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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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reiß ich dir deinen beschissenen Kopf ab und kack dir in den Hals! Mein Name ist Seeker. Sag es!
    Natürlich! Das war sein Name. Wie konnte er nur so dämlich sein? Der Mann hieß Seeker. Schon immer. — Sorry … sorry, Seeker, keuchte er und fühlte sich dabei, als hätte ihm gerade jemand ein Loch in den Magen gerissen.
    — Und jetzt mach, dass du mir aus den Augen kommst.
    Russell Birch tastete in dem schummrigen Licht nach der Türklinke. Überwältigende Angst mischte sich mit seinen Schmerzen, und er wollte nur noch raus. Raus, raus, raus.

TAUWETTER

Siebter Stock
    H ab nichts dagegen, dass Mark hier pennt. Er ist echt n feiner Kerl. Bei dem Kumpel, den er mitgebracht hat, bin ich mir allerdings nich so sicher. Wenn der zu Hause ist, was glücklicherweise nicht allzu oft vorkommt, stolziert er durch die Gegend, als würde ihm die Bude gehören. Keine Ahnung, was der im Schilde führt.
    Durch die beiden Gäste ist die Situation morgens immer leicht angespannt. Ganz besonders, weil ich in letzter Zeit nicht so gut schlafe. Das Problem mit dieser Wohnung ist nämlich, dass sie direkt neben der Müllrutsche liegt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit poltern Flaschen, Dosen, Gläser und anderer Hausmüll in dem beschissenen Müllschacht nach unten – direkt an meinem Kopf vorbei – und landen dann krachend in dem großen Container im Erdgeschoss.
    Auch an diesem Morgen sind die Vibes alles andere als relaxed: Als ich aufstehe, sitzt dieser Spackokumpel von Rents – Sick Boy heißt er, und wie ein Sick Boy kommt er auch rüber – schon mit einem Toast auf dem Teller in der Küche. — Guten Morgen, Nicksy, meint er und schaut dann mit diesem verdammt überheblichen Blick ausm Fenster. — Hackney … nich gerade ein Schmuckstück unter den Vierteln dieser Stadt, oder?, sagt er, als hätte er erwartet, im Buckingham Palace zu residieren.
    — Kannst dir gern ne andere Bleibe suchen, geb ich zurück.
    Daraufhin wird er großspurig wie nichts Gutes: — Worauf du dich verlassen kannst, Kumpel. Ich arbeite dran.
    Verdammte Großfresse. Hab gehört, dass er wegen seiner Art auch unten im Pub schon Ärger hatte. Ich hab nich wirklich viel übrig für Typen, die meinen, dass sie was Besseres sind, und denken, dass sie die tollsten Ideen haben und die krassesten Linkereien abziehen. Außerdem isses ja nich so, als wär ich schon mal zu Gast in seiner Hütte oben in scheiß Dudelsackland gewesen und würd ihm deshalb was schulden oder so. Könnt also ruhig mal ein bisschen Respekt zeigen, der Armleuchter.
    Dabei ist es gar nicht mal so übel hier. Gibt weitaus schlimmere Wohnsilos in der Gegend als das Beatrice Webb House. Unsere Bude liegt in der siebten Etage. Wir haben ne ganz gute Aussicht, können auf die Queensbridge Road runtergucken und bis zu den London Fields hinüberschauen. Außerdem gibt’s Fahrstühle hier, und meistens funktionieren die auch. Gestern zumindest. Ich geb’s gern zu: Die Butze ist kein Schmuckstück. Andererseits hab ich schon in schlimmeren Löchern gehaust. In der Küche steht so ein gigantischer Ami-Kühlschrank, der verdammt viel Platz einnimmt. Ist allerdings nie viel drin. Ich hab ein eigenes Zimmer, und dann is da noch ein anderer Raum, in dem ein paar Matratzen für die Gäste liegen.
    Wenigstens steht dieser Sick-Boy-Spacko morgens auf. Ich will ja Mark nicht runtermachen, aber der pennt echt immer ewig. Kommt jetzt erst rausgekrochen, dabei ist es schon fast ein Uhr. Er blinzelt, reibt sich den Schlaf aus den Augen und greift sich als Erstes ein Video vom Stapel auf dem Fernseher. — Ich steh eher auf Chuck Norris als auf Van Damme, meint er.
    Sick Boy glotzt Mark an, als wär er verdammt noch mal bescheuert. — Da bin ich mir sicher, Renton. Klarer Fall, dass du Norris mehr magst. Er hat sich mittlerweile an den Küchentisch gesetzt und schreibt mit feinsäuberlicher Handschrift irgendwas auf kleine Karten, die er vor sich aufgestapelt hat. Weil er mit dem Rücken zu mir sitzt, kann ich nicht sehen, was er da eigentlich treibt. Nicht dass es mich interessieren würde oder so. Mark lässt sich auf der Couch nieder und nimmt das Orwell-Buch zur Hand, das er gerade liest: Eine Pfarrerstochter.
    Das war das erste richtige Buch, das ich in der Schule gelesen hab, nachdem die Dyslexie bei mir diagnostiziert wurde und ich Hilfe bekam. Ich liebte diesen Schinken, auch wenn die Schrift in meinem Buch fünfmal so groß war wie bei den anderen Kids und sich alle über mich lustig machten,

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