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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und wühlt in meinem Haar herum, als wäre ich ein kleines Kind. Dann geht er in die Küche und setzt Wasser auf. Matty und ich folgen ihm.
    — Du, Johnny, ähm, meinst du, du kannst mir was verticken?, sagt Matty.
    — Ihre Ma is gerade gestorben, du bekloppter Flachwichser, brüllt Johnny und nickt in meine Richtung. — Zeig gefälligst ein bisschen Scheißrespekt, Mann!
    — Stimmt, ähm, sorry, Ali, meint Matty und schüttelt mir reichlich unbeholfen die Hand. Unvorstellbar, dass wir vor ein paar Jahren mal miteinander geschlafen haben.
    Der andere Kerl, der Kumpel von Alexanders Bruder, ist jetzt aufgestanden und flüstert Johnny irgendwas ins Ohr, woraufhin dieser nickt. Dann schaltet er wieder auf normale Lautstärke und sagt: — Ich mach mich auf den Weg.
    — Alles klar, Schmucker, erwidert Johnny gezwungen fröhlich.
    Als der Typ gerade gehen will, macht Matty einen Schritt auf ihn zu und sagt: — Sorry, Kumpel, aber ich hab deinen Namen nich mitbekommen.
    — Wird wohl deswegen sein, weil ich ihn dir nich sagen will, antwortet der Gefragte barsch und dreht sich dann zu mir. — Das mit deiner Mutter tut mir leid, Kleine, aber bestell doch deinem Freund, dass sein Bruder eine verdammte Denunziantensau ist und sich auf was gefasst machen kann!
    — Hey, sachte, Kumpel, okay?! Ihre Mutter is gerade gestorben!, fährt Johnny ihn an und wirft mir dabei einen fragenden Blick zu.
    — Mir gefällt die Gesellschaft nich, mit der du dich umgibst, Johnny. Gefällt mir ganz und gar nich, meint der Typ und stürmt mächtig angepisst aus der Wohnung. Johnny, nicht minder aufgebracht, folgt ihm. Im Treppenhaus unterhalten sich die beiden in aufgeregtem Flüsterton. Ich renne raus und schreie den Typen an: — Ich weiß absolut gar nichts über seinen Bruder oder eure bescheuerten Deals. Ich knalle einfach nur einen Typen, der einen Uniabschluss in Botanik hat und ein hohes Tier in der Stadtverwaltung ist! Kapiert?!
    Der Kerl schaut mich an und meint: — Sorry, Kleine, hat wahrscheinlich echt nichts mit dir zu tun … sorry.
    Johnny nickt, und ich sage: — Verdammt richtig, das hat überhaupt nichts mit mir zu tun!, bevor ich wieder in die Wohnung gehe.
    Drinnen haben sie natürlich alles mit angehört, aber Matty gibt sich trotzdem betont gleichgültig.
    Kurz darauf kommt Johnny wieder in die Küche gestürmt. — Tut mir echt leid, Ali, Puppe, sagt er zu mir. Voller Wut und mit geballten Fäusten starrt er Matty an. — Du treibst es heute echt auf die Spitze, du Wichser!
    Matty ist sichtlich eingeschüchtert. Seine Augen werden feucht, und seine Stimme verwandelt sich in ein erbärmlich hohes Geflüster. Er zieht seine Mitleidsnummer – Marke »Ich bin doch noch ein kleiner Junge« – ab, die ich schon so oft bei ihm gesehen hab und die mich mittlerweile verdammt langweilt. — Was meinst du, Alter?
    — Na dieser Scheiß von wegen »Sorry, Kumpel, aber ich hab deinen Namen nicht mitbekommen«! Ich weiß genau, was du vorhast, Matty, und ich sag dir ein für alle Mal: Steck deine verfickte Nase nich in mein Business. Is das klar?!
    — Was immer du sagst, Alter, antwortet Matty mit einem Schulterzucken. Er spielt die beleidigte Leberwurst und tut so, als wüsste er nicht, wovon Johnny redet.
    Swanney wechselt das Thema und erzählt davon, wie Simon einmal die kleine Maria in seine Wohnung gebracht hat. Ich hoffe echt, dass Simon das Mädchen nicht so behandelt, wie Johnnys Story und das Gerede von Onkel Murray es vermuten lassen. Das kann einfach nicht sein. Nicht Simon. Er würde versuchen, dem Mädchen zu helfen. Ich wünschte, er wär jetzt in der Stadt. Ob er wohl gerade an mich denkt?

Northern Soul Classics
    E in Luftzug fährt durch Lucindas glänzendes Haar, als wir von der U-Bahn-Station Piccadilly Circus in das Chaos des West End emporsteigen. Jawohl! Hier sind wir richtig. Das ist das echte London. Soho – eine Quadratmeile voller Fun und Amüsement. Es ist noch früh am Abend und etwas kühl, aber sie sind trotzdem alle da und schwirren auf den engen Straßen umher: Werbemanager, Plattenlabelfritzen, Verkäuferinnen, Zuhälter, Stricher und Nutten, Abzocker und Touris. Es liegt eine ausgelassene Weihnachtsstimmung in der Luft, da jede Menge besoffenes Büroparty-Volk zwischen Bars und Restaurants hin und her taumelt. Mein interner Schnittenalarm schlägt so oft an, dass man von einem Ausnahmezustand in meinem Hirn sprechen kann. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Mit neidischer

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