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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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emporragte, und es ging das Gerücht, es wäre durch ein enges unterirdisches Tunnelsystem mit Ravenswood verbunden. Das Einzige, was die Besucher vor einem falschen Tritt und damit davor bewahrte, die zerklüfteten Felsen hinunterzustürzen, war ein alter verwitterter Holzzaun. Maddie hatte Geschichten von Jugendlichen gehört, die sich nachts im Fort getroffen und getrunken und sich anschließend gegenseitig herausgefordert hatten, in das aufgewühlte Meer hinunterzuspringen. Die Unglücklichen unter ihnen, die entweder zu betrunken gewesen waren, um den Sprung zu schaffen, oder die der Gruppenzwang dazu verleitet hatte, ihre Fähigkeiten zu überschätzen, landeten mit einer Gehirnerschütterung oder gebrochenen Knochen im Bell Krankenhaus. In der Mitte des Forts befand sich ein zerfallenes Verlies, das wie ein versunkenes Piratenschiff anmutete. In diesem Verlies, in dem die Pickering-Schwestern damals gefangen gehalten worden waren, fanden öfter geheime Partys statt, und besonders unerschrockene Pärchen trafen sich dort, um Sex zu haben.
    Ein paar Monate bevor Cordelia nach Hawthorne gekommen war, war Maddie selbst auf solch einer Party in Fort Glover gewesen. Auf dem Weg nach oben hatten ein paar Schüler der Hawthorne Academy mit Stöcken auf die in die Mauern von Ravenswood Asylum eingeritzten Gesichter der Pickering-Schwestern eingeschlagen.
    Das Gelände des Forts war in einen wunderschönen Park mit Meerblick verwandelt worden, dessen Mauern - die einst
dazu dienten, die Stadt vor Angreifern abzuschirmen - mit Ravenswood verbunden waren und den düsteren Charme des Ortes verstärkten. Niemand hatte je herausgefunden, wie die Gesichter der Schwestern dorthin gelangt waren. Und obwohl die Stadtverwaltung mehrmals versucht hatte, sie unter einer dicken Schicht Mörtel und Putz verschwinden zu lassen - um nicht mehr daran erinnert zu werden, mit welcher Grausamkeit gegen die drei angeblichen Hexen vorgegangen worden war -, wurden sie immer wieder sichtbar. Jedes Mal wenn die Gesichter wieder an die Oberfläche zurückkehrten, sahen sie ein bisschen verhärmter und rachsüchtiger aus. Maddie hatte es immer vermieden, sie direkt anzusehen, und erinnerte sich an ein altes Kinderlied, das sie schon von klein auf davor gewarnt hatte:
    Schau niemals hin zu den drei Gesichtern,
sie gehören den bösen Hexengeschwistern.
Die Augen mach zu, die Luft halte an,
sonst schleppen die drei dir den Tod heran.
Deine Türen und Fenster verschließ immer fest,
denn die Schwestern kriechen nachts aus ihrem Hexennest.
    Fröstelnd schlenderte Maddie den gewundenen Pfad zwischen Fort Glover und Ravenswood auf und ab und wartete darauf, dass Tess endlich herauskam und von einem weiteren ereignislosen Besuch bei Rebecca erzählte. Sie hoffte, ihre Großmutter würde nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, denn ein Blick in den zugezogenen Himmel und auf das immer dunkler werdende Meer sagte ihr, dass ein Sturm heranzog.
    Wie immer wandte sie den Blick ab, als sie an der Stelle mit den Gesichtern der Pickering-Schwestern vorbeikam. Aber irgendetwas ließ sie auf einmal abrupt stehen bleiben.
Die dem feuchtkalten Novemberwetter trotzenden Efeuranken waren zur Seite geschoben worden, als wäre erst kürzlich jemand hier gewesen. Die Gesichter der Schwestern blickten ihr mit einer Intensität aus der massiven Festungsmauer entgegen, als versuchten sie, aus ihrem steinernen Gefängnis auszubrechen. Doch was war das? Da war noch ein viertes Gesicht. Dessen Umrisse im Mörtel waren viel dunkler und frischer als die der drei anderen Gesichter, die durch die Witterung einen sandfarbenen Ton angenommen hatten. Die Gesichtszüge waren auch nicht so hart und abweisend wie die der Pickering-Schwestern. Dieses Gesicht war viel weicher … schöner … und ungleich verstörender.
    Es war das vertraute und zugleich furchterregende Gesicht eines jungen Mädchens. Als Maddie klar wurde, wem es gehörte, stockte ihr der Atem.
    Es gehörte dem Menschen, den sie lieber als jeden anderen wiedersehen wollte.
    Aber nicht so. Und nicht an diesem Ort.
    Es war das Gesicht, das sie vor langer Zeit in ihren Träumen gesehen hatte.
    Das Gesicht von Cordelia.

12
    ANSUZ

    BOTSCHAFT
    Â 
    Aufschlussreiche Erkenntnisse oder Zeichen,
Vision und Offenbarung, Weisheit und Vernunft
    Â 
    Â 
    DEZEMBER
    Â 
    E s war der letzte Schultag vor den

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