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Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Titel: Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Tobor
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polnische Kinderlied. »Stieg das Kätzchen aufs Mäuerchen und zwinkert, schön ist dieses Liedchen und gar nicht lang.« Das leiernde Gefiepe lullte mich in den Schlaf, bevor ich herausfinden konnte, woher es kam.
    Am nächsten Tag wurde ich von Mama geweckt, die mich heftig schüttelte und mir, kaum dass ich die Augen aufschlug, Tomeks putzmuntere Fratze vor die Nase hielt.
    »Papa ist mit Frau Kellermann Dokumente besorgen, und ich muss vor dem Frühstück duschen. Kannst du auf deinen Bruder aufpassen, bis ich zurück bin?«
    Ohne sicherzustellen, dass ich wirklich schon wach war, setzte sie Tomek zu mir aufs Bett und verschwand in der Menge. Ich gab Tomek sein Stofftier zu beißen, als ich erneut die Melodie von letzter Nacht vernahm. Kurzerhand beschloss ich, nach der Quelle dieser Musik zu suchen und Tomek mit seinem Sabberbären allein zu lassen. Wer wollte eine solche Nervensäge schon entführen? Ich kletterte aus dem Bett und tastete mich an den Bettgestellen entlang, lauschte den Tönen der Melodie nach und ließ mich zu ihr tragen wie eine Maus zum Käse. Endlich entdeckte ich einen kleinen Jungen, der auf einem Koffer saß und mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf einem winzigen Klavier herumdrückte. Das Klavier war selbst nicht größer als seine Hand. Ich starrte fasziniert auf seine Finger, die dem technischen Wunderwerk diese außerirdischen Piepser entlockten, und verlor dabei das Zeitgefühl.
    » OLA !!!«, hörte ich meine Mutter brüllen.
    Ich riss mich los und rannte zurück. Bestimmt war Mama böse, weil ich nicht bei Tomek war. Also musste ich ihr glaubhaft versichern, dass ich ihn nur für wenige Sekunden aus den Augen gelassen hatte.
    »Wo ist Tomek?«, fragte Mama hysterisch.
    »Im Bett …?«
    »Wo? Zeig ihn mir!«
    Ich ging in die Knie, um unter dem Bett zu schauen. Nichts. Hob das Kissen und die Decke hoch, öffnete den Koffer. Kein Tomek drin, kein Tomek drunter.
    Mama war außer sich.
    »Ich war auf einem Klavierkonzert«, entschuldigte ich mich.
    »Du warst was?«
    »Hier ist ein Junge, der hat so ein kleines Klavier …«
    »Was zum Teufel redest du da? WO IST DEIN BRUDER ???«
    »Ich suche ihn ja gleich!«, schnaubte ich.
    »Suchen kannst du deinen Verstand!«, schimpfte Mama. »Deutschland ist kein Märchenland. Alles, was du tust, hat Konsequenzen. Ich erwarte von dir, dass du Verantwortung übernimmst. Hast du mich verstanden?«
    »Schimpfen Sie doch nicht so mit der Kleinen«, mischte eine Bettnachbarin sich ein. »Sie ist doch selbst noch ein Kind. Und Ihren Tomek habe ich gerade bei den Frühstücksbänken gesehen.«
    Mama rannte sofort los, ich stolperte schuldbewusst hinterher.
    Wir fanden einen lachenden Tomek im Arm eines Mannes, der eine Rübennase und glasige Augen hatte. Der Fremde trug einen zerschlissenen Mantel, und seine Schuhe sahen aus wie aus dem See geangelt. Leute wie ihn nannte man Trinker. Sie tranken nämlich alles, solange nur Alkohol drin war. Wenn sie keinen Wodka hatten, schlürften sie Rasierwasser und Haarpflegeprodukte. Außerdem galten sie als gemeingefährlich.
    »Ich falle gleich in Ohnmacht«, stöhnte Mama. Als wäre Tomek in weiter Ferne, auf der Spitze eines benachbarten Hügels, rief sie: »Komm zurück. Hörst du mich? Es gibt Frühstück«, bevor sie mit ausgebreiteten Armen auf ihn zustürzte.
    »Hehehe«, röchelte der Trinker. Er machte überhaupt keine Anstalten, den geliehenen Bruder zurückzugeben. »Der Kleine hat doch schon mit mir gefrühstückt. Stimmt’s, Kollege?«
    Er nahm einen zittrigen Schluck aus seinem Flachmann. Tomek rülpste zustimmend. Das war zu viel für meine arme Mama. Obwohl sie sonst die Höflichkeit in Person war, entriss sie dem finsteren Gesellen das Kind, ohne sich zu entschuldigen oder zu erklären, und drehte sich nicht noch mal nach ihm um. Mir aber warf sie einen Blick zu, der sagte: »Ein paar Minuten später, und wir hätten Tomek aus einem Räubersack befreien müssen. Du bist wahrlich die schlechteste Tochter der Welt.«
    Ich schämte mich fürchterlich.
    Als Mama das Frühstück sah, verpuffte ihr Groll allerdings im Nu. Neben frisch aufgebackenen Brötchen fand sie auf ihrem Tablett ein Trinkpäckchen mit Milch, zwei Stück Butter und verschiedene Marmeladen. Aber alles ganz winzig, in Miniatur, kaum größer als eine Streichholzschachtel. Sie brachte es kaum übers Herz, ihr Messer durch die Kostbarkeiten zu ziehen, und wickelte die Hälfte in eine Serviette, »für später«.
    Ich

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