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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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Weihnachtsferien und nach Unterrichtsschluss herrschte in den Gängen der Hawthorne Academy aufgeregte Betriebsamkeit. Alle plapperten fröhlich durcheinander, Jungs klatschten sich zum Abschied auf die Schulter, die Mädchen standen vor ihren Schließfächern und steckten die Köpfe zusammen. Ausgelassenes Gelächter vermischte sich mit fröhlichen Rufen und dem Quietschen von Gummisohlen auf gebohnertem Linoleum.
    Nach etwa einer halben Stunde kehrte schließlich Stille ein.
    Maddie wartete, bis die Flure sich geleert hatten, und machte sich dann erst daran, ihren und Cordelias Spind auszuräumen. Sie hatte keinem der anderen Mädchen von ihren Plänen erzählt, das nächste Halbjahr auszusetzen, um sich zu ersparen, von Kate einen Vortrag darüber gehalten zu bekommen, dass sie sich damit ihre Chancen auf eine Zulassung an einer der Eliteuniversitäten vermasseln würde. Sie hatte sich noch keine konkreten Gedanken darüber gemacht, wie es nun weitergehen sollte, aber eines wusste sie: Die Hawthorne Academy war im Moment der letzte Ort, an dem sie sein wollte.

    Es war nicht besonders schwierig gewesen, den Direktor davon zu überzeugen, ihr die Auszeit zu gewähren, damit sie sich um ihre Familie kümmern und den Verlust ihrer Cousine verarbeiten konnte. Doch Maddie wusste, dass die Schulleitung ihrer Bitte nicht nur aus reiner Nächstenliebe zugestimmt hatte, sondern vor allem auch deswegen, weil die Schule dadurch weniger im Rampenlicht der Medien stand. Keine Privatschule sah es gerne, wenn ihre Schüler in irgendwelche Negativschlagzeilen verwickelt waren, weil zahlungskräftige Eltern darüber so beunruhigt sein könnten, dass sie ihre Sprösslinge lieber an einer anderen Schule anmeldeten. Als Maddie mit ihrem Anliegen zu Direktor Collins gekommen war, wirkte er daher eher erleichtert darüber, sie für ein paar Monate los zu sein - zumindest so lange, bis der Skandal über das Verschwinden ihrer Cousine und der Einweisung ihrer Tante sich gelegt hätte. Auch Abigail war froh. Seit den tragischen Ereignissen wirkte Tess zunehmend verwirrt, und allmählich wurde es zu einer echten Herausforderung, sich um sie zu kümmern. Immer öfter verirrte sich die alte Dame an die seltsamsten Orte und geriet in die merkwürdigsten Situationen.
    Nachdem Maddie ihren Spind ausgeräumt hatte, ging sie zu dem von Cordelia. Ihre Schritte hallten ungewohnt laut über den verwaisten Flur. Plötzlich hörte sie ein Schlurfen hinter sich und blieb wie angewurzelt stehen. Als sie sich umdrehte, erwartete sie fast, Cordelia aus einem der Klassenzimmer huschen zu sehen. Aber der Gang war immer noch menschenleer.
    Sie schloss Cordelias Spind auf und begann, die Bücher und Schulsachen auszuräumen und die Dinge auszusortieren, die in den Müll konnten.
    Die meisten von Cordelias persönlichen Sachen hatte die Polizei als Beweismaterial beschlagnahmt. Doch als Maddie
die Spindtür gerade wieder schließen wollte, entdeckte sie einen kleinen Runenstein, der ganz hinten zwischen der Rückwand und dem untersten Einlegeboden steckte. Als sie danach greifen wollte, stellte sie fest, dass der Boden lose war. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, hob sie ihn an und fand zu ihrer grenzenlosen Überraschung in dem darunterliegenden Hohlraum einen Stapel aufgerissener Briefumschläge. Briefe, die persönlich übergeben worden sein mussten, da sie unfrankiert waren und keine Anschrift trugen. Maddie warf nur einen flüchtigen Blick darauf und steckte sie dann schnell in ihre Tasche, obwohl sie sie am liebsten gleich an Ort und Stelle gelesen hätte.
    Nachdem sie den Boden wieder sorgfältig festgedrückt und den Spind verschlossen hatte, machte sie sich auf den Weg in den alten Trakt der Hawthorne Academy, in dem die Lehrer ihre Büros hatten. Das altehrwürdige Herrenhaus, das früher das eigentliche Schulgebäude gewesen war, hatte sich praktisch nicht verändert, seit die Schule vor Jahrzehnten das erste Mal ihre Tore geöffnet hatte. Vielleicht glänzte das Parkett nicht mehr ganz so neu wie einst, aber die abgetretenen, lackierten Dielenbretter mit ihren kleinen Unebenheiten leuchteten immer noch in einem warmen Bernsteingelb. Plötzlich schlug die Eingangstür mit einem lauten Knall zu.
    Maddie!, hallte eine heisere, gespenstische Stimme an ihr Ohr.
    Sie drehte sich hastig um, aber da

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