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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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war niemand - nur das Echo eines entfernten Lachens, das vielleicht aus einem der Klassenzimmer aus dem neuen Trakt herwehte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und ihr Atem ging flach und stoßweise.
    Als sie an den Büros vorbeiging, bemerkte sie, dass das Namensschild von Mr Campbells Tür bereits entfernt worden war: Also stimmten die Gerüchte über seine Entlassung. Man
hatte es anscheinend sehr eilig damit gehabt, alle Spuren seiner Existenz zu beseitigen, damit die Privatschule so wenig wie möglich mit dem Verschwinden seiner Lieblingsschülerin Cordelia LeClaire - die ihm vielleicht ein bisschen zu sehr ans Herz gewachsen war - in Zusammenhang gebracht werden konnte.
    Dabei hätte Maddie Reed Campbell niemals mit Cordelias Verschwinden in Verbindung gebracht - wenn überhaupt, dann höchstens seinen Bruder Trevor. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass Mr Campbell mit seinen leuchtenden blauen Augen, der sich so rührend um sie besorgt gezeigt hatte, schuldig war. Aber wenn man jemanden auf ein zu hohes Podest stellt, läuft man Gefahr, ihn nicht mehr objektiv beurteilen zu können. Und sie war klug genug, um zu erkennen, dass ihre Gefühle für Mr Campbell über bloße Sympathie hinausgingen und ihre Urteilskraft möglicherweise beeinträchtigten.
    Als sie in ihre Tasche griff und den Stapel Briefe darin fühlte, fragte sie sich, ob sie vielleicht die Antworten auf ihre Fragen enthielten. Stimmten die Gerüchte über ihre Cousine und Mr Campbell? Hatte sie tatsächlich ein Verhältnis mit ihm gehabt? Handelte es sich womöglich um Liebesbriefe, die den endgültigen Beweis erbringen würden? Begierig darauf, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und die Briefe zu lesen, die vielleicht das fehlende Puzzleteil - den entscheidenden Hinweis auf die Lösung des Rätsels - enthielten, eilte sie aus dem Schulgebäude. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, dass sie die ganze Zeit über beobachtet worden war. Von jemandem, der wusste, was diese Briefe ans Tageslicht bringen würden. Von jemandem, der bereit war, alles dafür zu tun, um sie in die Hände zu bekommen.

    Maddies Erleichterung, der Hawthorne Academy fürs Erste entkommen zu sein, verpuffte augenblicklich, als ihr Blick auf die Liste fiel, die Abigail mit dem Hinweis »Bitte sofort erledigen« auf die Küchenanrichte gelegt hatte. Der uralte Familienkombi, der an den Seiten noch, wie früher üblich, mit künstlichem Holz verkleidet war, musste in die Werkstatt gefahren und einer gründlichen Inspektion unterzogen werden - Bremsen prüfen, Öl wechseln und diverse andere lebensverlängernde Maßnahmen waren notwendig. Anscheinend kümmerte es ihre Mutter nicht, dass sie ihren Führerschein offiziell erst in ein paar Monaten bekommen würde, also würde Maddie sich auch nicht unnötig den Kopf darüber zerbrechen.
    Â»Na toll. Dir auch schöne Feiertage, Mom«, murmelte Maddie ironisch. Als sie den alten Wagen aus der Einfahrt manövrierte, staunte sie darüber, wie es dieser schrottreife Urahn der modernen SUVs geschafft hatte, trotz des salzigen Niederschlags - der sich im Laufe der Zeit immer mehr in das Fahrgestell fraß - all die harten Winter zu überstehen und ihnen immer noch so treue Dienste zu leisten. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob er diesmal überhaupt noch die kurze Strecke bis zu O’Malleys Autoschlosserei schaffen würde. Als sie bei der alten Werkstatt ankam, beschlich sie plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden, obwohl sie niemanden sah. Sie suchte nach einer Überwachungskamera, konnte aber nirgends eine entdecken. Auf der Ladentheke aus Resopal stand eine Klingel. Ein durchdringender Geruch nach Öl und Schmierfett lag in der Luft.
    Â»Hallo?«, rief Maddie, nachdem sie zögernd auf die Klingel geschlagen hatte. »Hallo?«, versuchte sie es noch einmal, diesmal etwas lauter.
    Â»Hey, Maddie, was gibt’s?«, fragte eine Stimme hinter ihr.
    Von der Selbstverständlichkeit überrascht, mit der die fremde Stimme ihren Namen ausgesprochen hatte, wirbelte Maddie
herum und sah einen großen, schlaksigen jungen Mann vor sich stehen, dessen dunkle Augen hinter langen Haarsträhnen hervorblitzten.
    Â»Kennen wir uns?«, fragte sie kühl.
    Einen Augenblick lang schien er verletzt zu sein, dass sie ihn nicht erkannte, aber dann tat er es mit

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