Skagboys 01
ein skrupelloser spanischer Kellner waren vor ihm in den Hafen eingelaufen. Er kompensierte die Schmach, indem er im Bett ihren Horizont erweiterte und auch selbst in einigen Bereichen neues Terrain betrat. Am besten war sie, wenn sie drin gend Dope brauchte. In der kurzen Phase vor der vollkommenen Entkräftung, in der es einem so vorkam, als könnte man den unausweichlichen Turkey aus seinem Körper ficken. Auf Skag war sie recht gefügig. Trotzdem war es problematisch, sie dazu zu bringen, die gewünschten Positionen mit Freude einzunehmen.
Brummende Motorgeräusche kündigen ein Auto an. Langsam nähert es sich auf dem nassen Pflaster, das vom orangefarbenen Licht der Straßenlampen ganz schmierig ist, und hält neben Maria. Der klein gewachsene Fahrer kurbelt das Fenster des Volvos herunter. Er mustert Maria von Kopf bis Fuß und sieht dann zu Sick Boy hinüber, der schnellen Schrittes herbeieilt und dabei seinen Kopf hin und her dreht, als wäre er ein Beizvogel, dem man gerade die Falkenhaube abgenommen hat.
— Hat deine Freundin Lust auf ne kleine Spritz tour?
— Aye, antwortet Sick Boy und schaut dabei in ihr teilnahmsloses Gesicht und ihre glasigen, leeren Augen. Nachdem er einige Worte mit dem Mann im Auto gewechselt hat, wendet er sich an die Kleine. — Mach schon, Maria, der is in Ordnung, drängt er sie. — Er nimmt dich nur ne Runde mit zu sich und bringt dich danach wieder her. Du kommst dann einfach wieder in die Wohnung, okay?
Ein Gefühl der Angst erfasst ihren Körper. — Könn wir ihn nicht einfach mit zu uns nehmen?
— Nee, geht nich. Wir dürfen nicht riskieren, dass es die Nachbarn mitbekommen. Diese Mrs. Dobson schnüffelt schon die ganze Zeit rum. Seine großen Augen suchen die Straße ab. — Steig schon ein, Süße! Wir sehen uns später.
— Ich will nicht …, protestiert sie.
Der Kerl im Volvo wäre ihr dritter Kunde. Dessie Spencer aus der Kneipe war der Erste, gefolgt von Jimmy Caldwell. Er hasst es, sie mit anderen zu teilen, aber es ist nichts weiter als bezahlter Sex und bedeutet überhaupt nichts. — Steigst du nun ein?, drängelt der Anzugträger im Auto.
Sick Boy wird das Gefühl nicht los, dass der Typ ein Bulle ist, der gerade vom Revier kommt, aber es ist ihm egal. Einerseits haben auch Cops Brieftaschen, andererseits nervt der Turkey zu sehr, als dass ihn das Risiko wirklich interessieren würde. Er ist mittlerweile an dem Punkt, an dem Verhaftung und Knast nicht mehr bedrohlich wirken, sondern eher eine Möglichkeit darstellen, um vom Skag runterzukommen.
Es läuft einfach alles schief in letzter Zeit. Alle sind sie auf Skag. Gut, Tommy, Begbie, Second Prize und Gav drücken nicht, dafür aber alle anderen . Auch Maria ist drauf abgegangen und hat sich sowohl in sexueller Hinsicht als auch in puncto Skagsucht rasant entwickelt. Durch die Beziehung mit ihr ist Sick Boys eigener Konsum außer Kontrolle geraten.
Sie zögert immer noch, ist unwillig, in den Volvo des Anzugträgers einzusteigen. Sick Boy versucht, sie zum Auto zu schieben. — Na geh schon!
Maria stemmt sich aber dagegen und rammt ihre Hackenschuhe förmlich in das Kopfsteinpflaster. — Ich will aber nich, Simon …
— Ich kann hier nicht ewig warten. Kommst du nun mit oder nicht?, murrt der Typ im Volvo. — Ach, scheiß drauf! Er lässt den Motor an und braust davon.
Sick Boy schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und starrt dem Auto hinterher. Machtlos muss er zusehen, wie am Ende der Straße seine Chance auf ein kleines Plastiktütchen mit weißem Pulver zwischen den Häuserreihen verschwindet. Frustriert wendet er sich zu Maria und spricht aus, was der Volvo-Fahrer dachte: — Unprofessionell! Beschissen unprofessionell!
— Tut mir leid, Simon, aber ich will das nicht machen …, jammert sie. Plötzlich kriegt sie weiche Knie. Angst und das Gefühl des nahenden Turkeys versetzen sie in Panik. Sie klammert sich an das Revers seiner Herringbone-Jacke. — Ich will doch nur mit dir zusammen sein, Simon …
Sick Boy ist erschrocken darüber, wie schnell sich sein vor Kurzem noch unstillbares Verlangen nach Maria in ein Gefühl tiefer Verachtung verwandelt hat. Wie rasch sie auf dem Dope hängen geblieben war … das waren zweifellos die Suffkopp-Gene von Coke.
Er löst ihre Hände von seiner Jacke und summt die Titelmelodie der Nachrichtensendung News At Ten . — Dih-dih-dih, di-di-dih-dih! Uns geht’s beschissen. Bäng! Wir brauchen Stoff. Bäng! Oder wir kommen auf
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