Sisters of Misery
versucht habe, Emilys Diät etwas nachzuhelfen. Maddie wollte dem Mädchen zu Hilfe eilen, ihr beruhigend über den Rücken streicheln, ihr die Haare aus dem Gesicht halten und irgendetwas tun - egal was -, um Emily zu trösten, aber als sie aufstehen wollte, warf Kate ihr einen warnenden Blick zu.
»Tu es nicht, Maddie. Stell dich niemals gegen deine Schwestern. Hörst du?«, sagte sie eisig. »Niemals.«
Als Maddie die Geschichte zu Ende erzählt hatte, starrte Cordelia sie beinahe ungläubig an. »Okay. Jetzt hab ichâs endlich kapiert.«
»Was hast du kapiert?«
»Warum du dir diesen ganzen Mist gefallen lässt. Du hast eine ScheiÃangst vor ihnen«, sagte Cordelia nachdenklich. »âºHalte deine Freunde nahe bei dir, aber deine Feinde noch näher.â¹ Das ist ein Zitat aus der Pate Teil II - ich finde, das passt ganz gut auf dich.«
Als Maddie sich verärgert umdrehen wollte, sagte Cordelia beschwichtigend: »Hey, ich versteh dich doch. Ich würde es wahrscheinlich auch nicht anders machen, wenn das die einzigen Freundinnen wären, die ich jemals gehabt hätte. Aber du musst begreifen, dass das, was sie tun - was sie dir und anderen antun -, NICHT NORMAL ist.«
Maddie nickte. »Kate benimmt sich echt wie eine Tyrannin, die mit den Menschen um sich herum machen kann, was sie will.«
»Ach echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen â¦Â« Cordelia lachte und schüttelte dann den Kopf. Maddie hoffte im Stillen, ihre Cousine würde sie nach allem, was sie ihr gerade erzählt hatte, nicht weniger mögen.
»Halt dich einfach von ihnen fern. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«, meinte Cordelia. Die Luft hatte sich inzwischen merklich abgekühlt und vom Meer her wehte ein scharfer Wind.
»Also, um ehrlich zu sein â¦Â« Maddie gestand Cordelia, dass sie eigentlich um Mitternacht mit Kate und den anderen Mädchen zum Schwimmen verabredet war, wie sie es immer zu Schulbeginn machten, seit Kate diese Tradition vor einigen Jahren eingeführt hatte.
Cordelia dachte einen Moment lang nach. »Dann komme ich eben mit«, sagte sie entschlossen.
»Was? Nein!«, rief Maddie erschrocken. Ihr graute es schon davor, allein dorthin zu gehen, aber zusammen mit Cordelia würde es noch schlimmer werden - und zwar für sie beide.
»Warum nicht? Nach allem, was ich gesehen und gehört habe, traue ich denen alles zu. AuÃerdem hat uns meine Mutter vor diesen Mädchen gewarnt, und sie hat etwas ⦠etwas sehr Schlimmes gesehen.«
»Eben«, wandte Maddie ein. »Aber mir kann viel weniger passieren als dir.«
Cordelia grinste. »Ich bin ein starkes Mädchen. Das schaffe ich schon. AuÃerdem ⦠vielleicht will ich eurer Schwesternschaft ja beitreten.«
Maddie sah sie völlig entgeistert an. Das konnte unmöglich ihr Ernst sein?
Cordelia brach in lautes Lachen aus. »Du solltest mal dein Gesicht sehen. Zum Brüllen!« Dann schwieg sie einen Moment und biss nachdenklich von ihrem Sandwich ab. »Aber kein Wort zu Kate, dass ich mitkomme, okay? Ich möchte nicht, dass sie Zeit hat, sich irgendwelche kleinen Ãberraschungen für mich auszudenken.«
Maddie wunderte es nicht, dass Cordelia Kate mittlerweile schon so gut einschätzen konnte. Aber allmählich fühlte sie sich wie das bis zum ZerreiÃen gespannte Seil in einem endlosen Tauziehen zwischen Cordelia und den Sisters of Misery. Und sie fragte sich ängstlich, was wohl passieren würde, wenn das Seil irgendwann zerriss, was früher oder später unweigerlich geschehen musste.
Ein fassungsloser Ausdruck huschte über Kates Gesicht, als Maddie in dieser kühlen Septembernacht zusammen mit Cordelia hoch oben auf den zerklüfteten Felsen von Fort Glover auftauchte.
»Hab ich irgendetwas verpasst oder warum schleppst du die Hippietante an«, zischte sie Maddie zu. »Ich kann mich nicht
erinnern, dass wir verabredet hätten, heute Nacht neue Leute mitzubringen.«
»Ich wollte nur mal sehen, was der ganze Rummel um eure kleine Gruppe soll, das ist alles«, antwortete Cordelia an Maddies Stelle. »Vielleicht will ich eurem exquisiten Club ja beitreten.«
Kate und die anderen Mädchen brachen in hysterisches Gelächter aus.
»Wir sind doch nicht irgendein christlicher Jugendverein, der jeden aufnimmt«, sagte Kate.
Unter ihnen brandeten die Wellen tosend gegen
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