Skagboys 01
Fingernägeln herum. — ICH HAB GESAGT, IHR SOLLT IHN EUCH VORNEHMEN!
— HABT IHR MAMI NICH GEHÖRT?! KOMMT SCHON, JUNGS! , brüllt Begbie die beiden Brüder an, während der zurechtgestutzte Goliath zu seinen Füßen röchelt und stöhnt. Keiner der beiden bewegt sich. Sie stehen nur da, haben die Hosen voll und scheinen vollkommen geschockt zu sein. Sie sind nicht die Einzigen. — Heiliger Bimbam, staunt Larry, der sich aus dem Fenster gelehnt hat und mit riesigen Glupschaugen auf die Szene starrt.
Die Mutter schreit immer noch ihre Söhne an. — SCHNAPPT EUCH DEN MISTKERL, IHR VERDAMMTEN FEIGLINGE!
Begbie schaut mit einem höhnischen Grinsen in ihre Richtung. — Einen Scheißdreck wern die unternehm. Dann blickt er hinunter auf den muskelbepackten Kerl vor ihm. — Und der Kerl hier wird auch nix mehr unternehm! Zum Schluss verhöhnt er das Mädchen. — Wenn’s n Junge is, kannste dich mal melden. Bei nem Mädchen hab ich nichts damit zu tun! Er wirft das Rohr auf den Boden, dreht sich um und nickt mir zu. Wir steigen in den Van, er vorn, ich hinten. Nelly startet den Motor, und wir fahren noch mal am Tatort vorbei. Die Mutter keift immer noch und beschimpft ihre Söhne, während sie zusammen mit ihrer Schwester versuchen, dem großen Kerl am Boden aufzuhelfen. Franco schaut nach hinten zu mir und Larry. — Das passiert mit Typen, die sich mitm Young Leith Team anlegen! Als wir im Kreisverkehr an einer Reihe unansehnlicher Häuser und miesen Läden vorbeifahren, steckt er seinen Kopf aus dem Fenster. — HEY, IHR VERLAUSTEN PILTON-PENNER, HALTET EUCH BLOSS VON UNSERM VIERTEL FERN. IHR SEID DER ABSCHAUM DER MENSCHHEIT!
Wir machen uns Sorgen wegen der Bullen. Von den Frenchards wird uns zwar keiner anscheißen, und außerdem glaub ich auch nicht, dass die Jungs in der Drylaw Station wegen so einem Mist ihre Teepause unterbrechen werden. Es kann allerdings sein, dass irgendein alter Knacker aus der Nachbarschaft die Cops gerufen hat.
Franco is trotzdem super drauf und scheint vollauf zufrieden. Der Sack grinst von einem Ohr zum anderen. — Was für ein Riesentheater wegen einer beschissenen Göre. Nächstes Mal, wenn ich sie ficke, steck ich ihr mein Ding in den Arsch. Dann kann mir nachher keiner was.
— Hast heut deinen romantischen, was, Franco?, spottet Nelly, während er den Van aus der Sozialsiedlung auf die West Granton Road manövriert.
— Kann sein, aber ich sag dir eins: Diese verdammten Pilton-Penner sind so gut wie tot. Mit denen bin ich noch lange nich durch. Sein Gesicht ist von Wut und Hass verzerrt. — Ich hab gerade erst angefangen!
Ehrlich gesagt, krieg ich ziemlich Schiss, wenn Franco so Zeug redet. Mein Puls kommt erst wieder runter, als wir den Van in der Garage in Newhaven abstellen. Eigentlich gehört sie Nelly, aber Begbie und Matty haben auch Schlüssel. Dann geht jeder seines Weges. Ich marschiere wieder zum Walk zurück, um noch etwas mit Mitch und Rents in der Kneipe abzuhängen. Als ich ankomme, is aber nur noch Mitch da, von Rent Boy keine Spur. — Wo is Mark?
Mitch zuckt nur mit den Schultern. — Is mit diesem kleinen Kerl losgezogen, der irgendwann hier reinkam. Matty hieß der. Meinten, sie müssten was besorgen gehen und würden bald wiederkommen. Sag ma, Tommy, is alles in Ordnung mit dem?, fragt Davie. — Der verhält sich irgendwie ganz schön schräg, ich meine, sogar für Renton-Standards, und ich muss es wissen, hab schließlich ne Ewigkeit mit dem Kerl zusammengearbeitet.
— Aye, lache ich. — Ich denke schon.
— Biste sicher?
— Wahrscheinlich zu viel Gras geraucht. Außerdem is der Arsch verliebt in diese Schnitte oben in Aberdeen. Wie ich den Wichser kenne, wird er wohl gerade unterwegs sein, mehr Speed oder Kiffe holen, sage ich. Eigentlich beneide ich Rents. Alles läuft wie am Schnürchen für ihn: Tolle Lady, super Studium, und wenn er seinen Abschluss macht, wird er sich irgendwo anders n coolen Job angeln und nich hier versauern wie ich. Dafür bewundere ich ihn ein bisschen. Ich bin nämlich voll der Heimscheißer. Dabei würde ich auch gern mal hier rauskommen. Das wäre echt geil.
— Stimmt, sagt Davie und kippt seinen Drink runter. Dann wackelt er mit seinem leeren Glas hin und her, und ich schnalle, was er will.
— Noch mal dasselbe?
— Noch mal dasselbe.
KÄLTE
Union Street
E in weiterer Tag voller stoischer Streifzüge durch die Stadt. Ich laufe die Union Street runter und werde von heftigen Windböen malträtiert.
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