Sixty Shades of Blood. Episode I: Rote Lust (Erotik-Satire oder so) (German Edition)
wenn ich nur so tue, als strenge ich mich an. Hauptsache, das Winden ist ausdrucksvoll genug. Nur den letzten Teil sehe ich mit g e mischten Gefühlen. Auf einen Rohrstuhl sitzen und am Seil ziehen, so dass mir ein Eimer Wasser über den Kopf schwappt, das ist ja noch okay. Aber warum muss dazu jedes Mal dieses Lied von Irene Cara laufen? Das geht mir doch ziemlich auf die Nerven.
Mr. Herby hat ein eigenes Sportgerät, an dem er sich parallel betätigt. Es ist eine aufblasbare Frauenpuppe mit lächerlich weit aufgerissenen Augen und einem viel zu dunklen Teint. Seine »Sparringspartnerin«, wie er immer sagt. Er hat sie über einen Tisch gebeugt und trainiert von hinten mit ihr, während er mir bei meinen Übungen zusieht. Das muss sehr anstrengend sein. Er keucht, seine Augen quellen hervor, und er schwitzt wie ein bengalisches Hängebauchschwein.
Später trotten wir ausgepumpt die Treppe hinunter, zurück in den Laden. Ich sehe, wer da auf uns wartet und stoppe so a b rupt, als wäre ich gegen eine Glasplatte gerannt.
Brad sieht zu mir hoch. Seine Augen werden groß, als er mich erblickt. Sicher hat er Angst, dass ich mich erkälten kön n te, so wie meine Kleider tropfen. Hoffentlich bemerkt er nicht, dass sie nass praktisch durchsichtig sind.
Neben ihm steht Cornelius Blood. Seine Augen werden nicht groß, sondern stecknadelkopfklein. Außerdem glitzern sie übe r haupt nicht amüsiert.
»Betty – dieser, hrm, Gentleman hat nach dir gefragt.« meint Brad mit einem Seitenblick auf Cornelius. Brad ist groß und stark, doch neben meinem Angebeteten wirkt er wie ein unre i fer Jüngling. »Ich wusste nicht, ob…«
»Hallo Cornelius.« hauche ich. Der Rest der Welt verschwindet, ich habe nur noch Augen für ihn. Er trägt heute einen anthrazitfarbenen Anzug, der verteufelt knapp um die Hü f ten sitzt. Ein paar Adern auf seinem Schenkel zeichnen sich überdeutlich durch das Textilgewebe ab. Dazu wieder diese Krawatte, die nach frischem, körperwarmem Blut direkt aus der Schlagader aussieht.
»Betty.« nickt er unverbindlich.
»Was machen Sie denn hier?«
»Ich war in der Gegend.« Er zuckt die Schultern. »Außerdem brauche ich einige Sachen zum Angeln. Da dachte ich, fahr doch mal bei Herby´s vorbei.«
»Oh. Na klar.«
Mein Herz hüpft, und die Schmetterlinge in meinem Bauch haben sich zu einem Tornado zusammen gerottet. Schon wieder dringe ich tief in Cornelius´ Vergangenheit ein, in sein intimstes Privatleben. Er ist Angler!
»Ist etwas passiert?« Er blickt auf meine durchweichte A r beitskleidung und runzelt die Stirn. »Ein Wasserrohrbruch?«
»Nein nein.« beruhige ich ihn. »Nur eine kleine Erfrischung nach dem Betriebssport.«
»Ah.« Er nickt und wirft Mr. Herby einen Blick vor, in dem ich Hochachtung lese. Auch er erkennt fürsorgliche Arbeitg e ber. Mr. Herby grinst gequält und breitet vielsagend die Arme aus.
»Wenn du den Kunden kennst, dann bedien´ ihn am besten gleich.« raunt er mir zu. »Aber richtig, hörst du?«
»Na klar.« Ich setzte ein professionelles Business-Lächeln auf. »Das mache ich doch immer. Bisher hat sich kein Mann beschwert, den ich bedient habe.«
»Es ist gut, das zu hören.« Cornelius Stimme klingt ganz sanft, aber seine schwarzen Augen glimmen in einem inneren Licht. Das sieht faszinierend aus. Wie in einem Gruselfilm, wenn teure Tricktechnik eingesetzt wird. Wohl eine Folge der stimmungsvollen Beleuchtung im Laden.
»Ich war zuerst hier.« wirft Brad ein. Er hört sich an wie ein bockiges Kind. »Sie wird mich zuerst bedienen.«
Uh-oh. Das ist nicht gut.
Cornelius dreht sich zu ihm um. Ganz langsam, in verzöge r ter Zeitlupe. Im Hintergrund schwellen nervenzerfetzende G i tarrenakkorde. Das ist kein Soundtrack, den ich mir als Ergä n zung dieser unheilschwangeren Szene einbilde. Mr. Herby hört im Büro seine Lieblings-CD von den Beatles.
Cornelius fixiert Brads unglücklich umher zuckenden Blick. Er beugt sich an sein Ohr und zischt: »Du wirst zurück in den Laden deines Vaters gehen, den Revolver vom Schrank holen, den Lauf zwischen die Zähne stecken, und versehentlich sechs Mal abdrücken. Dann darfst du zurück kommen und sie wird dich bedienen.«
»Ich werde in den Laden meines Vaters gehen, den Revolver vom Schrank holen, den Lauf zwischen meine Zähne stecken, und versehentlich sechs Mal abdrücken.« wiederholt Brad mit monotoner Stimme. »Dann komme ich zurück und Betty wird mich endlich bedienen.«
»Genau. Abmarsch.«
Er wankt
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