sie sich unter den am Gedenkgottesdienst teilnehmenden Menschen umsah, verstand Maddie, warum ihre Mutter nicht gewollt hatte, dass die Polizei auf der Beerdigung anwesend war. Ihre Familiensaga war das Gesprächsthema schlechthin. Sie entdeckte Leute unter den Trauergästen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte - Leute, die sich mehr für die Gerüchte um die Tragödie interessierten, die sich in der Hexenfestung abgespielt hatte, als für das Schicksal ihrer Familie. Und diese Tragödie würde ganz sicher in die hiesige Geschichte eingehen: Monate nach dem Verschwinden eines jungen Mädchens schneidet sich seine wahnsinnig gewordene Mutter in der Hexenfestung die Pulsadern auf, kurz nachdem sie durch die ganze Anstalt gewütet ist. Die einzigen Zeugen sind ihre Schwester, ihre Nichte und einer der Hauptverdächtigen im Fall ihrer verschwundenen Tochter. Die Großmutter verstirbt in der Zwischenzeit allein zu Hause.
    Ihre tragische Geschichte besaß alles, was es brauchte, um zu einer der vielen Legenden Hawthornes zu werden. War es ein Verbrechen aus Leidenschaft? Fühlte Rebecca sich schuldig und versuchte deswegen, sich das Leben zu nehmen? War sie für das Verschwinden ihrer Tochter verantwortlich? War Cordelia eine Ausreißerin oder Opfer eines Verbrechens? Das alles waren gute Fragen - sogar bedeutende Fragen. Fragen, die vermutlich für immer ungelöst bleiben würden.
    Sowohl Reed als auch Finn nahmen an dem Gottesdienst
teil. Wie unterschiedlich sie doch waren, dachte Maddie, während sie die beiden verstohlen beobachtete. Der blondhaarige Reed mit seinem sexy Dreitagebart und den breiten Schultern wirkte fahrig und übermüdet. Der hübsche dunkelhaarige Finn hingegen sah traurig und bewegt aus. Seine Hände hatte er respektvoll über seinem Anzug gefaltet, seine Miene war verschlossen und sein Blick gesenkt. Das, was sie mit ihnen beiden verband, war stärker als alles, was sie sich jemals hätte vorstellen können.
    Â»Wie geht es dir, Maddie?«, fragte Reed, nachdem er ihr sein Beileid ausgesprochen hatte.
    Â»Danke, gut«, erwiderte Maddie kurz angebunden.
    Â»Ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer dass es mir unendlich leidtut für dich«, sagte er leise. »Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schrecklich.« Trotz des intensiven Moments, den sie auf seinem Boot gehabt hatten, empfand sie nicht mehr die gleiche Wärme und Zuneigung für ihn, die sie noch vor ein paar Wochen empfunden hatte oder empfunden zu haben glaubte. Seine Gefühle für sie waren nicht auf richtig gewesen, er hatte lediglich den Sisters of Misery einen Gefallen getan.
    Â»Für dich tut es mir auch leid, Reed«, sagte sie kalt.
    Â»Ich glaube, du … Moment, wovon redest du?«, f ragte er zögernd, während sich die Pupillen in seinen tiefblauen Augen leicht weiteten.
    Â»Von deinem Baby«, zischte Maddie. »Von dem Baby, das du mit Cordelia gezeugt hast. Von dem Baby, für das du ihr Geld gegeben hast, um es loszuwerden. Aber vielleicht hast du ihr das Geld auch nur gegeben, damit sie von hier verschwindet und dich nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringt, als sie es sowieso schon getan hatte. Das tut mir leid, Reed. Oh, außerdem tut mir noch leid, dass du deinen Auftrag, mich von meinen Nachforschungen über Cordelias Verschwinden abzulenken,
nicht zufriedenstellend erledigt hast. Es gibt so viele Dinge, die mir leidtun, Reed, dass ich nicht weiß, was davon mir am meisten leidtut.«
    Â»N-nein … du … verstehst nicht …«
    Â»Nein, Reed, du verstehst nicht«, fuhr sie fort. »Ich habe dir vertraut. Cordelia hat dir vertraut. Ich kann nicht begreifen, wie du meine Cousine so ausnutzen konntest und dann auch noch die Kaltschnäuzigkeit besessen hast, mich so anzulügen.«
    Er blickte sich unbehaglich um. »Ich weiß, wie das für dich aussehen muss, und ich gebe zu, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich schwöre dir, Maddie, dass es nicht so ist, wie du denkst.«
    Â»Willst du wissen, was ich denke, Reed? Ich denke, dass du erbärmlich bist. Ich denke, dass Cordelia auf einen miesen Heuchler hereingefallen ist, und ich denke«, fauchte sie, »dass ich den gleichen Fehler wie sie gemacht habe. Aber zum Glück weiß ich, wie man aus seinen Fehlern lernt. Cordelia hatte dieses Glück leider nicht.«
    Maddie wartete nicht auf seine Antwort,

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