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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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schwebt der Gestank jedes Mal wieder in die Toiletten zurück, wenn die Sonne draufscheint. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Chef es mitkriegt.
    Auch ohne von dieser Nummer zu wissen, ist Ralphy heute ziemlich mies drauf. Er will nämlich, dass wir Überstunden machen, damit diese Thekenteile fertig werden, aber keiner hat Bock. So sehr ich es mag, endlich wieder anständige Schreinerarbeiten nach Kundenvorgabe zu machen – es ist Samstagmittag, verdammt, und noch mehr Extrastunden kann er knicken.
    Ralphy hat wahrscheinlich die groteskeste und unvorteilhafteste Visage des Universums. Das Hauptproblem sind diese riesigen Hängebacken, die wie zwei Schamlippen aussehen und diesen gebogenen Zinken von einer Nase einrahmen, den Les gerne als »gigantische Klitoris« bezeichnet. Zu allem Unglück ist sein Mund so geformt, dass er von Nord nach Süd anstatt von Ost nach West verläuft. Les nannte ihn daher mal den »Wichser mit der Muschifratze«. Und es stimmt, Ralphy sieht wirklich so aus! Hinzu kommt, dass er immer ne ziemlich rote Gesichtsfarbe hat, so als hätte er gerade eine Prügelei hinter sich. Die ganze Misere wird durch seine dünnen Haare komplettiert: Ziemlich schlecht geschnitten, wirken sie über diesem Gesicht wie eine fein getrimmte Intimfrisur à la Brazilian Landing Strip. Den kompletten Vormittag schon quäkt er durch seinen Klitoriszinken und labert uns voll, aber ich kann nur noch an die bevorstehende Northern-Soul-Party in Blackpool denken: die ganze Nacht feiern, ein klassischer Allnighter!
    — Ihr müsst noch die Fußleisten zurechtschneidn, Mark. Die müssn heute Abend fertig sein. Terry und Ken solln die morgen ranmachen. Heute Abend … so viel steht fest!
    Klar doch, Alter …
    Ich bin der Einzige in der Crew, der nich fest angestellt is. Ich arbeite als verdammte Aushilfe hier. Trotzdem lädt Ralphy alles auf mir ab. Als ob es mich nen Scheiß interessieren würde, was für ihn feststeht . Fest steht in erster Linie, dass der Typ einer dieser ewig jammernden, kleinkarierten Musterbürger is, genau die Art Kleinunternehmer, die Thatcher liebt: ein habgieriger, geistig verkümmerter Wichser mit der Einstellung eines Streikbrechers, der aller Welt dauernd erzählt, »wie schwer er für seine Familie arbeitet«. Fälschlicherweise projiziert er diese Geisteshaltung auch auf alle anderen und erwartet, dass wir uns für dieses größere Wohl zurücknehmen und uns bereitwillig seinen Scheiß gefallen lassen. Was der Arsch dabei vergisst, ist die Tatsache, dass wir seine Familie kennen: diesen fetten, geldgeilen, seelenlosen Mülleimer von einer Frau und diese unausstehlichen Mutantenkinder der beiden. Logisch, dass wir uns da denken: Fick deine Familie, du Scheißhaufen mit der Pussy-Visage. Deine Sippe ist nichts weiter als verdammtes Ungeziefer , das man auslöschen sollte, bevor es dein Werk fortsetzt und diese Welt zu einem noch unausstehlicheren, langweiligeren und beschisseneren Ort macht, als sie es ohnehin schon ist. Also hör besser auf, uns dauernd diesen Rotz aufzutischen, du geiziger Bastard.
    Ich hab nich vor, mich hier totzuackern, sondern will meine derzeitige Position – unverbindlicher Ferienjob bei meinem ehemaligen Arbeitgeber – hemmungslos ausnutzen, bevor ich wieder in die akademische Welt entschwinde. — Ich hör jetzt auf, Ralphy.
    — Ich auch, schiebt Davie Mitchell hinterher. — Muss noch Sachen erledigen, weißte?!
    Diese Ansage versetzt Ralphys Gesichtsfalten in Bewegung. Schmerz leuchtet in seinen Augen auf. Man könnte fast meinen, er hätte gerade mit ansehen müssen, wie wir die McCain Pommes von den Tellern seiner wurstfingerigen Bälger fegen.
    — Samstag hat sich doch jeder nen Drink verdient, meint Les rechtfertigend. Les ist ein fetter Typ im Alter meines Vaters mit dünnem, hellem Haar und einer roten Alki-Visage, der sich ständig über alles und jeden lustig macht. — Sogar unser kleiner Bob hier hatn Date fürs Kino. Stimmt’s nich, Junge?
    Auf Bobbys Pickelvisage macht sich ein Lächeln breit. In seinen dunklen, etwas mädchenhaften Augen, die man unter diesem langen Pony fast nie zu sehen bekommt, funkelt jede Menge lausbübischer Übermut. — So sieht’s aus. Heut steck ich der Kleinen den Stinkefinger rein, antwortet er mit dem für ihn typischen, laut wiehernden Lachen, das seine Schultern auf und ab tanzen lässt und auch den Rest der Crew jedes Mal aufs Neue zum Grinsen bringt. Ralphy schaut uns nur fassungslos an und starrt dann

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