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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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nicht so genau sagen können, ob ich das meinetwegen oder ihretwegen tat. Es spielte keine R o lle, denn ich hatte keine andereWahl.
    Atemlos blieb ich vor dem Biosaal stehen. Ein kurzer Blick genügte, und Link warf mir seine Autoschlüssel zu, kopfschüttelnd und ohne lange zu fragen. Ich fing sie auf und rannte weiter. Ich war mir ziemlich sicher, wo ich sie finden würde.Wenn ich recht hatte, dann war sie da hingelaufen, wo alle hingelaufen wären.Wo ich hingelaufen wäre.
    Sie war nach Hause gegangen. Selbst wenn das in ihrem Fall bedeutete, nach Ravenwood zu gehen, zu Gatlins Boo Radley.
    Vor mir tauchte Ravenwood Manor auf. Wie eine Drohung erhob es sich auf dem Hügel. Ich konnte nicht behaupten, dass ich Angst hatte, denn das traf es nicht. Ich hatte Angst gehabt, als die Polizei an die Tür klopfte in jener Nacht, in der meine Mutter starb. Ich hatte Angst gehabt, als mein Dad sich in sein Arbeitszimmer verkroch und mir klar wurde, dass er niemals wieder richtig daraus hervorkommen würde. Ich hatte Angst gehabt, als ich noch klein war und Amma mit Geistern redete und ich herausfand, dass die Puppen, die sie machte, gar keine Spielzeuge waren.
    Vor Ravenwood hatte ich keine Angst, selbst wenn es sich herausstellen sollte, dass das Haus tatsächlich so unheimlich war, wie man behauptete. Im Süden war das Unerklärliche eine Selbstverständlichkeit, in jeder Stadt gab es ein Spukhaus, und wenn man die Menschen fragte, dann schwor mindestens jeder Dritte Stein und Bein, er habe schon ein, zwei Geister in seinem Leben gesehen. Außerdem lebte ich mit Amma zusammen, die unter anderem daran glaubte, dass gespensterblau gestrichene Fensterläden die Geister abwehrten, und deren selbst angefertigte Amulette aus Pferdehaar und Dreck bestanden. Ich war an das Übernatürliche gewöhnt. Aber der alte Ravenwood – das war etwas ganz anderes.
    Ich ging bis zumTor und legte die Hand zögernd auf das verwitterte Eisen. Quietschend öffnete sich dasTor. Und dann passierte gar nichts. Kein Blitz, keine Stichflamme, kein Sturm. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber wenn ich inzwischen etwas von Lena gelernt hatte , dann war es, das Unerwartete zu erwarten und mitVorsicht ansWerk zu gehen.
    Wenn mir jemand vor einem Monat prophezeit hätte, dass ich einesTages durch diesesTor gehen, diesen Hügel hinaufsteigen und einen Fuß auf das Land des alten Ravenwood setzen würde, ich hätte ihn glatt für verrückt erklärt. In einer Stadt wie Gatlin, in der nie etwas Unvorhersehbares geschah, wie hätte ich da mit so etwas rechnen sollen? Beim letzten Mal war ich nur bis zumTor gekommen. Je näher ich dem Haus kam, desto deutlicher wurde derVerfall. Das prächtige Ravenwood Manor sah genau so aus, wie sich die Menschen im Norden das Herrenhaus auf einer Plantage im Süden vorstellen, nachdem sie jahrelang Filme wie Vom Winde verweht gesehen haben.
    Ravenwood Manor war immer noch beeindruckend, wenigstens was seine Größe anging. Eingerahmt von Palmen und Zypressen, hätte es einer jener Orte sein können, wo die Leute den ganzenTag auf derVeranda sitzen, Mint Juleps trinken und Karten spielen. Wäre es nicht Ravenwood gewesen.
    Das Haus war im klassizistischen Stil erbaut, was in Gatlin ungewöhnlich war. Überall in der Stadt standen Häuser im Südstaatenstil, Ravenwood in all seiner verfallenen Schönheit stach deshalb umso mehr hervor und war den Einheimischen ein Dorn im Auge. Große weiße dorische Säulen, von denen die Farbe abblätterte, weil sie jahrelang vernachlässigt worden waren, stützten ein Dach, das sich zu einer Seite neigte und dem Haus das Aussehen einer gebeugten, arthritischen alten Frau gab. Die überdachteVeranda zerfiel, sie löste sich vom Haus und drohte einzustürzen, falls man es wagte, auch nur einen Fuß auf sie zu setzen. Außen war das Haus so dicht mit Efeu überwuchert, dass man an manchen Stellen nicht einmal mehr die Fenster sah. Als ob der Grund das Haus langsam verschlingen wollte, um es in jene Erde hinabzuziehen, auf der es einst erbaut worden war.
    Das Portal hatte einen überstehenden Türsturz, einen dicken Balken, wie man ihn nur noch bei wirklich alten Häusern findet. Er war mit Schnitzereien versehen. Irgendwelche Symbole. Sie sahen aus wie Kreise und Sicheln, vielleicht waren es die Mondphasen.Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf die knarrendeTreppe, um mir den Balken genauer anzusehen. Ich wusste ein bisschen was darüber. Meine Mutter war Geschichtsforscherin gewesen,

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