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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ganzen Mist etwas erträglicher zu machen. Wir stehen noch eine ganze Weile vor dem Krankenhaus und quatschen über Ma. Irgendwann winke ich ein Taxi ran. Die drei steigen ein. Ich nicht. Dad kurbelt das Fenster runter. — Du kommst nicht mit uns zurück?, fragt er traurig.
    Sein Gesichtsausdruck birgt so viel Schmerz, dass ich fast doch noch ins Taxi steige. — Nein, ich gehe nach Hause. Ich will ins Bett. Ich komm morgen früh vorbei und kümmre mich um den Papierkram. Sterberegister und so …
    Alexander oder Johnny … Schwanz oder Skag …
    Mein Dad streckt seine Arme aus dem Taxifenster und hält meine Hände fest. — Du bist so ein gutes Mädchen, Alison …, sagt er und beginnt zu schluchzen. Ich habe ihn noch nie zuvor so aufgelöst gesehen. Mhairi versucht, ihn zu trösten. Calum hingegen wendet das Gesicht ab und wünscht sich wahrscheinlich gerade, irgendwo anders zu sein.
    — Gute Nacht, höre ich mich selbst sagen, als meine Hände wie nasse Fische aus den seinen gleiten und das Taxi losfährt. Ich schaue dem Auto nach und wünsche mir plötzlich, dass es anhält. Aber es fährt weiter.
    Ich drehe mich um und mache mich auf den Weg Richtung Tollcross.
    Schwanz oder Skag …
    Als ich bei Johnny ankomme, sehe ich Matty, der vor dem Gebäude rumlungert. Er sieht ziemlich abgerissen aus und scheint wegen irgendetwas aufgebracht zu sein. Ich trete von hinten an ihn heran. — Na, was is los, Matty?!
    Die kleine Schlange verstellt sich sofort. — Ähm … Ali … ähm … nichts Besonderes. Wollte bloß gerade Johnny besuchen.
    — Na dann los, fordere ich ihn auf und zeige auf die kaputte Gegensprechanlage und die offene Haustür. — Gibt keinen Grund, hier noch lang zu warten!
    — Stimmt, meint er zugeknöpft, und wir gehen die Treppe hoch. Oben schiebt mich Matty vor den Türspion, während er die Klingel drückt. — Die lassen mich sonst nich rein, flüstert er.
    — Ich bin doch nicht dein trojanisches Pferd!, erwidere ich genervt. Raymie öffnet die Tür. Er trägt ein T-Shirt mit einem ziemlich unprofessionell gemachten Aufdruck. In blauen, runden Plastikbuchstaben steht da auf weißem Untergrund: »I Was Born Under A Wandering Star«.
    — Paint your wagon …, zitiert er die Lyrics zu dem Songtitel auf seinem Shirt. — Komm rein, Ali. Dann sieht er Matty. — Böser Matthew! Böse, böse, böse, äfft er diese Hundetrainerin aus dem Fernsehen nach.
    — Mach mich nicht fertig, Raymie.
    Raymie zuckt mit den Schultern und lässt uns rein. Ich gehe ins Wohnzimmer, wo Johnny mit einem Typen sitzt, den ich schon mal gesehen habe. Es ist der Kumpel von Alexanders Bruder, den Simon und ich neulich bei einem Streit mit Johnny im Treppenhaus überrascht haben. Er sieht ziemlich stinomäßig aus und trägt dieses Mal normale Klamotten und einen etwas kürzeren Haarschnitt. Sein Gesicht verzieht sich, als er mich sieht. Johnny erhebt sich aus seinem Sessel. — Die wunderschöne Ms. Lozinska! Immer wieder ein Vergnügen, Lieb…
    Er bricht mitten im Satz ab, als er Matty erblickt, der hinter mir ins Wohnzimmer watschelt.
    — Was zum Teufel machst du denn hier? Ich hab dir gesagt, dass du hier nichts verloren hast!
    Matty schaut nur bedröppelt drein und zuckt mit den Schultern. Seine Anwesenheit (oder vielleicht auch meine) macht den anderen Kerl sichtlich nervös. — Was läuft hier ab, Johnny?
    Der Gastgeber versucht, ihn zu beruhigen. — Die sind okay, sagt er und wendet sich mit einem Lächeln zu mir. — Auch wenn ich’s lieber gehabt hätte, dass Ali eine ihrer Freund innen mitbringt …
    — Damit du sie angaffen und betatschen kannst?, witzele ich. Dabei ist mir gar nicht nach Lachen zumute, denn ich ersticke fast …
    O MEIN GOTT …
    — Na, na, na! Der weiße Schwan ist stets ein vollkommener Gentleman …, sagt er, spricht aber nicht weiter, weil er die Tränen sieht, die plötzlich auf meinen Wangen hinunterlaufen. — Hey, Ali! Was is denn auf einmal los, Kleine?
    Da platzt es aus mir heraus: Ich erzähle ihnen, wo ich gerade herkomme und was passiert ist. Johnny ist unheimlich nett und verständnisvoll.
    — Verdammte Scheiße, Alison. Das tut mir so leid. Er schüttelt den Kopf. — Schreckliche Krankheit. Mein Vater ist auch daran zugrunde gegangen. Hat mir das Herz gebrochen, denn der alte Mann hat bis zum Ende gekämpft. Irgendwann hab ich nur noch gehofft, dass er einfach loslassen würde, aber nichts da. Es war schrecklich, einfach das Schlimmste, sagt er, nimmt mich in den Arm

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