Skagboys 01
ist auch ohne Begbies Psychoterror schon aufgeladen genug an so einem Derby-Wochenende. Kommt einem so vor, als wär Vollmond. Alle sind ultra-aggro. — Ich glaub, du hast denen gut heimgeleuchtet, Franco, sag ich und mach dabei mit der Hand eine Bewegung wie bei einer Messerstecherei. Ein kleines Grinsen huscht über seine Visage. — Das is alles nur leeres Geschwätz. Diese Wichser werden nach dieser Nummer bestimmt nich mehr rumzucken.
— Aye, der Bruder von dem Kerl is jetzt so löchrig wie n beschissenes Nudelsieb, lacht Nelly.
Ich schaue zu Begbie rüber. Seine Gesichtszüge haben sich abermals versteinert. Er hat jetzt diesen Blick drauf, den ich nur allzu gut kenne. — Stimmt, aber Wichser von diesem Schlag kapiern das einfach nich. Aus der Fresse von dem großen Bruder kommt immer noch jede Menge Scheiße. Sieht so aus, als müsste man heutzutage echt jemanden über den verfickten Jordan schicken, damit die anderen Knalltüten einen ernst nehmen. Dann schaut er die Jungs am Tisch an und macht eine Ansage: — Wir fahren da jetzt rüber und unterhalten uns ne Runde mit diesem Hong-Kong-Phooey-Arschgesicht!
Ich muss schwer schlucken, obwohl ich gar nichts im Hals habe. — Wann willste da rüber, Franco?
— Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Francos gekräuselte Unterlippe schiebt sich nach vorn. — Will ihm nur n kleinen Besuch abstatten … mich mal mit dem Wichser unterhalten.
Ich schaue in die Gesichter der Jungs. Sie sind alle heiß drauf. Sogar Mark, der eigentlich nur für das Wochenende runtergekommen ist, grinst und sagt: — Warum nicht?!
— Du kommst nich mit, sagt Franco daraufhin zu ihm.
Mark schaut ihn verwirrt an. — Wieso nich?
— Du bist auf der verdammten Uni, Mensch! Ich werd nich zulassen, dass du das versaust. Das mit Pilton is nich dein Bier. Dann zeigt Begbie auf Mitch. — Halt dich an deinen Kumpel da.
Rents schüttelt den Kopf. — Aber wir beide sind doch Kumpels, Franco! Und deshalb is es sehr wohl mein Bier …, entgegnet er, scheint aber nicht so recht bei der Sache. Er schaut an Begbie vorbei zur Kneipentür. Das macht er schon die ganze Zeit. Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, starrt er da rüber.
Begbie legt einen Arm um Marks Schultern, zieht ihn zu sich heran und schaut direkt in seine zugedröhnten Augen. — Ein Scheiß isses. Alles, was für dich zählt, is die Uni, damit du hier rauskommst, kapisch?! Bist eh stoned bis in die Haarspitzen, du Arsch. Ne große Hilfe wärst du mir so oder so nich.
Ich blicke zu Mitch rüber. Er is zwar einer meiner besten Kumpels, aber ich hab ihn in letzter Zeit selten gesehen. — Ihr zwei wartet hier. Ich bin in einer Stunde wieder zurück, sag ich zu den beiden.
Mitch nickt. Mark schaut in der Gegend umher, als würde er noch widersprechen wollen, zuckt dann aber gleichgültig mit den Schultern. Als wir unsere Drinks runterkippen, sieht er einerseits erleichtert, andererseits irgendwie unglücklich drüber aus, dass er nicht mit kann.
Rents is eigentlich kein gewalttätiger Typ, aber er hat sehr wohl seine Momente. In der Schule hat er mal diesen Typen namens Eck Wilson niedergestochen und nach dem Halbfinale in Hampden nem Kerl ne Flasche über den Kopf gezogen. Das merkst du dir halt ganz besonders bei Typen wie Rents, die normalerweise nich so aggro drauf sind. Er meinte mal, dass er nur gewalttätig wird, wenn er große Angst hat. Mitch hingegen is ziemlich brauchbar in einer Prügelei. Er kommt aber aus Tollcross, und dadurch hat er mit der Kiste hier nichts zu schaffen.
Tolle Crew. Nelly und Franco sind verdammte Maniacs, und dieser Arsch Larry fährt voll drauf ab, andere Leute zu terrorisieren. Wir gehen raus und steigen in Nellys Van ein. Er und ich sitzen hinten. Wir fahren rüber nach Pilton. Begbie ist ziemlich aufgedreht und gibt die ganze Zeit über Kommandos vom Beifahrersitz. — Ihr bleibt im Van und kommt erst raus, wenn ich euch rufe! Kapiert?! Ihr wartet, bis ich euch Scheißer rufe!
— Bist du sicher, dass du’s so durchziehen willst?, frage ich, weil es mir wie eine ziemlich durchgeknallte Idee vorkommt. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich momentan nich gerade wie Fearless Tommy Gun, was vielleicht aber auch ganz gut so ist. Manchmal braucht man ein bisschen Schiss, um in Gang zu kommen.
— Es läuft so, wie ich es sage, verdammt!, schimpft Franco. — Ich rufe euch, wenn ich Hilfe brauche!
Ich sage lieber nichts mehr. Frank hat sich ziemlich klar ausgedrückt.
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