Skagboys 01
ein Recht auf Sexualität haben.
Ich schlage mir mit der Faust gegen die Brust, als hätte sie meine Motive infrage gestellt. Fiona aber bleibt ruhig und regt sich nicht, sondern nickt nur mitfühlend mit dem Kopf. Durch ihr Schweigen verstehe ich erst, wie das alles auf sie wirken muss. Wenn Fiona eine behinderte Schwester hätte, käme es ihr ganz bestimmt nicht in den Sinn, den Fernseher anzuschalten und sie zu befriedigen, während David Hunter aus Crossroads oder irgendein anderer TV -Schönling auf dem Bildschirm rumtanzt. Zum ersten Mal kapiere ich, dass ich in gewissem Sinne ein ziemlich kranker oder zumindest fehlgeleiteter Arsch sein könnte. Meine Stimme hört sich gequält an, als ich erneut um Verständnis bettele. — Er befand sich in einer schrecklichen und ausweglosen Lage. Alles, was ich wollte, war, dem kleinen Arsch eine Art Ventil zu verschaffen. Es ist ja nicht so, als wenn mir dabei einer abgegangen wäre.
Eine Weile lang schaut mich Fiona in dem schummrigen Licht der Abendsonne an, das durch die Fenster fällt. Ihr Blick wirkt beinahe ausdruckslos. Ihr Gesicht hat die Gelassenheit einer Person, die vollkommen in sich selbst ruht. — Kannst du nicht noch mal mit ihnen drüber sprechen?
— Hab ich schon ein paarmal versucht. Es war nie der richtige Zeitpunkt. Außerdem denk ich, dass sie sich schon ihre Meinung ge bildet haben. Über mich und über die Sache mit Klein Davie auch.
Sie presst die Lippen zusammen und atmet durch den schmalen Schlitz aus. — Warum schreibst du ihnen nicht einen Brief und legst die Sache schwarz auf weiß dar?
— Ich weiß nicht, Fi … damit würde ich mehr aus der Sache machen, als da eigentlich ist …, sage ich und fühle mich plötzlich krank und erschöpft. Ich lasse mich in den Sessel fallen, rutsche aber gleich wieder nach vorn und schlinge meine Arme um meinen Oberkörper.
— Ganz offensichtlich bedeutet es ihnen aber etwas, Mark. Und dir auch, sonst würdest du es mir nicht erzählen.
— Ich weiß, sage ich und schaue sie niedergeschlagen an. — Ich denk drüber nach. Danke fürs Zuhören.
— Natürlich, Liebster … Fiona lächelt traurig und bemerkt, dass ich schwitze und unruhig hin und her rutsche. — Ich mach mich auf den Weg, Liebster, damit du in Ruhe schlafen kannst, sagt sie leise. Sie steht auf, streicht mit der Hand über meine verschwitzte Stirn und küsst sie zum Abschied. Ihre Umarmung fühlt sich schwer an. Beengend. Ein Gefühl der Erleichterung überkommt mich, als sie schließlich geht.
Ich warte ein paar Minuten ab, renne runter zum Münztelefon und rufe Sick Boy in unserer Bude in der Monty Street an. Ich quatsche ihn zu, erzähle ihm von Don und frage, wie es in Edinburgh mit Stoff steht. Er sagt zu mir: — Alter, du interessierst dich echt nur noch für Dope.
Ich merke, dass es sinnlos ist, gegen diese Aussage zu argumentieren, denn im Grunde hat er ja recht. Es bringt mich zum Nachdenken. Wahrscheinlich sollte ich echt mit dem Scheiß aufhören. Er sagt noch irgendwas, das ich aber nicht mehr verstehe, weil ein Piepsen das Gespräch beendet.
Du musst jetzt aufhören, oder du fährst die ganze Kiste gegen die Wand.
Ich gehe raus und latsche durch die kalten windigen Straßen. Die Union Street runter. Zu den Docks.
Baltic Street
D er metallische Blutgeschmack in ihrem Mund signalisierte Maria, dass sich ihr Kaugummi verabschiedet hatte. Sie spuckte auf das graue, nasse Kopfsteinpflaster, griff sich ein Büschel Haare hinter ihrem Ohr und wickelte es spiralförmig auf ihrem Finger auf. Dann ließ sie es wieder los und begann von vorn. Haarsträhne greifen, um den Finger wickeln, loslassen.
Bisher hatten sie noch nicht die Zeit gefunden, um sich an Dickson zu rächen. Es lagen andere Dinge an. Im Moment plagte Maria der Turkey, der sie aber nicht davon abhalten sollte, neuen Stoff zu besorgen. Wenn das alles hier vorbei war, würde sie mit Simon zusammen weggehen. Nach London oder so. Er hatte große Pläne.
Sick Boy schaute ihr von einem Hauseingang aus zu. Ihr zwang haftes Verhalten erinnerte ihn an den mittlerweile verstorbenen Hund der Rentons, der sich jedes Mal drei Runden um seine eigene Achse gedreht hatte, bevor er schließlich in seinem Körbchen zur Ruhe kam. Nach den großen Versprechungen am Anfang hatte sich alles rasch in einen großen Haufen Scheiße verwandelt. Sick Boy war bitter enttäuscht gewesen, als er heraus gefunden hatte, dass er nicht Marias erster Liebhaber war. Ein Mit schüler und
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