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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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derart still und regungslos, dass der Korbsessel trotz des großen Gewichts seines massigen Körpers keinerlei Geräusche von sich gab. Russell hatte eigentlich gedacht, sich erfolgreich mit Alkohol benebelt zu haben, fühlte sich mit einem Mal aber viel nüchterner, als ihm lieb war.
    Russell dämmerte, dass ihn jetzt eine ganz andere Art der Demütigung erwartete – härter und kompromissloser als die Peinigungen am Vormittag in dem heruntergekommenen Personalbüro. Er verfluchte seine Schwester, diese einfältige Schlampe, die es tatsächlich fertiggebracht hatte, dieses Tier in einer unglaublich geschmacklosen Biker-Zeremonie in Perthshire zu heiraten . Allein der Gedanke an die Hochzeit, diese Prozession von bis zum Hals tätowierten, muskelbepackten Lederfetischisten, brachte ihn jedes Mal aufs Neue zum Kochen. Trotz ihrer Einfältigkeit war Kristen so schlau gewesen, sich bald wieder aus dieser Beziehung zu lösen. Russell hingegen hatte das nicht geschafft.
    Er war gekommen, um anzuklagen, erkannte aber nun, dass dieser Weg wahnsinnig und gefährlich war. Viel eher bestand sein Part darin, sich zu erklären. Und genau das versuchte er nun auch mit einer dünnen Jammerstimme, deren Kraftlosigkeit seine eigenen Ohren beleidigte. — Der Sicherheitschef hat mich ins Personalbüro gebracht. Die haben mich mit diesen neuen Kameras aufgenommen, die jetzt überall in der Fabrik sind, und meinten, dass ich meine Sachen packen soll … Russell schüttelte sich, als er an den eiskalten Ausdruck auf dem Gesicht der Personalchefin Marjory Crooks dachte. Er hatte die Frau gekannt, sie waren Kollegen gewesen. Acht Arbeitsjahre waren nun im Eimer, und wofür? Für nichts. Außer vielleicht ein paar Tausendern auf einem Bankkonto.
    Er zitierte Ms. Crooks fast wörtlich, um dem Koloss im Schatten weitere Details zu liefern: — Sie meinten, dass sie sich nur gegen Anzeige und Strafverfolgung entschieden hätten, weil ich vorher außergewöhnlich gute Arbeit geleistet habe und das Unternehmen eine derartige Negativ-Publicity nicht brauchen kann.
    Versteinert dreinschauende Sicherheitsmänner (er kannte die Männer!) hatten vor der Tür auf ihn gewartet, um ihn vom Büro zur Straße zu eskortieren. Als sie gerade den demütigenden Gang antreten wollten, hatte einer der Direktoren ihm eine Frage gestellt. — Ist noch jemand anders involviert?
    — Michael Taylor, hatte er ohne zu zögern geantwortet, denn er wollte kooperieren, wollte sich, wenn nötig, anbiedern. Das war schon immer seine große Schwäche gewesen: Er sehnte sich nach Anerkennung.
    — Er ist ein Fahrer und Lagerarbeiter, teilte Crooks dem Direktor mit, der daraufhin zweimal nickte. Einmal, um sich für die Erläuterung zu bedanken. Das zweite Mal, um den Sicherheitsleuten zu bedeuten, dass sie Russell Birch nun hinausgeleiten könnten. Hinaus auf die kalte Straße.
    Er hatte ihnen etwas gegeben, hatte ihnen Michael Taylor geliefert, im Gegenzug aber nichts von ihnen erhalten. Nun würde sich Michael ganz gewiss an ihm rächen wollen. Er erinnerte sich daran, wie sein früherer Partner ihn einmal bedroht hatte. Damals war Russell cool geblieben und hatte ihm trocken gesagt, dass er diese Unterhaltung auch gern mit seinem Schwager fortsetzen könne. Daraufhin war Michael verstummt und hatte die Sache lieber unter vier Augen regeln wollen. Es war das Treffen in der Dickens Lounge Bar auf der Dalry Road gewesen, bei dem plötzlich sein Bäume rettender Yuppie-Bruder mit dieser Arbeitskollegin im Schlepptau aufgetaucht war, die er anschließend auch auf die Geburtstagsfeier ihrer Mutter mitgeschleift hatte. Alexander hatte sich an diesem Abend zwar vor sämtlichen Partygästen lächerlich gemacht, war am Ende aber trotzdem mit diesem attraktiven jungen Ding abgezogen. Typisch, sein Bruder schien immer auf die Füße zu fallen. Die schreiende Ungerechtigkeit dieser ganzen Angelegenheit trieb Russell in den Wahnsinn.
    Und nun saß diese schweigend vor sich hin brütende Naturgewalt vor ihm. Wie dumm es doch gewesen war, sich auf diesen Mann einzulassen und ihm einen persönlichen Gefallen zu tun! Sein Schwager hatte ihm erzählt, dass er Schmerzen habe, seit dem Unfall, und Russell hatte ihm helfen wollen. Als er es dann schließlich tat, setzte der Biker ihn unter Druck und wollte mehr. Natürlich hatte er ihn am Profit beteiligt, aber Russell war derjenige gewesen, der das gesamte Risiko auf sich nehmen musste. Beutelweise, in seiner Unterhose versteckt, hatte er

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