Sisters of Misery
drückte eine gelartige grünliche Flüssigkeit daraus hervor.
»Aloe Vera«, erklärte sie ruhig. »Für die Wunden von diesem Dornbusch .«
Sie hob erneut Cordelias weich fallende Tunika hoch und rieb ihr ganz vorsichtig, um ihr nicht noch mehr wehzutun,
den Rücken mit dem Aloesaft ein. Als sie fertig war, blickte sie ihre Enkelinnen ernst an.
»Ihr müsst aufeinander aufpassen. Die Menschen in dieser Stadt ⦠die Dinge, die ich gesehen habe â¦Â« Sie schüttelte den Kopf. »Seid bitte vorsichtig. Ihr beide müsst um jeden Preis zusammenhalten. Das ist die einzige Möglichkeit.«
Sie griff nach den Händen der beiden Mädchen und drückte sie fest. Dann sah sie ihnen ein letztes Mal eindringlich in die Augen und ging aus dem Zimmer. Maddie und Cordelia blickten sich stumm an. Wenn Cordelia es vorzog, den Vorfall mit Kate für sich zu behalten, würde auch Maddie nicht den Mund aufmachen. Sie hoffte nur, dass sie auch wirklich allein damit fertig wurden.
Die Party lief nach dem gleichen Schema ab wie alle Partys, die die Clique aus der Hawthorne Academy schon zusammen gefeiert hatte. Nur Maddie war diesmal anders. Sie fühlte sich zwischen all den Betrunkenen fremd und hatte nicht das Gefühl, dazuzugehören.
Wie immer wenn Trevors Eltern in Urlaub fuhren, hatte er das Haus in eine heiÃe Party-Location umfunktioniert. Am Eingang erwartete die Gäste eine sogenannte Wodka-Rutsche - ein länglicher Eisblock, in den eine gewellte Rinne gemeiÃelt worden war, aus der jeder zur BegrüÃung erst einmal einen eisgekühlten Schluck Wodka trinken musste. Maddie beugte sich vor und presste ihre Lippen an das untere Ende der Rinne, während Trevor von oben eine schnapsglasgroÃe Menge Raspberry Stolichnaya in ihren wartenden Mund laufen lieÃ. Der eiskalte Wodka brannte in ihrer Kehle.
»Brrr.« Maddie wischte sich lachend mit dem Handrücken über den Mund. »Danke, Trevor.«
»Du weiÃt, dass mir nichts zu teuer ist, um meine Mädels in Stimmung zu bringen«, grinste Trevor.
»Ferkel«, murmelte Maddie. Sie setzte ihren Weg ins Haus fort und wünschte sich, Cordelia wäre doch mitgekommen. Wenn sie an ihrer Seite war, hatte sie das Gefühl, es mit allem und jedem aufnehmen zu können. Manchmal kam es ihr so vor, als wäre sie selbst der Mond und Cordelia die Sonne - um selbst leuchten zu können, borgte sie sich einfach etwas von Cordelias Strahlen.
Während Maddie sich unter die anderen Partygäste mischte, grübelte sie über die geheimnisvolle Warnung ihrer GroÃmutter nach und fragte sich, warum Cordelia sich so hartnäckig geweigert hatte, ihr zu erzählen, wohin sie ging. Wenigstens war sie vor Kate und den Sisters sicher. Was ihre eigenen Aussichten betraf, einen einigermaÃen netten Abend zu verbringen, so konnte sie nur hoffen, dass Mr Campbell irgendwann auftauchen würde. Trevor hatte seine Gäste darauf hingewiesen, dass sein Bruder später möglicherweise auftauchen könne, um nach »dem Rechten zu sehen«. Es gebe aber keinen Grund, in Panik auszubrechen, wenn sie sich in volltrunkenem Zustand plötzlich ihrem Lehrer gegenübersahen.
»Er ist total cool«, hatte Trevor behauptet. »Vor allem was Alkohol angeht. Er kannâs bloà nicht leiden, wenn er an der Wodka-Rutsche warten muss. Also lasst ihm lieber den Vortritt.«
Ungeachtet der Tatsache, dass Kate mit seinem jüngeren Bruder zusammen war, hoffte auch sie offensichtlich darauf, dass der heiÃeste Lehrer der Schule sich heute Abend noch blicken lieÃ. Jedenfalls hatte sie sich extrem in Schale geworfen und ihre »Uniform« aus Thommy-Hilfiger-Bluse plus klassischer Jeans gegen ein eng anliegendes Oberteil mit tiefem V-Ausschnitt und eine tief sitzende, ihre schmalen Hüften zur Geltung bringende Jeans getauscht. Ihre Haare, die
sonst immer brav von einem Haarreif zurückgehalten wurden, waren zu einer wilden blonden Mähne zerzaust, als käme sie gerade erst aus dem Bett, und ihre Augen hatte sie im verwegenen »Smokey Eyes«-Look geschminkt. Kate war heute Abend definitiv auf Beute aus.
Maddie trank an der improvisierten Bar noch einen Schluck eisgekühlten Wodka, um ihre Nerven zu beruhigen, und schlenderte dann auf ihre Freundinnen zu, die gerade die Köpfe zusammensteckten und über irgendetwas kicherten.
»Hey, worüber lacht ihr?« Maddie
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