Sixty Shades of Blood. Episode I: Rote Lust (Erotik-Satire oder so) (German Edition)
hinaus. Cornelius zwinkert mir zu. Ich zwinkere zurück und muss grinsen. Natürlich weiß ich, dass keine Gefahr droht. Auf dem Schrank im Bestattungsraum liegt kein Revo l ver, sondern eine Schrotflinte. Da passen nur zwei Patronen rein. Wie will Brad da sechs Mal abdrücken? Dieser Trau m mann hat einfach den Bogen raus, wie man unangenehme Situ a tionen elegant in den Griff bekommt. Ich schmelze dahin wie eine Kerze unter… unter… nun, unter irgendetwas Heißem eben.
Die Tür fällt mit einem Klingeln hinter meinem jugendl i chen Verehrer zu. Ich bin mit Cornelius alleine im Laden. Kurz vor dem Ohnmächtigwerden erinnere ich mich ans Atmen.
»Was brauchen Sie denn, Cornelius?« bringe ich heraus und senke die Wimpern vor Verlegenheit. Meine Hand tanzt bereits Samba um den Adamsapfel.
»Weißt du, dass mich das unheimlich anspricht, wenn du dir so den Hals streichelst?« raunt er mir mit einem glühendheißen Blick zu.
»Wirklich?« Ich nehme die Hand in den Mund und beiße fest auf die Finger, um diese blöde Angewohnheit zu unterbinden. »Nn, ds wsst ch ncht.«.
Au, das tut weh. Außerdem weckt der Beißreiz die Wildka t ze in meinem Unterbauch. Die gähnt und streckt sich und fährt ihre Krallen aus. Damit ritzt sie spielerisch von innen an meiner Haut. Ich presse die Schenkel zusammen, aber diesmal wehrt sie sich umso mehr. Mein Becken zuckt. Zudem wird mir doch ein wenig kalt in dem nassen Shirt. Meine Nippel stechen so hart durch den Stoff, als wollten sie Cornelius in den Mund hinein schwellen.
Seine Augen werden schmal. Der Vorhang fällt. Ich sehe wieder nur die glatte Fassade des erfolgreichen Geschäftsma n nes. So geheimnisvoll! So unberechenbar! So mysteriös! Ich schmelze dahin wie… na, Sie wissen schon.
»Ich brauche einen Dreizack.« sagt er kühl. »Aus Titanstahl. Mit Spitzen aus Silber. Schaft zwischen 1,80 und 1,90.«
»Hm. Ich weiß nicht, ob wir das vorrätig haben.« überlege ich mit jagendem Herzen. »Vielleicht drüben, neben den Ha r punenkanonen?«
Wir gehen in den Nebenraum, der als Lager für selten nac h gefragte Artikel dient. Ich schiebe einen Thunfischspieß beise i te (schon lange ausgerottet), steige über ein kleines Flak-Geschütz für fliegende Fische, und habe endlich das richtige Fach gefunden. Cornelius ist mitgekommen. Da der Gang hier sehr schmal ist, müssen wir eng aneinander gepresst stehen. Mein Po bohrt sich richtiggehend in seine Leisten. Das ist mir ein wenig peinlich. Der nasse Rock hinterlässt sicher einen Fleck auf dem Anzug. Das wird später aussehen, als hätte er in die Hose gepinkelt.
Doch ein Mann von Welt wie er lässt sich von solchen kleingeistigen Erwägungen nicht aufhalten. Er schmiegt sich von hinten an mich und schlingt die Arme um mich. Seine Vorderseite fühlt sich so hart an wie eine dieser antiken Steinst a tuen in den Kaufhäusern. Vermutlich hat er Angst, dass ich auf dem unebenen Boden stolpern könnte in meinen hochhackigen Arbeitsschuhen.
»Oh Betty.« raunt er dicht an meinem Ohr. Sein Atem streicht an meiner Wange entlang. Er riecht so frisch wie We r bung für Mineralwasser. Der Boden wankt unter meinen Füßen, es dröhnt und quietscht in meinem Gehörgang, alles dreht sich um mich. Cornelius hält mich, bis das Erdbeben vorbei ist und der Staub von den umgestürzten Regalen sich gelegt hat. Walla Walla wurde genau an der Grenze zwischen der polynesischen und der zentralafrikanischen Platte gebaut, deshalb gibt es hier oft tektonische Verwerfungen und Erdbeben. Das habe ich in Heimatkunde gelernt.
Seine Hände liegen voll auf meinen Brüsten, bedecken die überempfindlichen Hügel. Der Stoff zischt leise unter seinem glühenden Griff. Das Wasser verdampft und steigt in dünnen Schwaden hoch.
»Ich schaffe es nicht, dich zu vergessen.« murmelt er rau. »Seit du mir vor die Füße gefallen bist, habe ich ständig nur dein Bild im Kopf. Genauer gesagt: das deines Halses, wenn du ihn streichelst.«
Wow!
Ausgerechnet Cornelius ist der einzige Mensch auf der Welt, der auf meinen Tick steht? Das kann kein Zufall sein. Das ist lupenreines Schicksal. Nur eine völlig behämmerte Schriftste l lerin könnte sich so einen unglaubhaften Zufall ausdenken.
Ich neige den Kopf zur Seite. Seine Lippen gleiten vom Ohr tiefer, auf die gebogene Flanke meines Halses. Er saugt tief Luft ein. Ich komme mir vor wie ein guter Toulouse, der von einem Sommelier beschnuppert wird. Oder wie heißt der Wein noch gleich? Nantes? Französisch
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