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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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der Mädchen schwappten in der salzgeschwängerten
Nachtluft wie die Meeresbrandung durch ihr Bewusstsein, mal lauter, mal leiser. Jedes Mal wenn sie stürzte, zerrten Hände sie unsanft wieder auf die Beine und zogen sie weiter im Kreis herum. Schließlich war es Zeit für das Wasserritual. Kate drückte Maddie einen Eimer in die Hand und befahl ihr, zum Strand zu gehen und ihn mit Meerwasser zu füllen.
    Als Maddie sich zum Gehen wandte, streifte ihr Blick Cordelia, und sie schrie auf. Es war, als wäre ihr Albtraum Wirklichkeit geworden. Cordelia lehnte schlaff am Stamm des Baumes, die Augenbinde lag wie ein Galgenstrick um ihren Hals, ihr Kinn war auf die Brust gesackt, der Mund leicht geöffnet. In Maddies Kopf begann es zu dröhnen; ihre Zunge schien auf ihre dreifache Größe anzuschwellen und nicht mehr in ihren Mund zu passen. »Wie konntet ihr das nur tun?«, schrie sie. »Ihr Teufelinnen! Dafür werdet ihr bezahlen!«
    Sie schleuderte den Eimer in die Ruinen und rannte den Weg zum Boot entlang. Irgendwie würde es ihr gelingen, den Motor anzuwerfen und zum Festland zurückzufahren, um Hilfe zu holen. Sie musste es einfach schaffen. Kate hatte das Ritual schon jetzt viel zu weit getrieben. Wie weit würde sie noch gehen? Kurz bevor sie das Boot erreicht hatte, bekam sie einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Sie stolperte, rappelte sich wieder auf und stürzte unkontrolliert schluchzend auf das Ufer zu. Sie wollte ins Wasser und so schnell sie konnte zum Boot waten. Doch da traf sie ein weiterer Schlag, dieses Mal gegen die Stirn.
    Ãœber das dröhnende Tosen des Meeres hinweg hörte sie ein leises Kichern.
    Dann wurde es schwarz um sie.

9
    SPIEGELVERKEHRTES LAGUZ

    WASSER
    Â 
    Falsche Entscheidungen, schlechte Urteilsfähigkeit
    Â 
    Â 
    NOVEMBER
    Â 
    W o ist sie?«, schrie Rebecca, packte Maddie an den Schultern und zerrte sie in ihrem Bett in eine sitzende Position. Sonnenlicht strömte ins Zimmer und vertrieb die beklemmenden albtraumhaften Bilder von Misery Island aus Maddies Kopf. Blinzelnd versuchte sie, die Konturen ihres Zimmers scharf zu stellen, während sie sich gleichzeitig fragte, wie und wann sie nach Hause gekommen war.
    Tess stand in der Tür und sah sie unverwandt an. In ihrem Blick lag grenzenlose Enttäuschung. Sie weiß, was gestern Nacht passiert ist, dachte Maddie unwillkürlich, obwohl das eigentlich unmöglich war. Aber falls sie tatsächlich etwas ahnte, gab sie es nicht preis, sondern stand einfach nur stumm da, während Rebecca Maddie immer verzweifelter und wütender mit Fragen über Cordelias Verbleib bestürmte.
    Â»I-Ich weiß nicht, was du meinst«, stammelte Maddie. Jeder Zentimeter ihres Körpers schien vor Schmerz aufzuschreien, als sie vor Rebecca zurückwich. Jetzt verstand sie die volle Bedeutung der Redewendung »von jemandem in die Mangel genommen werden«. Ihr Kopf hämmerte - vom Wein und von der riesigen Beule auf ihrer Stirn. Irgendjemand hatte sie mit einem harten Gegenstand niedergeschlagen, aber wer?
Sie wusste, dass Cordelia immer noch auf der Insel war. Es war ausgemacht gewesen, dass sie im Morgengrauen abgeholt werden würde, aber dem hellen Sonnenlicht nach zu urteilen, das durch das Fenster fiel, hatte Maddie die Fahrt nach Misery Island wohl verpasst. »Wie viel Uhr ist es?«
    Â»Wie viel Uhr ist es?«, äffte Rebecca sie hysterisch nach. »Du willst wissen, WIE VIEL UHR ES IST? Es ist verdammt noch mal Zeit, dass du mir endlich sagst, wo meine Tochter ist!«
    Maddie warf einen Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Es war kurz nach zwölf. Eigentlich hätte Cordelia schon längst zu Hause sein müssen. Nur ganz zögerlich kamen die Erinnerungen an die Ereignisse der vergangenen Nacht zurück. Sie erinnerte sich vage daran, dass ihre Mutter sie in den frühen Morgenstunden, auf dem Boden liegend, auf der Veranda gefunden hatte, wo die anderen Mitglieder der Sisters of Misery sie vermutlich eilig abgeladen hatten. Abigail hatte sie ins Haus geschleppt und gezischt: »Was ist los mit dir und deiner Cousine? Wollt ihr etwa meinen Ruf zerstören? Wir sind hier doch kein Puff!«
    Was war letzte Nacht passiert? Als sie den Blick senkte und ihre zerkratzten und blutverkrusteten Hände sah, schob sie sie hastig unter die Decke. Ȁhm … I-Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht. Vielleicht … vielleicht hat sie

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