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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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sie hatte sich mit dem Bürgerkrieg beschäftigt und mir die Türstürze immer wieder gezeigt auf unseren ungezählten Pilgerfahrten zu allen historischen Stätten, die man an einemTag von Gatlin aus erreichen konnte. Sie hatte gesagt, dass sie ganz typisch für alte Häuser und Burgen in England und Schottland waren. Und einige der Leute, die jetzt hier lebten, waren Engländer oder Schotten gewesen, bevor sie Hiesige wurden.
    Aber ich hatte nie zuvor einen Türsturz mit Symbolen gesehen, sonst waren es immer nur Buchstaben gewesen. Die Zeichen sahen fast wie Hieroglyphen aus, die ein einzelnesWort umrahmten, das aus einer mir unbekannten Sprache stammte.Wahrscheinlich hatten sie jenen Generationen, die hier lebten, ehe alles zerfiel, etwas bedeutet.
    Ich holte tief Luft und ging, zwei Stufen auf einmal nehmend, dieVerandatreppe hinauf, nicht zuletzt weil ich mir ausrechnete, dass das Risiko durchzubrechen nur halb so groß war, wenn ich nur auf jede zweite Stufe trat. Ich griff nach dem Messingring, der aus einem Löwenmaul hing, und klopfte. Ich klopfte noch einmal und noch einmal. Sie war nicht zu Hause. Ich hatte mich getäuscht.
    Aber dann hörte ich es, das vertraute Lied. Sixteen Moons. Irgendwo hier war sie.
    Ich drückte die fleckige Türklinke. Sie ächzte, und ich hörte, wie sich auf der anderen Seite der Tür ein Riegel bewegte. Ich stellte mich darauf ein, Mr Macon Ravenwood gegenüberzustehen, den noch nie jemand in der Stadt gesehen hatte, wenigstens nicht zu meinen Lebzeiten. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Ich sah hoch zu dem Türsturz, und irgendetwas sagte mir: Probier’s einfach aus. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass sich die Tür nicht öffnen ließ. Ohne nachzudenken, griff ich nach oben und berührte das mittlere Zeichen, direkt über meinem Kopf. Der aufgehende Mond. Als ich darauf drückte, spürte ich, wie das Holz unter meinen Fingern nachgab. Es setzte einen Mechanismus in Gang.
    Geräuschlos öffnete sich die Tür. Ich trat über die Schwelle. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Licht flutete durch die Fenster, was geradezu unglaublich war, wo doch die Scheiben von außen völlig mitWeinlaub und Schmutz bedeckt waren. Aber im Inneren war alles hell, strahlend und brandneu. Keine antiken Möbel oder Ölgemälde von denVorfahren des alten Ravenwood, keine Erbstücke aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Dieses Haus hätte ebenso gut in einem Möbelhauskatalog abgebildet sein können. Keine plüschigen Sofas und Sessel, keine Tischchen mit Glasplatte, auf denen sich dekorative Bildbände stapelten. Alles war so modern, so neu. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn vor der Tür noch der Möbelwagen gestanden hätte.
    »Lena?«
    DieWendeltreppe schien direkt bis ins Dachgeschoss zu führen; sie schraubte sich höher und höher, über denTreppenabsatz des ersten Stocks hinaus, ich konnte nicht sehen, wo sie endete.
    »Mr Ravenwood?« Meine Stimme hallte von der hohen Decke wider. Niemand da, zumindest niemand, der mit mir reden wollte. Ich hörte ein Geräusch hinter mir und schreckte hoch, dabei wäre ich fast über einen Ledersessel gestolpert.
    Es war ein pechschwarzer Hund, vielleicht sogar einWolf. Ein Furcht einflößendes Haustier mit einem dicken Lederhalsband um den Hals, von dem ein silberner Mond baumelte. Es starrte mich an, als plane es schon seinen Sprung. Seine Augen waren unheimlich, sie waren viel zu rund, viel zu menschlich.
    DerWolfshund knurrte mich an und fletschte die Zähne. Das Knurren wurde immer lauter und fast schrill, es klang wie ein Schrei.
    Ich tat, was alle an meiner Stelle getan hätten.
    Ich rannte.
    Noch ehe sich meine Augen wieder ansTageslicht gewöhnen konnten, stolperte ich bereits die Stufen hinunter. Ich lief und lief den Kiesweg entlang, weg von Ravenwood Manor, weg von dem fürchterlichen Haustier, den seltsamen Zeichen und der unheimlichen Tür, zurück in das sichere, matte Licht eines ganz normalen Nachmittags. Ein Pfad schlängelte sich zwischen verwahrlosten Feldern und verwilderten Wäldchen hindurch, die mit Dornensträuchern und Gestrüpp zugewachsen waren. Ich achtete nicht darauf, wohin derWeg mich führte, solange ich nur fort von dem Haus kam.
    Schließlich blieb ich stehen. Ich beugte mich vor, stützte mich mit den Händen auf die Knie. Meine Brust war am Zerspringen, meine Beine waren weich wie Gummi. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass ich mich vor einer bröckelnden Mauer befand. Sie war so hoch, dass

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