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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Dickson von dem Mädchen rollt und einen Augenblick lang zögert. Dann zieht er seine Sachen an und verlässt das Zimmer. — Du bist echt ein ganz schön abgefuckter Typ, sagt er anerkennend an der Tür, klopft seinem Gastgeber auf die Schulter und verlässt die Wohnung.
    Maria weint leise in das Kissen. Sick Boy, den Hammer wieder in der Hand, geht zu ihr und legt sich über sie wie eine Decke. Es ist, als würde sie brennen, und er müsste die Flammen ersticken. Er hält sie fest, während sie schreiend versucht, sich aus seinem Griff zu lösen, und dabei Rotz und Wasser heult. — ER HAT MICH VERGEWALTIGT, UND DU HAST ES ZUGELASSEN … LASS MICH … LASS MICH ZUFRIEDEN … ICH WILL MEINE MA … ICH WILL MEINEN DA-HAH-HAD …
    — ICH HATTE SCHON DEN HAMMER! ICH WOLLTE IHN UMLEGEN! ABER HIER KONNTE ICH ES NICHT TUN! ES WAR EIN FEHLER!
    — ER HAT MICH VERGEWALTIGT, UND DU HAST ES ZUGELASSEN!
    — WEIL ICH IHN TÖTEN WOLLTE! DANN HAB ICH ABER KAPIERT, DASS ES NICHT GEHT! NICHT HIER! SIE WÜRDEN UNS SOFORT EINLOCHEN!
    — ICH WILL ZU MEINER MA … MEINE MAMA … Maria verkrampft sich. Sick Boy weiß, dass er sie nur so lange festhalten muss, bis ihre Wut verpufft ist, der Turkey in ihre junkvergifteten Zellen kriecht und ihr Körper nach einem neuen Schuss giert. Dann wird alles wieder gut.
    Und das tut er auch. Die Tod und Elend verkündenden Schreie wandern in den Hintergrund, während seine Gedanken abdriften und er über neue Linkereien nachsinnt. Nach einer Weile fühlt sich Maria wieder warm und weich an, und es scheint fast so, als würde das elende Schluchzen von jemand anders kommen.
    Dann schläft sie irgendwann ein. Erst als das Telefon klingelt und nicht aufhören will, löst Sick Boy seine Umarmung und steht auf.
    Er nimmt ab. Am anderen Ende ist Onkel Murray, der mit Janey gesprochen hat. Wenn Maria nicht zu ihm nach Nottingham kommt, wird er persönlich aufkreuzen, um sie zu holen. Er rät Sick Boy, sich in Luft aufzulösen, und droht ihm Schreckliches an, sollte er ihn in der Wohnung der Andersons vorfinden. Obwohl er dem zunehmend verärgerten Onkel immer wieder Sachen sagt wie »Du verstehst da was falsch, Murray« oder »Das ist nicht meine Art, Murray« oder »Wir sollten uns alle zusammensetzen und die Sache in Ruhe bereden, Murray«, hält er es doch für eine gute Idee, die Wohnung zu verlassen, als Marias Onkel mitten im Gespräch den Hörer auf die Gabel knallt. So lässt er das schlummernde Mädchen zurück, schleicht sich raus auf die Junction Street und geht runter zum Walk. Er überlegt, ob er einfach die Promenade entlang bis zur Montgomery Street läuft, wo er Spud und Renton in der Wohnung treffen könnte, oder lieber gleich zum Hoochie Coochie Club am Tollcross durchstartet, wo es jede Menge Girls gibt, die weitaus weniger pflegeintensiv sind als Maria Anderson.

Anmerkungen zu einer Epidemie 4
    D er Spritzentausch in der Bread Street im Stadtteil Tollcross wurde Anfang der Achtzigerjahre von der Polizei geschlossen, nachdem in der Lokalpresse Bedenken gegenüber dieser Institution geäußert worden waren. Damit hatte die wachsende Zahl von Konsumenten intravenös verabreichter Drogen in Edinburgh keine Möglichkeit mehr, sich auf unkomplizierte Weise saubere Injektionsbestecke zu besorgen. In der Folge begannen diese Leute, ihre Kanülen und Spritzen untereinander auszutauschen und gemeinsam zu benutzen, ohne von der Gefahr der HIV -Infektion durch Blutkontakt zu wissen, über die damals fast ausschließlich als Krankheit homosexueller Männer berichtet wurde.
    So erkrankten Drogenkonsumenten in bislang unvorstellbarer Zahl, und die Presse berichtete über Edinburgh als die » AIDS -Hauptstadt« von Europa.

Das Licht tat seinen Augen weh
    A ls er in das düstere Zimmer trat, hatte sich seine Hand instinktiv zum Lichtschalter bewegt, dann aber abrupt innegehalten. Beim Anblick der hünenhaften Silhouette seines ehemaligen Schwagers und Geschäftspartners in dem Sessel vor ihm war ihm nämlich wieder eingefallen, dass das Licht seinen Augen wehtat.
    Nach dem Abschlussgespräch in der Personalabteilung, in dessen Verlauf man ihn abwechselnd gedemütigt und terrorisiert hatte, war Russell Birch den größten Teil des Nachmittags damit beschäftigt gewesen, sich zu betrinken. Während er in diversen Bars im Westen Edinburghs einen Drink nach dem anderen bestellt hatte, wuchs seine Wut auf den Mann, der für diesen Albtraum verantwortlich war. Ebendieser Mann saß jetzt vor ihm –

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