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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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weil sie mich für einen verdammten Volltrottel hielten. Orwell ist einfach der Hammer. So wie ich das sehe, kann dem Typen keiner das Wasser reichen.
    — Scheint, als würde in der Heimat immer noch Skag-Ebbe herrschen, sagt Sick Boy beiläufig. — Hab neulich mit Matty telefoniert. War am Klappern wie ein Spanier am Nordpol.
    Matty … das ist mal ein Pfundskerl! Wünschte, Rents hätte den mit runtergebracht anstatt diesen Sick-Boy-Spacken. Wäre wie in den alten Tagen in Shepherd’s Bush. Das war echt ne verdammt gute Zeit. Damals. Rents schaut kurz zu Sick Boy rüber, der wie ein Falke über seinen Karten kauert, und vertieft sich dann wieder in sein Buch.
    Irgendwie trete ich auf der Stelle: Hänge den ganzen Tag mit den schottischen Kollegen ab und denke ständig an Marsha von oben. Aus der Küche schlägt mir ein widerlicher Gestank entgegen. Überhaupt mieft die ganze Bude wie eine verdammte Bärenhöhle, und das ist wahrscheinlich eher eine Beleidigung für die Bärenspezies als andersrum, da diese Viecher einen recht reinlichen Eindruck machen. Mark hat nämlich in die Küche gekotzt, weil er sich zu viel von dem Braunen reingepfiffen hat. Sauber gemacht hat er die Schweinerei allerdings nicht. Sick Boy streitet gerade mit ihm deswegen. — Ich kümmer mich drum, erwidert Mark, scheint es aber nicht besonders eilig damit zu haben. Zuerst wollte er das Braune nich mal mitm Arsch angucken. Meinte, dass es kein richtiges Skag sein könnte, weil es oben im Dudelsackland weiß ist. Jetzt kann er aber nicht genug davon kriegen, der Arsch.
    Ich hab die Schnauze gestrichen voll von dem Mist und lass meine verkeimten Gäste aus dem Norden allein in der Wohnung zurück. Nichts wie raus aus der Bude und rein in einen kalt-knackigen Tag. Ich fülle meine Lungen mit frischer Luft und fühle mich sofort besser. Auf dem Weg zum Markt läuft mir vor der Überland-U-Bahn-Station auf der Kingsland Road Marshas ungleiche Schwester, die fette Yvette, über den Weg.
    — Hey, wie geht’s?
    — Tipptopp.
    — Wie steht’s bei Marsha?
    — Die ruht sich n bisschen aus. War nich so gut drauf in letzter Zeit. Yvette verlagert ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, wobei ihr fast eine ihrer Riesentitten aus der Bluse springt.
    — Das tut mir echt leid …
    Yvette fährt diese Jamaika-London-Nummer und spricht auch so. — Hattse dir nix gesagt, oder?, meint sie, während sie ihre Bluse zurechtzupft und ihren Mantel schließt.
    — Was soll sie mir gesagt haben?
    — Nix … gar nix. Frauenprobleme.
    — Ich versteh das nicht. Sie will nich mit mir reden, aber ich muss sie sprechen. Will doch nur wissen, was ich falsch gemacht hab. Das ist alles.
    Yvette schüttelt den Kopf. — Lass gut sein, Nicksy. Wennse nich mit dir reden will, willse nich mit dir reden. Punkt. Du wirstse nich ändern, sagt sie und kichert kurz in sich hinein. — Nein, du wirstse nich ändern, wiederholt sie noch einmal.
    Ich zucke mit den Schultern und lass das fette Ding stehen. Is ja nich so, als würd ich Marsha ändern wollen. Ganz im Gegenteil! Normalerweise bin ich ein Typ, der weder Fragen noch Ansprüche stellt. Warum sollte ich auch? Bin schließlich noch n junger Kerl, und sie is n sehr junges Mädel. Gerade mal siebzehn – in mancher Hinsicht älter, in anderer Hinsicht jünger. Außerdem hat sie einen zweijährigen Sohn. Leon, ein echt süßer Bursche.
    Den Erzeuger vom kleinen Leon hab ich noch nie gesehen. Kann gut sein, dass er wieder am Start ist. Offen gesagt, hab ich keinen Schimmer, ob der noch an Marsha interessiert ist oder nicht. Wenn ich das Thema mal anspreche, meint sie nur so was wie: — Nee, alles cool, Mann.
    Ich weiß nämlich, wie der Hase läuft, und bin bestimmt nicht so blöd, als dass ich mich auf dem Territorium von nem schwarzen Bruder breitmachen würde. Der weiße Mann hat in diesen Gegenden Londons schon längst die Segel gestrichen. Mal abgesehen von ein paar Nischen wie Bermondsey (diese Millwall-Wichser zählen nicht!) wird Inner London überwiegend von Schwatten und Yuppies regiert. Manchmal fühlt es sich echt so an, als wären Leute wie ich nur noch Gäste in ihrer eigenen Stadt. Man muss sich benehmen, und was Streitereien um Mädchen angeht: Vergiss es, Alter!
    Ich dachte echt, dass Marsha und ich was Gutes am Laufen hatten. Neulich kam mir aber in den Sinn, wie viele Menschen, Schwarze und Weiße gleichermaßen, ganz und gar nicht von der Idee begeistert sind, dass ein weißer Kerl mit einem farbigen

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