Sisters of Misery
die Klippen. Fröstelnd betrachtete Maddie die weiÃen, auf dem aufgewühlten dunklen Wasser wild auf und ab tanzenden Schaumkronen.
Seit ihrem friedlichen Abendessen am Strand schien sich das Meer in ein wogendes Ungetüm verwandelt zu haben, das gierig darauf wartete, jeden zu verschlingen, der ihm zu nahe kam.
Cordelia lieà nicht locker. »Haben Familienangehörige nicht ein bevorzugtes Recht auf Mitgliedschaft? Immerhin bin ich mit einer eurer Schwestern verwandt.«
Kate sah die anderen Mädchen an und drehte sich dann wieder zu Cordelia um.
»Na schön, aber bevor du eine von uns werden kannst, musst du ein paar Aufgaben erfüllen.«
Cordelia warf Maddie einen augenrollenden Blick zu und schien sich nur mit Mühe ein Grinsen verbeiÃen zu können. Maddie erwiderte ihren Blick nur ganz kurz, um nicht laut loszuprusten.
»Wenn du wirklich ein Mitglied der Sisters of Misery werden willst â¦Â«, Kate deutete auf das aufgewühlte Meer unter ihnen, »dann musst du da runterspringen.«
»Das kann nicht dein Ernst sein, Kate«, mischte Maddie
sich aufgebracht ein. »Bei so einem Wellengang springen wir nie von hier oben runter. Das ist lebensgefährlich.«
Kate und Cordelia sahen einander erbittert in die Augen. Es war wie bei einem Blickduell: Wer zuerst wegschaut, hat verloren. Und Kate hatte in ihrem ganzen Leben noch nie verloren.
»Wer hat gesagt, dass es einfach ist, in unseren Kreis aufgenommen zu werden?«, rief Darcy hämisch.
Maddie wusste zwar nicht, was Rebecca in Kates Zukunft gesehen hatte, aber es musste etwas sehr Schlimmes gewesen sein, wenn es Cordelia so ernst damit war, einem Kreis von Mädchen beizutreten, die sie derart verabscheute. Trotzdem hatte sie langsam, aber sicher das Gefühl, dass die Situation auÃer Kontrolle geriet.
Am liebsten hätte sie ihre Cousine an der Hand gepackt und wäre mit ihr davongerannt. Sie konnte es kaum ertragen, wie gemein die anderen zu ihr waren. Aber sie wusste auch, welche Konsequenzen ihr dann drohten, denn niemand durfte sich einfach so gegen Kate stellen - geschweige denn aus dem einmal geschlossenen Bund austreten. Wer eine der Sisters werden wollte, musste sich bei der Ausübung einer kriminellen Handlung fotografieren lassen, ganz gleich wie klein oder - in manchen Fällen - schwerwiegend das Vergehen war. Die Bilder wurden an einem geheimen Ort aufbewahrt, den nur wenige Auserwählte kannten. Kate Endicott war eine von ihnen.
»Das ist wie eine Art Versicherung«, hatte sie einmal lachend gesagt.
»Ein perfektes Beweismittel, um jemanden zu erpressen, trifft es wohl besser«, hatte Hannah gemurmelt, die wusste, dass sie schon bei einigen entsetzlichen Dingen fotografiert worden war. Kate hatte es groÃen Spaà gemacht, Hannah zu befehlen, Haustiere aus der Nachbarschaft zu quälen, weil sie wusste, wie sehr Hannah Tiere liebte.
»Kommt ganz auf die Sichtweise an«, hatte Kate leichthin geantwortet. »Ich betrachte es lieber als ein Mittel, das uns als Freundinnen zusammenschweiÃt - und zwar für immer.«
Auch wenn keine von ihnen es jemals laut aussprechen würde, wusste Maddie, dass sie im Grunde alle dasselbe über Kate und die Sisters of Misery dachten: Es war, als hätten sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Es war vielleicht noch ein sehr junger Teufel, aber das machte ihn nicht weniger gefährlich.
»Ich hoffe, du kannst schwimmen, California-Girl«, spottete Kate.
Cordelia blickte in das aufgewühlte Wasser hinunter. »Was meinst du, wie kalt es ist?«, fragte sie Maddie.
»Du kannst es uns ja erzählen, wenn du unten angekommen bist«, antwortete Kate und schob sie auf den Rand der Klippe zu.
Tuâs nicht, flehte Maddie stumm, in der Hoffnung, Cordelia würde sie irgendwie hören können.
Cordelia drehte sich zu den Mädchen um und grinste. »Also dann. Bis gleich.« Sie streifte sich ihr Sweatshirt über den Kopf, schleuderte die Schuhe von den FüÃen und band ihre Haare im Nacken zu einem losen Knoten zusammen, während die Mädchen jede ihrer Bewegungen mit angehaltenem Atem beobachteten. Auf ihren Gesichtern lag eine Mischung aus Respekt und Fassungslosigkeit darüber, dass Cordelia die Herausforderung tatsächlich annahm.
Alle zuckten zusammen, als plötzlich eine laute Sirene aufheulte und grelles Scheinwerferlicht die Mädchen blendete. »Treten Sie
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