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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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es aus dem Werk geschafft. Wie eine Ente war er zur Toilette gewatschelt, sodass die Kollegen wahrscheinlich mehr als einmal dachten, ihm wäre ein Malheur passiert.
    Nun hatte er die Quittung bekommen , wie seine Mutter immer zu sagen pflegte. Er war arbeitslos und ohne wirkliche Chance, jemals wieder eine Anstellung in diesem Berufsfeld zu finden. Vier Jahre hatte er für den Bachelor of Science in Industriechemie an der Strathclye University studiert. Nun war die Urkunde nichts weiter als ein wertloses Stück Papier, das eingerahmt an der Wand hing.
    Er erzählte seinem früheren Schwager die Story, erklärte ihm erneut die Gefahren der verbesserten Sicherheitsmaßnahmen in der Fabrik und verwies abermals auf die neuen Überwachungskameras. Aber er kam nicht weit. Eine unmenschliche Stimme zerriss die Dunkelheit und brachte ihn zum Schweigen: — Was du mir eigentlich sagen willst, ist doch, dass du verfickt noch mal Scheiße gebaut und die verkackte Kiste gegen die Wand gefahren hast.
    — Aber ich habe meinen Job verloren, weil ich dir helfen wollte!
    Keine Antwort. Russell hatte sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und konnte jetzt Details des Riesen im Korbsessel ausmachen. Er trug eine Sonnenbrille. Die Schmerzen mussten ihm heute besonders arg zusetzen. Kein Wunder, es war kälter geworden. — Weißt du, was du jetzt tust?
    — Was?
    — Du hältst verdammt noch mal die Fresse.
    — Aber ich hab dir doch nur helfen wollen …, winselte Russell. — Craig, ich meine …
    Die dunkle Figur erhob sich aus dem Sessel. Russell hatte vergessen, wie gigantisch die Erscheinung seines Ex-Schwagers war: ein Meter fünfundneunzig groß und ein Körper wie aus Marmor gehauen. Unweigerlich musste er an einen Film mit einem ehemaligen Bodybuilder denken, den er kürzlich gesehen hatte. Fast kam er sich wie in einer Szene dieses Action-Streifens vor, in der der Terminator aus dem Nebel tritt und auf die Kamera zuläuft.
    — Ich glaub, du kapierst es nicht, raunte sein Gegenüber und schüttelte dabei den Kopf wie ein enttäuschter Vater.
    Alles, was Russell Birch jetzt noch übrig blieb, war, die verängstigte, kindliche Rolle auszuspielen, in die sein Gegenüber ihn gezwungen hatte. Seine Arme ausgestreckt, den Kopf leicht zur Seite geneigt, bettelte er mit zitternder Stimme: — Craiiig …
    Als Antwort landete eine knallharte Gerade in seinem Bauch und presste die gesamte Luft aus seinem Körper. Der Schmerz war überwältigend, man konnte ihn nicht unterdrücken, ignorieren oder ausschalten. Russell knickte nach vorn zusammen und streckte seine Hand aus – eine erbärmliche Geste, mit der er um Gnade flehte. Er hatte keinerlei Erfahrung mit dieser Art von Gewalt und war dementsprechend überrascht, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Was ihn aber tatsächlich verblüffte, waren die Schwäche seines Körpers und die Panik, die plötzlich in ihm aufkam: Sein Puls raste wie der eines kleinen, in die Falle geratenen Tiers.
    Der Ex-Schwager schaute auf ihn herab. — Es ist nur eine Sache passiert. Nur. Eine. Verfickte. Sache. Deine Blödheit hat mich einen Haufen Geld gekostet!
    Bereits vor einiger Zeit hatte er einen – zugegebenermaßen unbefriedigenden – Notfallplan für diesen Moment erarbeitet, denn ihm war schon lange klar gewesen, dass die Fabrik ihre Machenschaften irgendwann aufdecken und unterbinden würde. Seine Alternativstrategie ermöglichte es ihm zwar, im Spiel zu bleiben, bedeutete aber auch einen krassen Abstieg in der Hierarchie. Seine Tage als The Man waren gezählt. All die Leute, die er bisher mit seiner Qualitätsware beliefert hatte – in Glasgow oder unten in England, wo sie nur diesen nutzlosen braunen Paki-Scheiß hatten, den die Junkies hier oben nicht mal mit dem Arsch anschauen würden –, verwandelten sich nun in seine Arbeitgeber. Wer war jetzt noch da, um für ihn zu arbeiten? Nur dieser erbärmliche Wurm zu seinen Füßen. Ein Clown, dessen Schwester er eine Zeit lang gevögelt hatte. Dieser Wurm stand in seiner Schuld, und er würde ihn daran erinnern! — Du arbeitest immer noch für mich. Is das klar?! Ab jetzt fährst du – und zwar überall dahin, wo ich es dir sage. London. Liverpool. Manchester. Hull. Du holst Sachen für mich ab und bringst sie her. Kapiert?
    Russell blickte seinen Ex-Schwager an, starrte in die undurchdringbaren Gläser der Sonnenbrille. Alles, was er rausbekam, war: — Okay, Craig …
    — Und wenn du mich noch ein verficktes Mal so nennst,

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