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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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Domäne, trotz aller Landvergaben ungewöhnlich ausgedehnt und lukrativ. Zum anderen bezog die Krone beträchtliche Einnahmen aus ihrem Zollmonopol, vor allem in den Hafenstädten. Im Gegensatz zu den nord- und mittelitalienischen Städten blieben dort wie in den urbanen Zentren Siziliens allgemein kommunale Bewegungen, die die örtlichen Kaufleute und Bankiers an die Macht bringen sollten, aus. Offenbar war die durch den König garantierte innere Stabilität ein Äquivalent für die Selbstregierung der kommerziellen Eliten.
     Gleich nach seiner Erhebung zum König ließ Roger II. den Dom erbauen, der das Stadtbild von Cefalù bis heute beherrscht.

|107| IX  Das Wunder der Welt
    Auf der mit Roger II. erreichten Höhe vermochte sich die normannische Herrschaft nach seinem Tod im Jahre 1154 nicht zu behaupten. Ja, der Herrschaftswechsel war geradezu ein Signal für oppositionelle Adelskreise, durch einen Aufstand gegen den jungen, unerfahrenen Nachfolger Wilhelm I. mehr Macht zu erkämpfen. Diese Unruhen konzentrierten sich zwar auf das südländische Festland, stellten jedoch die Autorität der gesamten Monarchie in Frage. Diese vermochte sich zwar durch die unter Roger II. bewährten Rezepte – rigorose Strafjustiz gegen die „Majestätsverbrecher“ – zu behaupten, kam jedoch auf die Dauer nicht umhin, der „alten“, mit den ersten Mitgliedern der Familie Altavilla ins Land gezogenen Elite Zugeständnisse zu machen. Diese betrafen die Stellung des Adels auf dem Land, wo sich die Kontrolle der Zentrale merklich lockerte, und am Hof, wo rivalisierende Parteien unter der Führung einflussreicher Clanchefs stetig an Einfluss gewannen und das königliche Patronagemonopol untergruben. Parallel dazu erhielten Klerus und Klöster nicht nur immer mehr Grundbesitz auf Kosten der Domäne, sondern auch zusätzliche Privilegien, durch die sie eine den großen aristokratischen Besitzungen ähnliche, zunehmend unabhängige Stellung gegenüber der Krone zu erringen vermochten. Unter der Regierung Wilhelms II. (1166–1189) wurde die Peripherie auf Kosten des Zentrums immer stärker. Seinen Beinamen „der Gute“ verdiente sich dieser König überwiegend durch seine Freigebigkeit in Sachen Privilegien und eine entsprechende Nachgiebigkeit gegenüber Adel und Kirche. Für die Eliten der Insel, doch auch in der Vorstellung der einfachen Leute wurde dieser passivste der Normannen-Herrscher, der allen Schichten so viele Freiheiten wie möglich gewährt und auf neue Abgaben verzichtet habe, zum idealen Monarchen und zum Modell: Die späteren Machthaber aus den verschiedensten Dynastien mussten schwören, wie der gute König Wilhelm zu regieren, das heißt: gewachsene Besitzstände unangetastet zu lassen. Eher nolens als volens haben sich die meisten von ihnen an diesen Eid gehalten.
    |108| Gegenläufige Bestrebungen zeichneten sich erst wieder ab, als 1194 nach dem Aussterben der normannischen Dynastie im Mannesstamm mit Heinrich VI., dem Gatten von Rogers II. Tochter Konstanze, ein überaus machtbewusster Herrscher aus dem Geschlecht der Staufer in Palermo den Thron bestieg. Als Sohn Friedrich Barbarossas war er nach dessen Tod 1190 zum Kaiser gewählt worden und vereinte so zwei Reiche in einer Hand – eine für das Papsttum schon bald bedrohliche, ja unerträgliche Umklammerung. Im Kampf gegen einheimische Rivalen und aufständische Adelige ging Heinrich VI. mit einer selbst für die an Grausamkeiten aller Art gewöhnten Zeitgenossen abstoßenden Unmenschlichkeit vor und bestätigte dadurch voll und ganz das in Italien verbreitete Klischee des blutgierigen Barbaren. So ließ er gefangene Gegner, darunter auch Frauen, verbrennen und zu Tode foltern. Die Abschreckungswirkung dieser Terrormaßnahmen hielt sich allerdings in Grenzen. Nach Heinrichs frühem Tod im Jahre 1197 brachen für seine Witwe und seinen zweijährigen Sohn Friedrich turbulente Zeiten an, die ihnen mancherlei Gefahren für Leib und Leben bescherten und die Monarchie auf einen Tiefpunkt absinken ließen.
    Nach den traumatischen Erfahrungen der persönlichen Bedrohung und der Machtauflösung setzte der neue, 1212 auch zum Reichsoberhaupt gewählte König Friedrich II. alles daran, das Erbe seiner normannischen Vorgänger kraftvoll wiederzubeleben. In welchem Maße ihm diese Wiederherstellung oder gar Steigerung gelang, wie neu, zukunftsweisend oder gar „modern“ sich seine Regierung gestaltete, ist unter Historikern bis heute umstritten. Für die

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